(A2-18) Das Verhältnis von Moral und Religion bei Johann Michael Sailer und Immanuel Kant. Ein Beitrag zur Debatte um das Profil philosophischer Theologie und theologischer Ethik in der säkularen Welt
Die theologische Auseinandersetzung mit der Moderne ist längst nicht abgeschlossen – Debatten um das rechte Gottesbild, um das Verhältnis von Moral und Religion oder um ein angemessenes Verständnis der Natur belegen dies. Ein Forschungsdesiderat in diesem Zusammenhang ist die frühe katholische Auseinandersetzung mit neuzeitlichem Denken – diese stand lange Zeit im Schatten der großen idealistischen Systementwürfe vorwiegend protestantischer Denker und geriet im Zuge der Rehabilitierung neuscholastischen Denkens Ende des 19. Jahrhunderts ins Abseits. Der in seiner Zeit wirkmächtige, religionsphilosophisch aber kaum rezipierte Moraltheologe Johann Michael Sailer wird im Rahmen des Projekts als früher Vertreter einer „katholischen Moderne“ untersucht.
Im Zentrum der Arbeit steht die Auseinandersetzung Johann Michael Sailers mit der Moralphilosophie Immanuel Kants, die exemplarisch stehen mag für die Aneignung der Kantischen Ethik durch einen katholischen Moraltheologen im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert. Da Sailers Werk auf seine rezeptionsgeschichtlichen Abhängigkeiten hin bereits gut erforscht ist – einschlägig sind in diesem Zusammenhang die Studien von Gerard Fischer – kann Sailers Rezeption von Kants praktischer Philosophie gezielt unter systematischen Rücksichten betrachtet und so für das Profil einer philosophischen Theologie und einer theologischen Ethik unter den Vorzeichen der Moderne ausgewertet werden.
Das Projekt ist Teil der Koordinierten Projektgruppe Verflüssigung und Verfestigung normativer Diskurse.