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Ältere Nachrichten zur Usbekistan-Kooperation finden Sie im Archiv.
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Vom 19. bis zum 23. August 2024 findet an der Universität Buchara eine vom deutsch-usbekischen Hochschulnetzwerk gemeinsam organisierte germanistische Summer School statt. Diese Veranstaltung richtet sich an Studierende, Hochschuldozierende und DaF-Lehrkräfte und widmet sich der Zukunft des Lehrens und Lernens in einer zunehmend digitalisierten und interkulturellen Hochschullandschaft.
Die deutsch-usbekische Hochschulpartnerschaft des Germanistischen Instituts der Universität Münster, unter der akademischen Leitung von Prof. Silvia Reuvekamp, umfasst die Deutsch-Abteilungen der Staatlichen Universität Buchara (BuxDU), der Staatlichen Pädagogischen Universität Chirchiq (CPDU), der Staatlichen Universität Termez (TerDU) sowie der Staatlichen Universität Urgench (UrDU). Diese Kooperation fokussiert sich neben dem fachwissenschaftlichen Austausch auf interkulturelle Kommunikation, Hochschuldidaktik sowie digitales Lehren und Lernen.
Etwa 100 Studierende aller Partneruniversitäten sowie 25 Lehrende werden an dieser internationalen Veranstaltung teilnehmen. Im Rahmen des Teamteachings bieten 9 Lehrende der Universitäten Münster und Wuppertal über 20 thematische Workshops an.
Die geplante Summer School dient zudem als Plattform für einen internationalen Bildungsdialog und die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Usbekistan. Weitere Informationen zum Programm der Summer School und zum Projekt finden Sie hier.
Zebiniso Kosimova und Oybek Arabov von der Staatlichen Universität Buchara in Usbekistan absolvierten Erasmus+ Austauschsemester am Germanistischen Institut
Welche Unterschiede stellen Sie in der Studienorganisation und im Studium an einer deutschen Universität im Vergleich zur Ihrer Heimatuniversität fest?
Zebiniso: Große Unterschiede bestehen in der Auswahlmöglichkeit von Kursen und der Planung und (Selbst-)Organisation des Studienalltags. An meiner Heimatuniversität gibt es mehr vorgegebene Strukturen und Richtlinien für die Kursauswahl und -planung. In Münster musste ich selbstständiger sein und mich eigenverantwortlich um meine Kurse und andere Aspekte meines Studentenlebens kümmern. Außerdem gibt es an meiner Heimatuniversität keine präsente Fachschaft. An der Universität Münster besteht diese aus Studierenden, die nicht nur Erasmusstudenten helfen, sondern auch allen anderen Studierenden im Studienalltag. Das hat mir persönlich sehr geholfen!
Ein weiterer Unterschied, der mir an der Universität Münster besonders aufgefallen ist, ist die starke Digitalisierung des Studienalltags. Viele Studierende nutzen Tablets anstelle von herkömmlichen Heften und machen sich die Vorteile digitaler Werkzeuge zunutze. Ich fand es interessant, wie sich die digitalen Lernprozesse und die Organisation des Studienalltags zu denen an meiner Heimatuniversität unterscheiden.
Eine herausfordernde Situation, die ich während meines Studiums erlebt habe, war die Anpassung an die akademische Kultur. Es gab bestimmte Erwartungen an wissenschaftliches Schreiben und Präsentieren, die sich von meinem Heimatland unterschieden. Zum Beispiel habe ich in einem Kurs zum ersten Mal gelernt, wie man ein eigenes Referat selbst mündlich präsentiert. An meiner Heimatuniversität hingegen müssen wir Referate immer nur schriftlich abgeben.
Welche Veranstaltungen oder Projekte an der UM fanden Sie besonders?
Zebiniso: Ich habe an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen, darunter Seminare, Vorlesungen, Übungen und Kurse des Sprachzentrums. Einer der Kurse, den ich besonders bereichernd fand, war der Kurs "Rederhetorik für Anfänger". In spielerischen Formaten haben wir uns kennengelernt und in angenehmer Atmosphäre miteinander gearbeitet. Im Kurs haben wir Sprechübungen gemacht, die sich auf Argumentation und Feedback konzentrierten. Zum Beispiel haben wir gelernt, wie man überzeugend argumentiert und wie man konstruktives Feedback gibt. Diese praktischen Übungen haben mir geholfen, meine Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und selbstbewusster in Diskussionen und Präsentationen zu werden.
Welche Herausforderungen begegneten Ihnen im (Studien)Alltag?
Zebiniso: Eine der größten Herausforderungen war die Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Da ich zunächst weder eine Wohnung noch ein WG-Zimmer gefunden habe, war der Beginn in Münster etwas stressig. Letztendlich habe ich diese Herausforderung überwunden, indem ich verschiedene Online-Plattformen genutzt und Hilfe in der Fachschaft gesucht habe, um eine Unterkunft zu finden. Am Ende hatte ich etwas Glück und habe eine Mietwohnung gefunden, die meinen Vorstellungen entsprach!
Welche Erwartungen hatten Sie an das Austauschsemester?
Oybek: Vor allem wollte ich meine Deutschkenntnisse verbessern, um sie später in meinem Beruf als Deutschlehrer im Unterricht anwenden zu können. Ich wollte auch die Möglichkeit nutzen, Deutschland zu erleben und meinen kulturellen wie auch akademischen Horizont zu erweitern. Des Weiteren plante ich, Materialien für meine Diplomarbeit zu sammeln, indem ich die Bibliothek der Universität Münster nutze.
Alles in allem war mein Ziel, nicht nur akademisch zu wachsen, sondern auch persönlich und kulturell von meinem Aufenthalt in Deutschland zu profitieren.
Wie knüpften Sie Kontakte zu anderen Studierenden?
Oybek: Mich hat überrascht, dass sich die Studierenden in einem Seminar untereinander kaum kennen. In jedem Kurs gab es ganz andere Studierende, was die Kontaktknüpfung und die Kommunikation erschwert hat. An meiner Heimatuniversität ist das anders: alle Studienkommilitonen kennen sich gut und das hat das Lernen und die soziale Interaktion erleichtert. Sie sind wie Verwandte miteinander verbunden.
In einem der Seminare, die ich besuchte, stellte mich die Dozentin Frau Bodenburg in der ersten Stunde den anderen Studierenden vor. So kam ich mit anderen Studenten in den Austausch und wir sprachen über meine Herkunft und mein Land. Einer von ihnen erzählte, dass er als Erasmus-Student ein Semester in Frankreich studiert hat. Er hat mir von seinen Schwierigkeiten dort erzählt. Ich habe mit einigen Studierenden Kontakte ausgetauscht und sie in mein Land eingeladen.
Welche Tipps würden Sie anderen Austauschstudierenden geben?
Oybek: Die Seminare an der Universität Münster sind sehr digitalisiert: Sie brauchen ein gutes Tablet, mit dem Sie umzugehen lernen müssen. Das erleichtert den Alltag!
Verbessern Sie neben Ihren Deutschkenntnissen auch Ihre Englischkenntnisse. Denn mit internationalen Studierenden, die aus einem anderen Land kommen und kein Deutsch können, kann man in Münster ebenso sehr gut in Austausch kommen.
Bevor Sie hierher kommen, informieren Sie sich über die Studienorganisation
an der Universität Münster. Das ermöglicht einen leichten Einstieg in die Veranstaltungen!
Versuchen Sie, alles so gut wie möglich selbst zu verstehen und zu erledigen, denn so werden Sie ein tieferes Gefühl für die Struktur der Gesellschaft bekommen!
Bevor Sie hierher kommen, setzen Sie sich ein klares Ziel und verfolgen Sie es konsequent. Wenn möglich, schreiben Sie es in Ihr Notizbuch und bleiben Sie am Ball!
von Anna Janning und Anne Charlotte Blasel (Master of Education Gym/Ges, Zertifikatsstudiengang Deutsch als Fremdsprache)
Im September 2023 begann unser sechswöchiges DaF-Praktikum an der Staatlichen Universität und der Schiller-Schule in Buchara, Usbekistan. Aufgrund einiger unvorhergesehener Ereignisse (verpasster Flug und unverhoffter Aufenthalt in Kasachstan) dauerte unsere Reise länger als geplant, weshalb wir mit vier Tagen Verspätung in unser Praktikum starteten. Endlich angekommen, wurden wir super herzlich von der gesamten Deutschabteilung in Empfang genommen und wurden direkt von zwei unserer Kolleginnen auf eine kurze Kennenlerntour durch das Universitätsgebäude mitgenommen. Nachdem wir an unserem ersten Wochenende bereits die Chance hatten, an einer Feier zum 93. Jubiläum der Universität und einem anschließenden Kollegiumsausflug zum Tudakulsee teilzunehmen, ging es dann am Montag offiziell los.
Unter der Woche waren wir größtenteils mit der Unterrichtsvorbereitung und -durchführung beschäftigt. Da wir die Kurse gemeinsam unterrichteten, konnten wir uns gegenseitig bei der inhaltlichen Vorbereitung unterstützen. Dies war besonders hilfreich, da die unterrichtlichen Bedingungen doch etwas anders waren, als wir sie aus der deutschen Universitätslandschaft bisher kannten. So waren die Studierenden in feste Lerngruppen, bestehend aus 12-15 Personen, eingeteilt und an vorgegebene Organisationsstrukturen gewöhnt. Der Unterricht ist hier klassischerweise lehrer:inennzentriert-frontal ausgerichtet und methodisch stark von einer regelbasierten Grammatikvermittlung geprägt. Dementsprechend wurde unseren ersten Unterrichtseinheiten mit anfänglicher Zurückhaltung begegnet. Trotz alledem wurden unsere interaktiven Methoden nach kurzer Zeit mit zunehmender Offenheit und vor allem stetiger Motivation aufgenommen; die Freude am Deutschlernen und das Interesse am Leben in deutschsprachigen Regionen war bei vielen Studierenden deutlich spürbar. In unseren Seminaren versuchten wir, ein heterogenes, differenziertes Deutschlandbild zu vermitteln und interaktive Lehrmethoden zu nutzen, um die Sprachhandlungskompetenz der Studierenden zu fördern. Besonders gut gefielen den Studierenden das Schreiben und Vortragen eigener Dialoge sowie die Nutzung digitaler Tools für einen kommunikativen Unterrichtseinstieg.
Neben der Tätigkeit an der Universität boten wir dreimal pro Woche an der Schiller Schule (bzw. Schule Nr. 4, wie sie in postsowjetischem Stil genannt wird), einer weiterführenden Schule, die seit 2018 Teil des PASCH-Netzwerks ist und vom Goethe-Institut betreut wird, DaF-Unterricht an. Obwohl wir lediglich die Schüler:innen der 7V (siebte Klasse) unterrichtet haben, wurden wir von allen Lehrkräften herzlich aufgenommen und in die Schulgemeinschaft integriert. So durften wir auch an verschiedenen schulinternen Veranstaltungen und Projekten wie den Festlichkeiten zum Internationalen Lehrer:innentag am 01.10. oder der Abschiedsfeier von deutschen Austauschschüler:innen teilnehmen. Zu Beginn des Praktikums fand außerdem ein Kunstprojekt an der Schule statt, das vom Goethe-Institut Tashkent in Kooperation mit dem Berliner Pop-Art Künstler Jim Avignon durchgeführt wurde. Seit Anfang September schmückt nun eine von den Schüler:innen bemalte, bunte Wand das Schulgebäude.
Bunt ist ein treffendes Stichwort, um Buchara zu beschreiben. Vor allem die Altstadt bietet zahlreiche gemütliche Cafés mit wunderschönem Ausblick auf die vielen Minarette der Stadt, die gerade abends einen ganz besonderen Charme haben. Buxoro, wie die Stadt auf Usbekisch heißt, hat uns mit ihrer Vielfältigkeit und besonderen historischen Bedeutung auf einzigartige Weise willkommen geheißen und wird uns so schnell sicherlich nicht mehr loslassen.
Wenn wir auf die letzten Wochen zurückblicken, bleibt vor allem ein Eindruck hängen: die unfassbare Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen, die wir hier kennenlernen durften, und deren Großzügigkeit, die uns besonders bei spontanen Essenseinladungen, Ausflügen in- und außerhalb Bucharas oder Sprachvermittlungen in herausfordernden Situationen (z.B. Arztbesuchen oder amtlichen Terminen) entgegengebracht wurde. Diese Warmherzigkeit hat dann auch so manch unverhoffte Änderung von Absprachen oder Plänen wettgemacht. Wo wir bei einem weiteren Punkt wären, der uns bestimmt in Erinnerung bleiben wird: die Spontanität. So haben uns immer wieder gewisse Überraschungen eingeholt (z.B. spontane Hospitationen in und Austausche mit anderen Kursen oder auch mal ein goldener Osterhase, der Ende Oktober Eier an die Studierenden verteilte), die uns sicherlich nachhaltig gelehrt haben, flexibel auf ungeplante Situationen zu reagieren.
An den Wochenenden hatten wir zudem ausreichend Zeit, um weitere Teile des Landes durch kurze Reisen kennenzulernen. So besuchten wir Samarkand, Khiva, Nukus, Tashkent und Andijan und sogar das Nachbarland Kirgisistan. Jede Stadt hatte ihr eigenes Flair und bot besondere Sehenswürdigkeiten. Auch die Reisewege zu den einzelnen Orten waren für uns eine besondere Erfahrung, da das Bahnsystem wirklich gut ausgebaut ist und die Nachtzüge, mit eigenen Betten, super komfortabel waren.
Wir finden, DaF-Praktika im Ausland wie diese sind besonders dann bereichernd, wenn man einen Ort findet, an dem man sich außerhalb der eigenen Komfortzone wiederfinden und wohlfühlen kann. Einen solchen Ort haben wir in Buchara mit unseren Kolleg:innen, Student:innen und Schüler:innen definitiv gefunden.
Katta rahmat, Buxoro.
Germanistisches Institut stärkt die Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Universität Chirchiq in Usbekistan
Die Deutschabteilung der Pädagogischen Universität Chirchiq gehört als feste Partnerinstitution ins deutsch-usbekische Kooperationsnetzwerk des Germanistischen Instituts, die akademische Leitung der Kooperation liegt bei Prof. Dr. Silvia Reuvekamp. In der Region Zentralasien fördert das einmalige Hochschulnetzwerk mit vier Germanistischen Abteilungen in Buchara, Termez, Urgench und Chirchiq innovative Projekte zur Interkulturellen Kommunikation sowie zur Transformation von Lehre und Lernen im Zeitalter der Digitalisierung.
Im Rahmen eines Kooperations- und Fortbildungsbesuchs der Partner:innen aus Chirchig in Münster, vertreten durch den Lehrstuhlleiter Zayniddin Sanakulov und die Koordinatorin Zamira Shirnazarova, wurden aktuelle Herausforderungen in der Forschung und akademischen Lehr- und Lernprozessen im Bereich der Germanistik besprochen und die dafür potentielle Optimierungsmaßnahmen erörtert und geplant. Für die gezielte fachliche Entwicklung der forschungsbasierten Masterabschlussprojekte usbekischer Nachwuchswissenschaftler:innen ermöglicht das Germanistische Institut für die Chirchiqer Masterstudierende kurze Forschungsaufenthalte in Münster. Interessierte Münsteraner Studierende können im Rahmen eines Aufenthalts in Chirchiq im Gegenzug praktische Unterrichtserfahrung im Bereich DaF sammeln und im zentralasiatischen Ausland ihre Lehrkompetenzen erproben, unterstützt und begleitet von Svenja Krause und Albina Haas.
Ein weiterer Schwerpunkt der Gespräche lag auf der bestmöglichen Qualifizierung usbekischer Lehrkräfte im Kontext des aktuellen Wandels in der Hochschuldidaktik. Durch den Austausch bewährter Lehrmethoden und die gemeinsame Entwicklung neuer (digitalbasierten) Lehrkonzepte wird die nachhaltige Qualitätsentwicklung der Lehre an der usbekischen Partneruniversität angestrebt.
Darüber hinaus bekamen die Gäste Einblicke in die studentische Arbeit der Fachschaft Germanistik. Dies ist besonders relevant, da an der Universität Chirchiq im laufenden Studienjahr die Struktur einer studentisch organisierten und geleiteten Fachschaft eingeführt wurde. So konnten sich die usbekischen Partnerinnen mit den Vertreterinnen der Münsteraner Germanistik-Fachschaft (Julia Rosin, Maximilian von Mulert) über die Praktiken und Formate der studentischen Partizipation im Hochschulsystem austauschen.
In Zusammenarbeit mit drei usbekischen Partnerabteilungen wird aktuell an der Konzeption und Austragung der geplanten Summer School in Buchara im August 2024 gearbeitet; für die zukünftige Zusammenarbeit wird die Ausweitung der bestehenden Zusammenarbeit mit besonderem Fokus auf der Implementierung des forschenden Lehrens und Lernens geplant.
Die Bachelor-Studierenden Gulnoza Eshniyozova und Furkat Jumaev der Partneruniversität in Termez absolvieren zurzeit als Erasmus+-Stipendiatinnen (KA 171) einen Studienaufenthalt am Germanistischen Institut der Universität Münster.
Während des Studienaufenthalts lernen sie u.a. verschiedene neue kooperative Lernformen kennen, um den Wissenserwerb und die Reflexion in Zusammenarbeit mit anderen Studierenden zu fördern. Beispielsweise entwickeln sie im Seminar „Sprachreflexion und Sprachvergleich im Deutschunterricht“ (Seminarleitung Dr. Cana Bayrak) eine Lernstation zur Typologie des Türkischen. Dabei liegt der Fokus auf der Vokalharmonie und der Pluralbildung. Diese Station haben sie anschließend mit ihren Kommilitoninnen im Seminar getestet und aufgearbeitet. So können sprachübergreifend Unterrichtsmaterialien entwickelt werden und außerdem profitieren die deutschen Studierenden von Einblicken in eine nicht indogermanische Sprache.
Die usbekischen Austauschstudierenden nehmen neue Beobachtungen und Erfahrungen positiv an, da sie diese in ihrem zukünftigen Beruf als DaF-Lehrende einsetzen möchten.
Mit regem Austausch zu Lehr- und Studienorganisation sowie zeitaktuellen Themen im Hochschulkontext startet das fünftägige Studienreise-Programm für elf usbekische Studierende, begleitet vom Dekan der Fakultät für Fremdsprachen Dr. Zohid Djumaniyazov, von der Partneruniversität Urgench in Usbekistan am Germanistischen Institut der Universität Münster. Seit 2016 wird die netzwerkbasierte Kooperation mit mehreren usbekischen Universitäten in Buchara, Chirchiq, Termez und Urgench vom NON-EU-Erasmus Programm gefördert; die akademische Leitung der Partnerschaft liegt bei Prof. Dr. Silvia Reuvekamp.
Auf dem Programm stehen neben der fachlichen Begegnung mit den deutschen Studierenden und Wissenschaftler*innen auch landeskundliche Einblicke in das wirtschaftliche, politische und kulturelle Leben in Deutschland. Neben dem Besuch ausgewählter Veranstaltungen in der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft („Gesprochenes Deutsch“ von Juliane Schopf/„Sprachen der Welt“ von Prof. Dr. Dejan Matic/„Sprachliche Interaktion“ von Prof. Dr. Susanne Günthner/„Deutsche Sprachgeschichten“ von Prof. Dr. Antje Dammel/„Germanistische Literaturwissenschaft“ von PD Dr. Julia Bodenburg) lernen die Usbeken im Verlauf ihres Aufenthalts auch den Studienalltag und Strukturen der studentischen Selbstorganisation an einer deutschen Universität näher kennen, welche teilweise stark von den heimatlichen Strukturen abweichen. So bekamen die Gäste beispielsweise durch die Fachschaft Germanistik spannende Einblicke in die Arbeit einer studentischen Hochschulvertretung.
Die Kooperation mit der Deutsch-Abteilung der Universität Urgench soll auch in Zukunft weiter ausgebaut und intensiviert werden:
Zunächst sind drei Dozent*innen aus der Deutschabteilung Urgench (Dr. Zohid Djumaniyazov, Gulnara Abdullayeva, Arslon Matkarimov) als Co-Autor*innen im bereits laufenden digitalen Lehrwerk-Projekt zur Interkulturellen Kommunikation Deutsch-Usbekisch tätig. Zurzeit promoviert der Urgencher Dozent Arslon Matkarimov am Fachbereich 09 im Bereich Innovation und Transfer digitaler Lehre (wissenschaftlicher Betreuer Prof. Dr. Jan-Martin Geiger).
Außerdem werden die Urgencher Partner*innen im kommenden Sommersemester 2024 aktiv bei der Austragung der geplanten deutsch-usbekischen Summer School in Usbekistan mitwirken. Die Vorbereitungen dafür waren bereits Teil der Kooperationsgespräche in Münster.
Auch die Auslandsgermanistik muss sich mit dem Phänomen der Künstlichen Intelligenz auseinandersetzen. Ausgehend von der schnellen Entwicklung textgenerierender Programme wie ChatGPT fand im Rahmen der Partnerschaft des Germanistischen Instituts mit vier usbekischen Universitäten ein Auftakttreffen zum Zweck eines ersten Erfahrungsaustauschs statt. Die anwesenden Lehrenden diskutierten Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in der Auslandsgermanistik und reflektierten so die damit einhergehenden Herausforderungen und Chancen des polarisierenden Programms ChatGPT in wissenschaftlichen und hochschuldidaktischen Kontexten.
Ähnlich zur deutschen Universitätslandschaft stehen auch usbekische Lehrkräfte vor der Herausforderung, eine bestmögliche Integration von ChatGPT in der Lehre zu gestalten. Wie Ergebnisse einer internen Umfrage an den usbekischen Partneruniversitäten zeigen, sind es hauptsächlich die Studierenden und nicht die Lehrenden, die eigene Erfahrungen im Umgang mit ChatGPT aufweisen, die Funktionen bereits in ihrem Studium nutzen oder zumindest wissen, wie die Oberfläche des Programms zu bedienen ist. Bereiche, die sie dabei anführen, sind etwa die E-Mail-Kommunikation oder Textgenese in Fremdsprachen, in denen sich ChatGPT als hilfreich erweist.
Die wissenschaftliche Leitung der Kooperation Münster – Usbekistan und Prodekanin für Digitalisierung Prof. Dr. Silvia Reuvekamp informierte zunächst über den aktuellen Stand von ChatGPT und eröffnete anschließend die Diskussion bezüglich möglicher Potenziale und Risiken für verschiedene Ebenen des Lehrens und Lernens im universitären Kontext. Anhand von Beispielen aus der eigenen Lehrpraxis wurden die Vor- und Nachteile des Programms gemeinsam diskutiert. Da sich auch die deutsche Universitätslandschaft noch in der Eruierungsphase bezüglich rechtlicher Eingrenzungen (u.a. hinsichtlich ethischer und datenschutzrechtlicher Aspekte) der KI-Praxis in den Lehr- und Lernkontexten befindet, schließt der deutsch-usbekische Austausch an einen aktuellen Diskurs des hochschuldidaktischen Problemkomplexes Künstliche Intelligenz an.
Die usbekischen Partner*innen äußerten ihr Interesse an einem kontinuierlichen Austausch, um Strategien zur Integration textprogrammierender Programme in fachgerechte Lehr- und Lernstrategien zu entwickeln und Lösungsansätze für damit einhergehende Probleme zu generieren. Dabei sollen auch ethische, soziale und pädagogische Fragen berücksichtigt werden. Des Weiteren wurde diskutiert, dass ChatGPT in die bestehenden digitalen Projekte der Kooperation (z.B. bei der Erstellung eines digitalen Lehrbuches Interkulturelle Kommunikation) von nun an miteinbezogen werden soll.
Gespannt und aufmerksam schauen alle Beteiligten der Kooperation Münster-Usbekistan auf die zukünftige Entwicklung von Lehren und Lernen mit Künstlicher Intelligenz in der Auslandsgermanistik.