EXC 2060 A3-11 - Ultramontanismus und Politik im Europa des 19. Jahrhunderts

Projektzeitraum
Projektstatus
Laufend
Mittelgeber
DFG - Exzellenzcluster
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
  • Beschreibung

    Zu den Instrumenten, mit denen Religion ein treibender Faktor in gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen werden konnte, gehörte die Bildung dezidiert religionspolitischer Parteien. Dies gelang in geradezu einzigartiger Weise dem Katholizismus in Europa, ohne dass im Protestantismus ansatzweise Vergleichbares entstand. Die Wurzeln des politischen Katholizismus liegen in der Politisierung der Massenreligiosität im Demonstrationskatholizismus des frühen 19. Jahrhunderts, etwa in Irland, in Belgien und im Rheinland. Die spätere deutsche Zentrumspartei diente als Vorbild für italienische und spanische Volksparteien. Während diese Parteien im jeweils nationalen Rahmen gut erforscht sind, ist deren transnationale Genese und Verflechtung kaum untersucht. Auch ihre ambivalente Position im Gefüge eines transnationalen Ultramontanismus, dem sie ihre Entstehung verdankten, von dem sie sich aber allmählich lösten, bedarf einer zeitgemäßen nationsübergreifenden Analyse. Konkret sollen auf der Ebene der Akteure, Anhänger und Medien die komplexen Ambivalenzen an Positionen und Praktiken, Wahrnehmungsmustern und Deutungen herausgearbeitet werden, die sich ergaben, wenn Politik spiritualisiert und zugleich das Geistliche politisiert wird; wenn aus dem Ultramontanismus seit 1848 katholische Fraktionen und Parteien entstanden, indes dieselben sich im späten 19. Jahrhundert zunehmend gegen die Einmischung Roms in die Politik verwahrten; wenn Katholiken einerseits der Zumutung des Nationalismus, andererseits dem Imperativ des Heiligen Stuhls als nationsneutralem Zentrum ausgesetzt waren. Wie reflektierten Zeitgenossen - Katholiken und ihre Gegner - über die Verflechtung und Entflechtung religiöser und politischer Dimensionen in ihren transnationalen Wechselwirkungen auf verschiedenen Ebenen?

  • Personen