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Digitale Kommunikation erforschen - im digitalen Semester

Im Seminar "Digitale Kommunikation" wird aus der Not eine Tugend gemacht

Der Austausch über mobile Messenger-Dienste wie beispielsweise WhatsApp ist nicht mehr aus unserem kommunikativen Alltag wegzudenken. Die Angebote werden kontinuierlich erweitert und an die Bedarfe der Nutzer angepasst; zugleich entwickeln die Anwender neue sprachliche Praktiken, mit denen sie das Funktionsspektrum für ihre Zwecke ausdeuten. Emojis, Sprachnachrichten und Bild-Postings sind bereits fest im Repertoire digitaler Kommunikation verankert und weisen zahlreiche Muster auf, die im Rahmen des Seminars "Digitale Kommunikation" unter der Leitung von Dr. Katharina König vom Germanistischen Institut der WWU untersucht werden.

Screenshot von einem Beispieldialog aus der MoCoDa
Screenshot von einem Beispieldialog aus der MoCoDa
© Dr. Katharina König

In dem Seminar entwickeln Studierende in Projektteams Forschungsfragen zur linguistischen Analyse digitaler Kommunikation und führen auf Basis der "Mobile Communication Database" (MoCoDa), einer frei zugänglichen Online-Datenbank mit gespendeten WhatsApp-Chats, eigenständig eine empirische Studie durch. "Die Ergebnisse sollten eigentlich in einem Abschlussworkshop mit Studierenden eines parallel an der Universität Duisburg-Essen stattfindenden Seminars präsentiert werden", berichtet Katharina König. Doch die Corona-Pandemie hatte in diesem Fall zur Folge, dass die digitale Kommunikation nicht mehr nur Seminargegenstand war, sondern ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation in Seminarsitzungen, Methoden-Sprechstunden und Teamsitzungen wurde.

Aus der Not soll eine Tugend gemacht werden: Die Abschlusstagung wird nun als digitale Videokonferenz stattfinden, an der Studierende aus beiden Projektstandorten teilnehmen, ihre Projekte vorstellen und intensiv diskutieren. Anstelle von Projektpräsentationen im klassischen Vortragsformat erstellen die Studierenden Video-Aufzeichnungen, sogenannte Screencasts, in denen sie ihre Forschungsfrage entwickeln sowie beschreiben, wie sie die Phänomene anhand der MoCoDa untersucht haben und zu welchen Ergebnissen sie gekommen sind.

Die Studierenden befassen sich unter anderem mit den Fragen, ob Emojis in der WhatsApp-Kommunikation eine feste Bedeutung haben, welche medienspezifischen Formen der Höflichkeit sich in WhatsApp-Chats nachweisen lassen, welche Rolle die Satzstellung und die Zeichensetzung in der informellen Schriftlichkeit digitaler Kommunikation spielen oder wie sich die Antwortpartikel ja von einem joa in getippten Messenger-Dialogen funktional unterscheidet. Die studentischen Videos werden im Vorfeld der Tagung online bereitgestellt und gemeinsam digital kommentiert.

In einem Abschlussworkshop diskutieren die Studierenden ihre Ergebnisse und tauschen sich mit den Entwicklern der MoCoDa aus – sie wollen dabei unter anderem den Bedarf für technische Erweiterungen der Datenbankabfrage diskutieren. Die studentischen Forschungsprojekte tragen dazu bei, die Datenbank künftig noch besser für linguistische Untersuchungen zur digitalen Kommunikation zu nutzen. Die Erweiterungen sollen anschließend aus Mitteln des Projekts in Auftrag gegeben werden und nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten für den Einsatz in der Lehre an anderen Hochschulen frei zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen: https://www.stifterverband.org/digital-lehrfellows-nrw/2019/koenig_beisswenger

Das erste virtuelle Semester an der WWU läuft bereits seit mehreren Wochen. Die digitale Lehre ist für alle Beteiligten eine große Herausforderung, für viele Lehrende und Studierende ist es Neuland. Die aktuelle Situation setzt aber auch viel Kreativität und außergewöhnliches Engagement frei. Die WWU stellt in der Rubrik "Einblicke in das Digital-Semester an der WWU" besondere Lehrprojekte vor, die eigens für das virtuelle Semester entwickelt worden sind.