Was konnten Dörfer im Heiligen Römischen Reich der Politik ihres Fürsten entgegensetzen? Wie konnten sie die lokalen Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern? Wie legitimierten sie Widerstand und Protest? Auf der Grundlage von Zeugenaussagen vor dem Reichskammergericht bietet der Historiker Dr. Matthias Bähr vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ eine Antwort auf diese Fragen. Der Autor zeigt, dass die ländliche Gesellschaft im 17. und 18. Jahrhundert allen anderen Akteuren im Rechtssystem – auch den Juristen – auf Augenhöhe begegnete. Sie brachte eigenständige „politische Sprachen“ zum Einsatz. Oft waren es dabei gerade die Ordnungsvorstellungen der „einfachen Leute“, die von den Gemeinden und ihren Zeugen zu durchschlagenden Argumentationsstrategien umgemünzt wurden. (UVK/exc/ill)
Hinweis: Bähr, Matthias: Die Sprache der Zeugen. Argumentationsstrategien bäuerlicher Gemeinden vor dem Reichskammergericht (1693–1806) (Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven, vol. 26), Konstanz et al.: UVK 2012, 316 Seiten, ISBN 978-3-86764-397-9, 39,00 Euro.