Physikunterricht sprachsensibel, inklusiv und kreativ gestalten
Forschungsthemen, Entwicklung und Fortbildungsangebote
Der Umgang mit Diversität im Klassenzimmer stellt nicht nur im Zuge der Inklusionsdebatte eine zentrale Aufgabe für den (Fach-)Unterricht dar. Ziel dabei ist es einen diversitätssensiblen Unterricht zu schaffen in dem es Raum für die Unterschiedlichkeit und Gemeinsamkeit der Lernenden gibt. Für den Unterricht relevante Diversitätsfacetten stellen im Sinne eines engen Inklusionsbegriffs u.a. der sonderpädagogische Förderbedarf, kulturelle Hintergründe, die Diversität in Bezug auf den sozio-ökonomischen Status, eine migrationsbedingte Diversität etc. dar. Demgegenüber steht ein weiter Inklusionsbegriff, welcher die Perspektive öffnet die Lernenden in all ihrer Unterschiedlichkeit wahrzunehmen und anzuerkennen. Ein diversitätssensibler Unterricht fordert dabei nehmen der Wahrnehmung und Anerkennung einen wertschätzenden Umgang mit der im Unterricht auftretenden Diversität und bildet somit einen Grundstein gesellschaftliche Stigmatisierungsprozesse aufzubrechen und vorzubeugen. Diversitätssensibler Unterricht ist somit nicht nur auf Ebene der Schule sondern auch aus einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive heraus gesprochenen Perspektive hoch relevant und unbedingt in der Ausbildung angehender Lehrkräfte zu berücksichtigen.
An der Physikdidaktik der Universität Münster ist der Umgang mit Diversität ein wichtiger Bestandteil der Lehramtsausbildung. Ziel ist es die angehenden Lehrkräfte auf einen sensiblen Umgang mit den im Fachunterricht relevanten Diversitätsfacetten vorzubereiten, sodass ein wertschätzender Umgang im Unterricht gelingen kann. Dazu werden u.a. konkreten Differenzlinien, wie beispielsweise bestimmten sonderpädagogischen Förderbedarfen im Seminar zum inklusionsorientierter Physikunterricht vorgestellt und konkret auf den Physikunterricht bezogen. Die Studierenden lernen hier erste sonderpädagogische Grundlagen kennen, die für einen wertschätzenden Umgang mit Diversität im Fachunterricht relevant sind. Aber auch in weiteren Lehrveranstaltungen wie bspw. der Einführung und Vertiefung Fachdidaktik wird die Diversität der Lernenden auf inhaltlicher und Metaebene immer wieder thematisiert, sodass die Studierenden sowohl die nötigen Werkzeuge an die Hand bekommen ihren Unterricht diversitätssensibel zu gestalten als auch selber erfahren, was es bedeutet in einer diversitätssensiblen Lernumgebung zu lernen.
Während der ersten Phase der Lehramtsausbildung legen wir an unserem Institut nicht nur Wert auf eine fundierte Ausbildung in Physik und ihrer Didaktik, sondern bereiten die Studierenden auch auf ihre umfassende und vielseitige Lehrtätigkeit vor. Einen zentralen Aspekt stellt der Umgang mit sprachlicher Diversität im Klassenzimmer dar.
Einen curricularen Bestandteil der Lehramtsausbildung an der Universität Münster bildet das DaZ-Modul (Deutsch als Zweitsprache). In diesem Modul werden im Rahmen einer DaZ-Vorlesung und eines DaZ-Seminars nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praxisnahe Methoden zur Gestaltung eines sprachsensiblen Unterrichts vermittelt.
Unser DaZ-Seminar für angehende Lehrkräfte der Naturwissenschaften baut auf den Inhalten der Vorlesung auf und setzt einen starken Fokus auf Praxisbezug. In den einzelnen Sitzungen werden die Vorlesungsinhalte unter Berücksichtigung der naturwissenschaftlichen Perspektive vertieft. Dabei werden Themen wie die Differenzierung von Sprachregistern, Spracherwerbsverläufe, Sprachstandsdiagnosetools, Sprachförderung (u.a. Scaffolding) und die Entwicklung einer sprachsensiblen Unterrichtsgestaltung behandelt.
Neben dem physikalischen und pädagogischen Fachwissen bildet die Sensibilisierung für die Herausforderungen und Förderung naturwissenschaftlicher Bildungs- und Fachsprache ein Fundament, um in einer zunehmend sprachlich heterogenen Schullandschaft erfolgreich zu unterrichten.
Unser Institut widmet sich darüber hinaus der Erforschung des Umgangs mit sprachlicher Diversität im naturwissenschaftlichen Unterricht. Unsere Schwerpunkte sind:
Fortbildungsangebote zum sprachbildenden Unterricht:
Die Erstellung und Nutzung von Visualisierungen haben eine lange Tradition in der physikalischen Disziplin. Newtons Veröffentlichung "Philosophiæ Naturalis Principia Mathematica" von 1687 enthält zahlreiche Diagramme und mathematische Modelle, die seine Gesetze der Bewegung und Gravitation verdeutlichen. Auch Einstein nutzte neben komplexen mathematischen Gleichungen einfache Skizzen, um seine Theorien zur speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie zu erklären. Faraday und Edison dokumentierten ihre Beobachtungen und Entdeckungen häufig in Form von skizzenhaften Visualisierungen, um Forschungsergebnisse zu organisieren und verständlich zu kommunizieren.
Aus Sicht der Kommunikationstheorie bieten Visualisierungen auch im Physikunterricht das Potenzial der Versachlichung, Konkretisierung, Motivation und kognitiven Entlastung. Unsere Forschungslinie "Visuelles Lehren und Lernen" (visual teaching und learning) beschäftigt sich mit der Lernwirksamkeit von Visualisierungen unter Berücksichtigung diverser kognitionswissenschaftlicher Theorien. Weitere Forschungsschwerpunkte sind das Dekodieren und Konstruieren von Visualisierungen sowie das didaktische Potenzial des Visuellen Denkens.
Im Rahmen unserer Hochschullehre werden angehende Lehrkräfte darin geschult, effektive visuelle Hilfsmittel für ihren Unterricht zu entwickeln und einzusetzen. Wir vermitteln ihnen das nötige Wissen und die Fähigkeiten, um Lernenden komplexe Konzepte auf verständliche und ansprechende Weise zu präsentieren. Darüber hinaus bieten unsere Programme zur Fortbildung von Lehrkräften die Gelegenheit, Grundlagen der Visualisierung zu erlernen, bestehende Fähigkeiten im Umgang mit Visualisierungen zu vertiefen und neue Techniken der Wissensvermittlung auszuprobieren. Damit unterstützen wir PädagogInnen, ihren Unterricht auf innovative Weise zu gestalten, neue Lehr- bzw. Lernwege zu gehen (siehe Creative Days) und zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Bildung beizutragen.
Im Bereich naturwissenschaftlichen Lernens treten spezielle kognitive Herausforderungen auf. Die Fachinhalte sind oft abstrakt und schwer greifbar, Geräte und Fachtermini sind oft unbekannt oder schwer verständlich. Darüber hinaus müssen die Lernenden auf die komplexen Herausforderungen unserer Zeit vorbereitet werden, sei es im Zusammenhang mit Globalisierung, Klimawandel oder Digitalisierung. Zusätzlich zu einem soliden Verständnis naturwissenschaftlicher Zusammenhänge sind auch andere Fähigkeiten von großer Bedeutung, um eine zukunftsorientierte Bildung zu gewährleisten. Dazu gehören beispielsweise kreative Problemlösung, Teamarbeit und kritisches Denken.
Unsere Forschungslinie „Kreative Zugänge“ konzentriert sich darauf, wie wir die Zukunft des Lehrens und Lernens gestalten können, um innovatives Denken und kreative Fähigkeiten im naturwissenschaftlichen Unterricht zu etablieren. Kreativität wird zusammen mit Kommunikation, Zusammenarbeit und kritischem Denken als eine der vier wichtigsten Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts betrachtet. Eine vielversprechende Möglichkeit besteht darin, kreative Lehrmethoden und moderne Medien einzusetzen. Diese kreativen Ansätze ermöglichen es, einen innovativen, nachhaltigen und zukunftsfähigen Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern zu gestalten, der neue Wege des Lernens eröffnet. Nicht nur der Physikunterricht, sondern alle MINT-Fächer bieten reichlich Raum, um die Kreativität der Lernenden zu fördern. Wir entwickeln daher Unterrichtskonzepte und Lehrkräftefortbildungen rund um den Bereich MIN(K)T – MINT mit Kreativität & Kunst. Siehe dazu auch unsere Informationen zu den Creative Days.