Digitale Kompetenzen von Sachunterrichtsstudierenden im Lehr-Lern-Labor fördern
Im Jahr 2016 gab die Kultusministerkonferenz das Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“ heraus. In diesem werden verbindliche Teilkompetenzen von Medienkompetenz definiert, welche Kinder und Jugendliche bis zum Ende ihrer Schulzeit erreichen sollen. Diese sollen bereits ab der Grundschule, also auch im Sachunterricht, angebahnt werden. Neben dem Aufbau von Medienkompetenz bietet die Integration digitaler Medien weitere Potenziale: So können durch das Lernen mit digitalen Medien auch fachliche Kompetenzen ausgebaut (KMK, 2016) sowie Individualisierung und Differenzierung ermöglicht werden (z. B. Holmes et al., 2018). Somit sind digitale Medien wichtiger Bestandteil eines modernen Sachunterrichts.
Um Sachunterricht planen zu können, in dem Schüler*innen Medienkompetenz aufbauen und digitale Medien produktiv in das individuelle Lernen integriert werden, benötigen (zukünftige) Lehrkräfte digitale Kompetenzen, die über die anzubahnenden Medienkompetenz der Schüler*innen hinausgehen (Herzig & Martin, 2018). Nach Mishra und Köhler (2009) benötigen (angehende) Lehrkräfte für die erfolgreiche Implementation digitaler Medien in den Fachunterricht das sogenannte „Technological Paedagogical Content Knowledge“ (kurz TPaCK). Dabei handelt es sich um technologiebezogenes fachdidaktisches Wissen, also Wissen darüber, wie digitale Medien für ein erfolgreiches Lernen fachlicher Inhalte genutzt werden können.
Um den Aufbau solch eines technologiebezogenen sachunterrichtsdidaktischen Wissens bei Sachunterrichtsstudierenden zu fördern, wird im Rahmen des Projektes eine Lehrveranstaltung konzipiert und implementiert, die an das Lehr-Lern-Labor des Instituts anknüpft. Die Lehrveranstaltung ist in vier Phasen aufgeteilt: In der ersten Phase werden Theorien über das Lehren und Lernen mit digitalen Medien erarbeitet und für den Sachunterricht diskutiert. Anschließend planen die Studierenden – begleitet durch die Seminarleitung und kooperierende Lehrkräfte – auf der Grundlage der erarbeiteten Theorien eine digital gestützte Sachunterrichtsstunde. Der Fokus liegt hierbei auf der Nutzung der digitalen Medien zur Gestaltung von Differenzierungsmaßnahmen, um auf individuelle fachliche Präkonzepte der Schüler*innen einzugehen. In der dritten Phase der Lehrveranstaltung werden die Unterrichtsplanungen mit Kleingruppen von Schülerinnen und Schülern im komplexitätsreduzierten Lehr-Lern-Labor erprobt, um sie anschließend in der letzten Phase der Veranstaltung theoriebasiert zu reflektieren.
Im angeschlossenen Promotionsprojekt wird die Lehrveranstaltung evaluiert. Hierfür wird innerhalb eines quasi-experimentellen Prä-Post-Designs das technologiebezogene sachunterrichtsdidaktische Wissen der Studierenden erfasst werden. Darüber hinaus wird untersucht, inwiefern die Lehrveranstaltung Auswirkungen auf die technologiebezogenen Selbstwirksamkeitserwartungen und die Einstellungen der Studierenden in Bezug auf den Einsatz digitaler Medien im Sachunterricht hat.
Literatur
Herzig, B. & Martin, A. (2018): Lehrerbildung in der digitalen Welt. Konzeptionelle und empirische Aspekte. In: S. Ladel et al. (Hrsg.): Digitalisierung und Bildung. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S. 89-113.
Holmes, W., Anastopoulou S., Schaumburg, H. & Mavrikis, M. (2018). Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien. Ein roter Faden. Stuttgart: Robert Bosch Stiftung.
Kultusministerkonferenz (KMK) (2016): Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz. Online abrufbar unter: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2018/Strategie_Bildung_in_der_digitalen_Welt_idF._vom_07.12.2017.pdf (zuletzt geprüft am 30.11.2020)
Mishra, P. & Koehler, M. (2009): What is Technological Pedagogical Content Knowledge? In: Contemporary Issues in Technology and Teacher Education, 9(1), S. 60-70.