Religion und Öffentlichkeit
Neue Publikation zum Umgang säkularer Gesellschaften mit Religionsgemeinschaften
Die Rolle von Religionsgemeinschaften in der Öffentlichkeit steht im Mittelpunkt einer neuen Publikation, die die katholischen Theologinnen Prof. Dr. Judith Könemann vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ und Prof. Dr. Saskia Wendel von der Universität zu Köln herausgegeben haben. „Durch die zunehmende religiöse Pluralisierung und die Rückkehr der Religion in die Öffentlichkeit sind liberale säkulare Gesellschaften vor die Frage gestellt, wie sie zukünftig ihr Verhältnis zu Religion und Religionsgemeinschaften gestalten wollen“, erläutern die Wissenschaftlerinnen. Dies schließe Fragen nach der rechtlichen Stellung von Religionsgemeinschaften und dem Umgang mit religiösen Überzeugungen im öffentlichen Raum und in politischen Auseinandersetzungen ein.
Der Sammelband „Religion, Öffentlichkeit, Moderne: Transdisziplinäre Perspektiven“ ist im Bielefelder Verlag transcript erschienen. Er bündelt die Beiträge einer gleichnamigen Tagung, die in Kooperation des Exzellenzclusters mit dem Institut für Katholische Theologie der Universität zu Köln und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Universität zu Köln stattfand.
Interdisziplinäre Forschung
Der Sammelband mit dem vollständigen Titel „Religion, Öffentlichkeit, Moderne: Transdisziplinäre Perspektiven“ ist im Bielefelder Verlag transcript erschienen. Unter den Autorinnen und Autoren sind Vertreterinnen und Vertreter aus der Religionssoziologie, Politikwissenschaft, (Religions-) Philosophie, Theologie und politischen Philosophie, die das Thema sowohl deskriptiv als auch normativ reflektieren. Sie nehmen Bezug auf etablierte Konzepte und Modelle zur Beschreibung und Analyse der Religion in moderner Gesellschaften. „Im Hintergrund steht die in den USA geführte, aber auch für die europäischen Staaten relevante Debatte um die Legitimität religiöser Überzeugungen in der Öffentlichkeit.“ Zu den Autoren gehören auch der in Harvard lehrende Religionssoziologe Warren S. Goldstein, die Theologin Maureen Junker-Kenny vom Trinity College Dublin und die Philosophen Volker Gerhardt und Thomas M. Schmidt.
Zur Untersuchung der komplexen Trias von Religion, Öffentlichkeit und Moderne gliedert sich die Publikation in drei Teile mit verschiedenen Perspektiven: Der erste Teil widmet sich dem Thema „Religion in spätmoderner Gesellschaft“ und blickt aus einer religionssoziologischen wie politikwissenschaftlichen Perspektive auf das Thema. Der zweite Teil „Religiöse Gründe in öffentlichen Diskursen“ nimmt eine religionsphilosophische Perspektive ein. Der dritte Teil „Religion und die politische Öffentlichkeit“ thematisiert die Religion in der politischen Öffentlichkeit und widmet sich dem Gegenstand aus der Perspektive der politischen Philosophie. Theologische Perspektiven kommen im zweiten und dritten Teil zu Wort. Um eine breite Diskussion zu dem Thema im Sammelband abzubilden, sind den Beiträgen von etablierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausführliche Erwiderungen von Nachwuchs-wissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern an die Seite gestellt.
Fallstudien aus Westeuropa
Die Autorinnen und Autoren beleuchten, wie es empirisch um die Relevanz des Religiösen in einer spätmodernen Gesellschaft bestellt ist, und ob religiöse Begründungen zur Rechtfertigung allgemein verbindlicher Normen herangezogen werden können. Dabei wird erörtert, ob sich überhaupt säkulare von genuin religiösen Überzeugungen trennen lassen, und wie sich das Verhältnis von Religion und der politisch-gesellschaftlichen Öffentlichkeit gestaltet. „Dabei werden sowohl Fallstudien zur faktischen Rolle religiöser Gemeinschaften in heutigen westlichen Gesellschaften vorgestellt als auch eine philosophisch-theologische Kritik der jeweiligen Hintergrundannahmen dieser Gemeinschaften vorgenommen“, so die Herausgeberinnen. „Hinzukommt eine begriffliche Analyse verschiedener Konzepte von Öffentlichkeit und verschiedener Formen der Rechtfertigung religiöser Überzeugungen in Kontext des Politischen.“ (maz/vvm)