Eine pädagogische Intervention im Kontext digitaler Kompetenzen von Lehramtsstudierenden: Das Lehr-Lern-Labor Diagnose & Individuelle Förderung zum Forder-Förder-Projekt
Zu einem Einzelprojekt im Rahmen des Teilprojekts "Lehr-Lern-Labore, Lernwerkstätten und Learning-Center" der Qualitätsoffensive Lehrerbildung der Universität Münster
In den Hochschulen soll der digitale Wandel in der Lehrer*innenbildung umgesetzt werden (KMK 2016), denn der Professionalisierungsprozess von (angehenden) Lehrpersonen ist maßgeblich für die Umsetzung von Digitalisierung in Schule (Lachner, Scheiter & Stürmer 2020). Das Ziel des Dissertationsvorhabens im Rahmen des bestehenden Lehr-Lern-Labors Diagnose und Individuelle Förderung (Feindt, Fischer & Zeinz, 2020) liegt darin, einen Beitrag dazu zu leisten, Studierende für den Unterricht mit digitalen Medien im Rahmen des Teilprojekts "Lehr-Lern-Labore, Lernwerkstätten und Learning-Center" der Qualitätsoffensive Lehrerbildung der Universität Münster vorzubereiten. Denn im Zuge der digitalen Gestaltung von Unterricht ist die Förderung von digitalen Lehrkompetenzen bei Lehramtsstudierenden in der Erstausbildung ein ausschlaggebender Faktor. Sie werden digitale Informations- und Kommunikationstechniken nur dann erfolgreich in ihren künftigen Schulalltag integrieren (können), wenn sie in ihrer Erstausbildung einen qualitativen ICT-Einsatz kennenlernen (Romero & García et al., 2020).
Am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Münster wird daher für Lehramtsstudierende im Lehr-Lern-Labor zum Forder-Förder-Projekt (FFP) eine Intervention nach dem SQD-Modell (Tondeur et al., 2018) gestaltet, wobei die sechs Strategien der Mikoebene angewandt werden. Das FFP selbst ist ein Angebot zum selbstregulierten forschenden Lernen für Schüler*innen in Grund- und weiterführenden Schulen, welches die Studierenden als Mentor*innen begleiten. An Intensivtagen soll eine erste Grundlage im Bereich Digitalisierung geschaffen werden, um diese im Verlauf der zwei Seminare als Querlage an diversen Stellen einzubinden und damit das Wissen sowie die Kompetenzen zu vertiefen.
So arbeiten die Studierenden an jeweils zwei Blocktagen, mit Vor- und Nachbereitungsphasen, theoretisch und praktisch, im Drei-Phasen-Modell des Blended Learning, vor, an und nach zwei virtuellen Blocktagen mit MicrosoftOffice365. Sie lernen Kompetenzmodelle sowie Modelle zu Medienintegration in Unterricht und Theorie zu Unterrichtseinstiegen kennen und wenden ihr Wissen an, indem sie in Gruppen Unterricht mit digitalen Tools designen. Diese Designs präsentieren sie und erhalten Feedback. Außerdem simulieren sie die überarbeiteten Designs schulpraktisch und bekommen Feedback. Die Gestaltung sowie Bewertung der Designs erfolgt mit Bewertungsrubriken (Romero, Cazorla & Buzón, 2017) und die beabsichtigen Lernergebnisse sowie Kompetenzen werden transparent gemacht (Jahnke & Kumar, 2014). Die Aufgaben sind nach den Taxonomiestufen von Bloom konzipiert (Nevid & McNelland, 2013) und kompetenzorientiert. Professionalisierungsprozesse von (angehenden) Lehrpersonen im Hinblick auf das Thema "Digitalisierung“ werden so unterstützt und begleitet. Dabei wird der Dreischritt „Diagnose – Förderung – Evaluation“ des Lehr-Lern-Labors vollzogen.
Aktuell liegt eine Herausforderung bei der Diagnose auf Seiten der Studierenden vor allem darin, dass für diesen Kontext (noch) kein passgenaues valides Testinstrument für eine Messung derjenigen (digitalen) Kompetenzen vorliegt, die in diesem Lehr-Lern-Labor vor allem gefördert werden sollen, sodass das DigCompEdu-SelfCheckin (Redecker & Ghomi, 2019) zur Messung heranzogen wird. Das Ziel des Dissertationsvorhabens ist es unter anderem, ein solches Testinstrument in Form von Concept-Maps in einer Pilotstudie zu konstruieren und validieren. Zur Erfassung der Effekte der Intervention wird ein quasi-experimentelles Wartekontrollgruppendesign angewendet. Daher wurde eine pädagogische Intervention im Studiendesign einer randomisierten, kontrollierten Studie (RTC) gestaltet. Die Stichprobe ist ein n von 41 Lehramtsstudierenden, welche das Forder-Förder-Projekt für Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulformen Münsters als Mentor*innen begleiten.
Zur Replizierbarkeit, Überprüfbarkeit, Transparenz und Nachvollziehbarkeit wird die Intervention mit einer eigenes konzipierten Checkliste nach CONSORT SPI, TIDieR und GREET durchgeführt.
Es ergeben sich somit in diesem Lehr-Lern-Labor auf zwei Ebenen neue Möglichkeiten der diagnosebasierten individuellen Förderung: Den Schüler*innen werden unter anderem Lernstrategien durch Tools vermittelt, sodass sie (noch) individualisierter und selbstregulierter lernen können. Die Herausforderung für die Studierenden besteht vor allem darin, passgenauen Unterricht für das Projektformat zu designen. Gleichzeitig werden die Studierenden durch die Förderung ihrer digitalen Lehrkompetenzen, im Hinblick auf ihre Lehrer*innenrolle, gestärkt. Aktuelle Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Studierende in ihrer universitären Ausbildung in Bezug auf digitale Medien (noch) zu wenig Input erhalten und sie darüber hinaus kaum Lerngelegenheiten bekommen, um sich in Bezug auf digitale Medien in der Praxis ausprobieren zu können (Lachner et. al. 2019). Die Chance dieses Dissertationsvorhabens liegt deswegen vor allem darin, dass die Studierenden ihre Produkte in authentischen Unterrichtssettings in Gruppenlernprozessen (Blömeke, 2017) gestalten sowie ausprobieren und eine positive(re), motivierte(re) Haltung statt einer Distanzierung (Kommer & Biermann 2012) im Hinblick auf digitale Medien im Unterricht einnehmen können. So könnte sich auch ihre Motivation (Backfisch et. al 2020) zum Einsatz dieser im schulischen Unterricht erhöhen.
usprobieren zu können (Lachner et. al. 2019). Die Chance dieses Dissertationsvorhabens liegt deswegen vor allem darin, dass die Studierenden ihre Produkte in authentischen Unterrichtssettings in Gruppenlernprozessen (Blömeke, 2017) gestalten sowie ausprobieren und eine positive(re), motivierte(re) Haltung statt einer Distanzierung (Kommer & Biermann 2012) im Hinblick auf digitale Medien im Unterricht einnehmen können. So könnte sich auch ihre Motivation (Backfisch et. al 2020) zum Einsatz dieser im schulischen Unterricht erhöhen.
Literatur
Backfisch, I., Lachner, A., Hische, C., Loose, F., & Scheiter, K. (2020). Professional knowledge or motivation? Investigating the role of teachers’ expertise on the quality of technology-enhanced lesson plans. In Learning and Instruction, 66, 101300.
Blömeke, S. (2017). Erwerb medienpädagogischer Kompetenz in der Lehrerausbildung. Modell der Zielqualifikation, Lernvoraussetzungen der Studierenden und Folgerungen für Struktur und Inhalte des medienpädagogischen Lehramtsstudiums. In: MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung. Jahrbuch Medienpädagogik 3, (S.231 – 244). Zugriff am 14.01.2021. Verfügbar unter: https://doi.org/10.21240/mpaed/retro/2017.07.13.X.
Digital Competence Framework for Educators (DigCompEdu – Modell) (2018). Zugriff am 03.02.2021. Verfügbar unter: https://ec.europa.eu/jrc/sites/jrcsh/files/digcompedu_leaflet_de-2018-09-21pdf.pdf.
Eickelmann, B., Lorenz, R., & Endberg, M. (2016). Die Relevanz der Phasen der Lehrerausbildung hinsichtlich der Vermittlung didaktischer und methodischer Kompetenzen für den schulischen Einsatz digitaler Medien in Deutschland und im Bundesländervergleich. In W. Bos, R. Lorenz, M. Endberg, B., Eickelmann, R. Kammerl & S. Welling (Hrsg.), Schule digital – der Länderindikator 2016. Kompetenzen von Lehrpersonen der Sekundarstufe I im Umgang mit digitalen Medien im Bundesländervergleich (S. 148–179.) Münster: Waxmann. Zugriff am 23.02.2021. Verfügbar unter https://www.waxmann.com/buch35.
Feindt A, Fischer C, Zeinz H. (2020). Schulischen Umgang mit Vielfalt verstehen und gestalten. Konzentration auf Komplexität im erziehungswissenschaftlichen Lehr-Lern-Labor. In Kürten R, Greefrath G, Hammann M. (Hrsg.), Komplexitätsreduktion in Lehr-Lern-Laboren. Innovative Lehrformate in der Lehrerbildung zum Umgang mit Heterogenität und Inklusion (S. 121-136). Münster: Waxmann.
Fischer C, Hillmann D, Kaiser-Haas M, Konrad M (Hrsg.). (2021). Strategien selbstregulierten Lernens in der Individuellen Förderung - Ein Praxishandbuch zum Forder-Förder-Projekt 1. Aufl. Münster: Waxmann. doi: https://doi.org/10.31244/9783830993056.
KMK (Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland). (2016). Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz. Zugriff am 23.02.2021. Verfügbar unter: https://www.kmk.org/themen/bildung-in-der-digitalen-welt/strategie-bildung-in-der-digitalen-welt.html.
Kommer, S. & Biermann, R. (2012): Der mediale Habitus von (angehenden) LehrerInnen. Medienbezogene Dispositionen und Medienhandeln von Lehramtsstudierenden. In: Schulz – Zander, R., Eickelmann, B., Moser, H., Niesyto, H. & Grell, P. (Hrsg.) (2012). Jahrbuch Medienpägagogik 9. (S.81 – 108). Heidelberg: Springer. Zugriff am 01.02.2021. Verfügbar unter https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-531-94219-3_5
Lachner, A., Backfisch, I., Hoogerheide, V., van Gog, T. & Renkl, A. (2019). Timing Matters! Explaining between study phases enhances students` learning. Journal of Educational Psychology.http://dx.doi.org/10.1037/edu0000396
Lachner, A., Scheiter, K. & Stürmer, K. (2020). Digitalisierung und Lernen mit digitalen Medien als Gegenstand der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. In: Blömeke, S., Cramer, C., König, J. & Rothland, M. (Hrsg.) (2016). Handbuch der Lehrerinnen und Lehrerbildung, (S.67 – 75). Stuttgart: utb. Zugriff am 23.02.2021. Verfügbar unter: https://www.researchgate.net/publication/346424836_Digitalisierung_und_Lernen_mit_digitalen_Medien
_als_Gegenstand_der_Lehrerinnen_und_Lehrerbildung/link/5fd68547a6fdccdcb8c47dbc/download
Redecker, Christine. 2017. European Framework for the Digital Competence of Educators: DigCompEdu. Joint Research Centre (Seville site). http://publications.jrc. ec.europa.eu/repository/handle/JRC107466.
Romero – García, C., Buzón – Garíca, O. & de Paz – Lugo, P. (2020). Improving Future Teachers’ Digital Competence Using Active Methodologies. Zugriff am 03.01.2021. Verfügbar unter: https://www.mdpi.com/2071-1050/12/18/7798
Tondeur, J. et. al. (2018). A multilevel analysis of what matters in the training of pre-service teacher’s ICT competencies. Computers & Education, 122, 32–42. DOI: 10.1016/j.compedu.2018.03.002