EXC 2060 A3-13 - "Schutzschild Euphrat"? - Religiöse Vielfalt und kulturelle Identität im römischen Nahen Osten zwischen Tradition und Konstruktion

Projektzeitraum
Projektstatus
Laufend
Mittelgeber
DFG - Exzellenzcluster
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
  • Beschreibung

    Die Landschaften westlich und östlich des mittleren Euphrats, Nordsyrien und Nordmesopotamien, werden als Austausch- und Begegnungsraum wahrgenommen, der seit Jahrtausenden konstitutiv ist für die Ausbildung und Entwicklung religiöser wie kultureller Identitäten. Die Region erscheint als Quelle von Innovationen, von der neolithischen Revolution bis zur Entwicklung neuer religiöser Ideen, aber auch als eine Grenzregion, in der Ost und West aufeinandertreffen, sowohl im friedlichen Austausch als auch konfrontativ. Eine solche doppelte Lesart prägt den westlichen Diskurs bis heute, wobei inzwischen die Wahrnehmung der Region als frontier zu einem imaginierten und feindlichen Orient überwiegt.
     
    Diese Rezeption steht in einer weit zurückreichenden Tradition von Zuschreibungen, Grenzziehungen und Konstruktionen von Identität und Alterität. Ihre Wurzeln liegen in der Antike. Von entscheidender Bedeutung war die Zeit der Etablierung Roms als global player in der östlichen Mittelmeerwelt, als im 1. Jahrhundert vor Christus eine Demarkationslinie zwischen den römischen und den iranisch/parthischen Einflussgebieten entstand. Der Euphrat wurde zum ersten Mal als politische Grenze zwischen Ost und West begriffen, die dann in zunehmendem Maß auch kulturell und religiös konnotiert wurde. Kaum erforscht ist hingegen, wie das Wechselspiel von Politik, Konflikten und Akkulturationen in der Region selbst funktionierte und welche Auswirkungen es hatte. Wie reagierten lokale Gruppen und lokale Kulte beiderseits des Euphrats auf die neue politische Situation? Hatten die Kulte östlich des Euphrats eher ein stärker orientalisches Erscheinungsbild, das von mesopotamischen wie persischen Einflüssen dominiert wurde, die westlich des Flusses dagegen einen eher griechisch-römisch geprägten Charakter? Reichhaltige epigraphische, numismatische wie archäologische Evidenzen erlauben die Materialisierung lokaler Religionen und ermöglichen es zu verstehen, wie lokale und regionale religiöse Strukturen durch überregionale Austausch-, Assimilations- und Transformationsprozesse, aber auch durch Konfrontation und Gewalt verändert werden.
  • Personen

  • Promotionen

    Julia Arnkens, M.A.