"Judas Maccabaeus" zum Händel-Jahr in Münster
Konzert mit international renommierter Besetzung und öffentliche Vortragsreihe
Militärischer Sieg und protestantische Werte: Beides feiert das Oratorium „Judas Maccabaeus“ von Georg Friedrich Händel. Darum stellt der Exzellenzcluster der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, der das Thema „Religion und Politik“ untersucht, das Werk im Händel-Jahr 2009 in den Mittelpunkt seiner Veranstaltungsreihe „Gewalt – Bedrohung – Krieg“.
Vier öffentliche Vorträge über die biblische Textvorlage, den historischen Kontext und den musikwissenschaftlichen Stand der Forschung laden ein, sich intensiv mit dem Oratorium zu beschäftigen. Am 15. November mündet die Reihe in eine Aufführung in der Mutterhauskirche der Franziskanerinnen am Hohenzollernring 72. Mitwirkende sind renommierte Musiker wie die Händelinterpretin Emma Kirkby (Sopran), Catherine King (Mezzosopran), Daniel Johannsen (Tenor), Stefan Zenkl (Bass) sowie das Norddeutsche Barockorchester und der Chor Canticum Novum aus Münster. Die Leitung hat Michael Schmutte.
Die politische Dimension religiöser Musik
Neben dem „Messias“ ist „Judas Maccabaeus“ wohl Händels bekanntestes Oratorium. Ein Stück daraus hat als Klassik-Hit die Jahrhunderte überdauert: Das Adventslied „Tochter Zion“ basiert auf dem Chor „See the conqu’ring hero comes“ (Seht er kommt mit Preis gekrönt) aus „Judas Maccabaeus“.
Händel schrieb das Oratorium als Huldigung auf den siegreich heimgekehrten Duke of Cumberland. Unter dessen Führung hatten die königlichen Truppen im April 1746 den jakobitischen Aufstand unter dem katholischen Prinzen Charles Edward in der Schlacht von Culloden niedergeschlagen. Es schildert die biblische Geschichte um den Freiheitskampf des Volkes Israels. Das Werk entwickelte sich zu einem Symbol der Vaterlandsliebe und zu einem protestantischen Identifikationsangebot. Bereits zu Händels Lebzeiten wurde es mehr als fünfzig Mal aufgeführt.
Wegen der patriotischen Aussage von „Judas Maccabaeus“ bemächtigten sich auch die Nationalsozialisten des Oratoriums und schrieben das Libretto zu Propagandazwecken um. Die Veranstaltungsreihe untersucht solche und andere Spannungsfelder zwischen Religion und Politik. „Händels ‚Judas Maccabaeus‘ eignet sich hervorragend zur Illustration der politischen Dimension dieser religiösen Musik“, sagt Organisator Dominik Höink. Der Musikwissenschaftler forscht am Exzellenzcluster zu politisch-nationalen Stoffen im Oratorium. Kooperationspartner der Reihe ist das Bistum Münster.
Karten gibt es im Musikhaus Viegener am Katthagen 25, in der Copy Casa an der Wolbecker Straße 89 sowie unter www.religion-und-politik.de. Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei. Sie beginnen vom 22. Oktober bis zum 5. November jeweils donnerstags um 18 Uhr im Festsaal des Liudgerhauses. (bhe)