Das breite Spektrum der Mathematik im Blick
Rund 200 Mathematikerinnen und Mathematiker aus aller Welt kommen vom 25. bis 27. März im Schloss der Universität Münster zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen in der mathematischen Forschung auszutauschen. Ausgerichtet wird die Tagung vom Exzellenzcluster "Mathematik Münster: Dynamik - Geometrie - Struktur". Dessen Sprecher Prof. Dr. Thomas Nikolaus erläutert den besonderen Charakter der Konferenz.
Was ist das Besondere an der "Mathematics Münster Mid-term Conference"?
Fachkonferenzen gehören zum wissenschaftlichen Leben dazu und sind enorm wichtig für den Austausch und die Vernetzung. Im vergangenen Jahr hatten wir bei uns am Exzellenzcluster Mathematik Münster 21 Konferenzen mit rund 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Meistens sind die Tagungen allerdings auf ein Forschungsgebiet und eine mathematische Community begrenzt. Bei der "Mid-term Conference" nehmen wir hingegen das breite Spektrum der Mathematik in den Blick. In den Vorträgen werden aktuelle Ergebnisse aus ganz unterschiedlichen Bereichen präsentiert, von der reinen bis zur angewandten Mathematik.
Um welche Themen geht es dabei?
Oscar Randal-Williams von der University of Cambridge wird zum Beispiel über die Kohomologie von Modulräumen sprechen – ein zentrales Thema im Bereich der Topologie, das im Forschungsprogramm unseres Clusters eine große Rolle spielt. Um die Geometrie einer speziellen Klasse von Schwarzen Löchern geht es beim Vortrag von Mihalis Dafermos von der Princeton University. Aus dem Forschungsfeld der Numerik spricht Katharina Schratz von der Sorbonne Université über Algorithmen zum Lösen von Wellengleichungen, in der Fachsprache dispersive Gleichungen genannt. Insgesamt freuen wir uns, dass wir hochkarätige Mathematikerinnen und Mathematiker für die Vorträge gewinnen konnten. Darunter sind viele junge Leute, die in den vergangenen Jahren durch Top-Resultate international auf sich aufmerksam gemacht haben, wie zum Beispiel Shirly Geffen, Juniorprofessorin an unserem Cluster.
Was versprechen Sie sich von dem Ansatz, verschiedene mathematische Teilgebiete auf der Konferenz zusammenzubringen?
Die Breite der Themen spiegelt ein Grundprinzip unseres Exzellenzclusters wider: die starke Vernetzung der mathematischen Teildisziplinen. Wir sind in der Mathematik mittlerweile so spezialisiert, dass wir uns untereinander oft nicht mehr verstehen. Doch um mathematische Fragestellungen der heutigen Zeit zu lösen – und damit oft auch Durchbrüche in anderen Disziplinen zu ermöglichen – ist es wichtig, dass wir über den Tellerrand schauen und gemeinsam übergreifende Zugänge und Techniken entwickeln. Auf unserer Konferenz möchten wir einerseits den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Überblick über aktuelle Themen geben und auf der anderen Seite einen Rahmen bieten für Austausch und fruchtbare Zusammenarbeit, die man vorher in dieser Form vielleicht gar nicht erwartet hat.
Wie werden junge Mathematikerinnen und Mathematiker in die Konferenz eingebunden?
Wir freuen uns, dass sich viele Promovierende und Postdocs von unserem Cluster und von anderen Institutionen für die Konferenz angemeldet haben. Auf Tagungen wie dieser haben sie die Chance, am Puls von aktueller exzellenter Forschung zu sein und Kontakte knüpfen, die für ihre weitere Forschung und Karriere entscheidend sein können. Einige ausgewählte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus Münster präsentieren ihre Forschungsprojekte auf Postern und mit kurzen Vorträgen, dem "Poster Blitz". So bekommen sie eine Bühne für ihre Forschung. Gleichzeitig können wir den Gästen einen Einblick in die Bandbreite der Projekte geben, an denen wir hier in Münster arbeiten. Zu einigen Vorträgen wird es vorab sogenannte "Talk Tutorials" geben, in denen Postdocs den Promovierenden eine Einführung in das Thema geben, damit alle der Präsentation gut folgen können. Darüber hinaus sind viele in die Organisation verschiedener Programmpunkte der Konferenz eingebunden und tragen dazu bei, dass die "Mid-term Conference" eine tolle Gemeinschaftsleistung der Clustermitglieder ist.
Warum heißt die Konferenz eigentlich "Mid-term Conference", also "Halbzeit"-Konferenz?
Unser Exzellenzcluster wird seit 2019 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert, für einen Zeitraum von sieben Jahren. Mit dieser Konferenz ziehen wir – durch die Corona-Pandemie etwas später als ursprünglich geplant – eine Zwischenbilanz und schauen, welche Entwicklungen es seit unserem Eröffnungscolloquium in den verschiedenen Teilgebieten gegeben hat. Wir hoffen natürlich, dass der Folgeantrag, den wir gerade verfassen, Erfolg hat, sodass wir Münster weiter als Standort für mathematische Spitzenforschung ausbauen können.
Links:
Webseite zur "Mathematics Mid-term Conference"
Exzellenzcluster Mathematik Münster