2024
3 Fragen an usbekische Studierende an der Universität Münster:
Zebiniso Kosimova und Oybek Arabov von der Staatlichen Universität Buchara in Usbekistan absolvierten Erasmus+ Austauschsemester am Germanistischen Institut
Fragen an Zebiniso Kosimova
Welche Unterschiede stellen Sie in der Studienorganisation und im Studium an einer deutschen Universität im Vergleich zur Ihrer Heimatuniversität fest?
Zebiniso: Große Unterschiede bestehen in der Auswahlmöglichkeit von Kursen und der Planung und (Selbst-)Organisation des Studienalltags. An meiner Heimatuniversität gibt es mehr vorgegebene Strukturen und Richtlinien für die Kursauswahl und -planung. In Münster musste ich selbstständiger sein und mich eigenverantwortlich um meine Kurse und andere Aspekte meines Studentenlebens kümmern. Außerdem gibt es an meiner Heimatuniversität keine präsente Fachschaft. An der Universität Münster besteht diese aus Studierenden, die nicht nur Erasmusstudenten helfen, sondern auch allen anderen Studierenden im Studienalltag. Das hat mir persönlich sehr geholfen!
Ein weiterer Unterschied, der mir an der Universität Münster besonders aufgefallen ist, ist die starke Digitalisierung des Studienalltags. Viele Studierende nutzen Tablets anstelle von herkömmlichen Heften und machen sich die Vorteile digitaler Werkzeuge zunutze. Ich fand es interessant, wie sich die digitalen Lernprozesse und die Organisation des Studienalltags zu denen an meiner Heimatuniversität unterscheiden.
Eine herausfordernde Situation, die ich während meines Studiums erlebt habe, war die Anpassung an die akademische Kultur. Es gab bestimmte Erwartungen an wissenschaftliches Schreiben und Präsentieren, die sich von meinem Heimatland unterschieden. Zum Beispiel habe ich in einem Kurs zum ersten Mal gelernt, wie man ein eigenes Referat selbst mündlich präsentiert. An meiner Heimatuniversität hingegen müssen wir Referate immer nur schriftlich abgeben.
Welche Veranstaltungen oder Projekte an der UM fanden Sie besonders?
Zebiniso: Ich habe an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen, darunter Seminare, Vorlesungen, Übungen und Kurse des Sprachzentrums. Einer der Kurse, den ich besonders bereichernd fand, war der Kurs "Rederhetorik für Anfänger". In spielerischen Formaten haben wir uns kennengelernt und in angenehmer Atmosphäre miteinander gearbeitet. Im Kurs haben wir Sprechübungen gemacht, die sich auf Argumentation und Feedback konzentrierten. Zum Beispiel haben wir gelernt, wie man überzeugend argumentiert und wie man konstruktives Feedback gibt. Diese praktischen Übungen haben mir geholfen, meine Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und selbstbewusster in Diskussionen und Präsentationen zu werden.
Welche Herausforderungen begegneten Ihnen im (Studien)Alltag?
Zebiniso: Eine der größten Herausforderungen war die Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Da ich zunächst weder eine Wohnung noch ein WG-Zimmer gefunden habe, war der Beginn in Münster etwas stressig. Letztendlich habe ich diese Herausforderung überwunden, indem ich verschiedene Online-Plattformen genutzt und Hilfe in der Fachschaft gesucht habe, um eine Unterkunft zu finden. Am Ende hatte ich etwas Glück und habe eine Mietwohnung gefunden, die meinen Vorstellungen entsprach!
Fragen an Oybek Arabov
Welche Erwartungen hatten Sie an das Austauschsemester?
Oybek: Vor allem wollte ich meine Deutschkenntnisse verbessern, um sie später in meinem Beruf als Deutschlehrer im Unterricht anwenden zu können. Ich wollte auch die Möglichkeit nutzen, Deutschland zu erleben und meinen kulturellen wie auch akademischen Horizont zu erweitern. Des Weiteren plante ich, Materialien für meine Diplomarbeit zu sammeln, indem ich die Bibliothek der Universität Münster nutze.
Alles in allem war mein Ziel, nicht nur akademisch zu wachsen, sondern auch persönlich und kulturell von meinem Aufenthalt in Deutschland zu profitieren.Wie knüpften Sie Kontakte zu anderen Studierenden?
Oybek: Mich hat überrascht, dass sich die Studierenden in einem Seminar untereinander kaum kennen. In jedem Kurs gab es ganz andere Studierende, was die Kontaktknüpfung und die Kommunikation erschwert hat. An meiner Heimatuniversität ist das anders: alle Studienkommilitonen kennen sich gut und das hat das Lernen und die soziale Interaktion erleichtert. Sie sind wie Verwandte miteinander verbunden.
In einem der Seminare, die ich besuchte, stellte mich die Dozentin Frau Bodenburg in der ersten Stunde den anderen Studierenden vor. So kam ich mit anderen Studenten in den Austausch und wir sprachen über meine Herkunft und mein Land. Einer von ihnen erzählte, dass er als Erasmus-Student ein Semester in Frankreich studiert hat. Er hat mir von seinen Schwierigkeiten dort erzählt. Ich habe mit einigen Studierenden Kontakte ausgetauscht und sie in mein Land eingeladen.
Welche Tipps würden Sie anderen Austauschstudierenden geben?
Oybek: Die Seminare an der Universität Münster sind sehr digitalisiert: Sie brauchen ein gutes Tablet, mit dem Sie umzugehen lernen müssen. Das erleichtert den Alltag!
Verbessern Sie neben Ihren Deutschkenntnissen auch Ihre Englischkenntnisse. Denn mit internationalen Studierenden, die aus einem anderen Land kommen und kein Deutsch können, kann man in Münster ebenso sehr gut in Austausch kommen.
Bevor Sie hierher kommen, informieren Sie sich über die Studienorganisation
an der Universität Münster. Das ermöglicht einen leichten Einstieg in die Veranstaltungen!Versuchen Sie, alles so gut wie möglich selbst zu verstehen und zu erledigen, denn so werden Sie ein tieferes Gefühl für die Struktur der Gesellschaft bekommen!
Bevor Sie hierher kommen, setzen Sie sich ein klares Ziel und verfolgen Sie es konsequent. Wenn möglich, schreiben Sie es in Ihr Notizbuch und bleiben Sie am Ball!
Lehrerfahrungen an der Université Omar Bongo in Gabun – eine Reise, die verändert
Julian Fluß (MEd Gym/Ges & studentische Koordination für Literaturtutorien am Germanistischen Institut) absolvierte ein akademisches Lehrpraktikum an der Université Omar Bongo in Libreville im Rahmen der Erasmus+Kooperation mit Gabun
Den Kern meiner Reise bildete schließlich die Lehre an der Université Omar Bongo, an dessen Département d'études germaniques ich den Studierenden Einblick in den deutschen Alltag, Traditionen und Denkweisen gab. Nach einem etwas zögerlichen Start der Studierenden, der Umstellung auf die „deutsche Pünktlichkeit“, konnten wir uns in interessanten Gesprächen über unsere Kulturen austauschen. Besonders dankbar war ich tatsächlich für diese Gespräche, die einerseits das Seminar locker gestalteten, andererseits die gabunischen Kulturen für mich erfahrbar machten. Tatsächlich würde ich bei so vielen Unterschieden der gabunischen Sprachen, von Kulturen im Plural sprechen.
Der Einsatz verschiedener didaktischer Mittel, insbesondere kürzerer Videos, erwies sich als besonders effektiv, um kulturelle Aspekte und Traditionen Deutschlands zu veranschaulichen. Das Interesse der Studierenden an diesen Themen unterstrich die Neugier der Studierenden und den Wunsch nach interkulturellem Verständnis.
Die akademischen Standards und der Universitätsbetrieb in Gabun stellten sich als deutlich verschieden von jenen dar, die ich gewohnt war - gewohnt, da ich, während ich meinen Master of Education in Deutsch und Geschichte an der Universität Münster absolviere, auch für die Einführungstutorien am Germanistischen Institut zuständig bin. Ob fehlender Strom oder lediglich Gitterfenster in den Kursräumen - die Unterschiede boten eine interessante Perspektive in die Vielfalt akademischer Kulturen anderer Länder.
Meine Zeit in Libreville war eine wunderbare Erfahrung, die mein akademisches und persönliches Leben bereicherte. Ich bin dankbar, dass ich mich aktiv in der Lehre beteiligen und die Offenheit, die Warmherzigkeit der Menschen und das Mindset derer zumindest in Ansätzen kennenlernen durfte. In Gabun zu lehren und zu leben war mehr als eine akademische Aufgabe; es war eine Gelegenheit, über den Horizont hinauszublicken und zu erkennen, wie Bildung Brücken zwischen scheinbar unterschiedlichen Welten bauen kann. Die Erkenntnis, dass trotz der Herausforderungen durch Klima, Sprache und kulturelle Unterschiede eine so entscheidende Verbindung möglich ist, bleibt eine der wertvollsten Lektionen meiner Reise.
Vollständigen Bericht finden Sie hier.
Ansprechpartner für Praktikum an der Université Omar Bongo in Gabun Dr. Nils Bahlo