Sechs Fragen an... Prof. Dr. Katerina Stathi
Willkommen am Fachbereich Philologie der WWU Münster!
Vielen Dank! Ich freue mich sehr, hier zu sein.
Wie sind Ihre ersten Eindrücke von Stadt und Universität?
Meine ersten Eindrücke von Stadt und Universität sind außerordentlich positiv! An der Stadt gefällt mir die wunderschöne Innenstadt mit den gepflasterten Straßen, die mich an Urlaubsorte im Süden erinnern. Aber auch das viele Grün innerhalb und außerhalb der Stadt weiß ich sehr zu schätzen. Außerdem liebe ich den Markt auf dem Domplatz! Die Universität finde ich sehr einladend. Ich finde es sehr schön, dass die Universität Teil der Stadt ist und daher mit dem urbanen Leben verwoben.
Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte?
Meine Forschung ist innerhalb der Germanistik recht breit. Ein Schwerpunkt ist die Grammatik des Deutschen. Dabei interessiert mich, welche Rolle der Sprachgebrauch beim Wandel von Grammatik spielt. Ich möchte beispielsweise herausfinden, wie Sprecher mit konkurrierenden Formen im Sprachgebrauch umgehen, zum Beispiel wenn man eine Anweisung sowohl durch einen Imperativ (Steh auf!) als auch durch einen Infinitiv (Aufstehen!) ausdrücken kann. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Sprachvergleich. Mich interessiert, wie unterschiedliche Sprachen Sachverhalte, insbesondere Ereignisse, versprachlichen, welche Strategien sie nutzen und wie "detailreich" man in verschiedenen Sprachen über dasselbe Ereignis spricht. Dazu habe ich mit Experimenten gearbeitet. Außerdem forsche ich zu idiomatischen Ausdrücken wie Öl ins Feuer gießen etc. Hier interessiert mich, wie stark man im Gebrauch von der Grundform abweichen kann (z.B. Öl ins politische Feuer kippen) und wie Idiome im mentalen Lexikon repräsentiert sind.
Wann haben Sie begonnen, sich für Ihr Fach beziehungsweise Ihre Forschungsrichtung zu interessieren?
Sehr früh. Ich bin zweisprachig (griechisch-deutsch) aufgewachsen und habe schon in der Grundschule die beiden Sprachen verglichen und über ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede gestaunt. Lange Zeit wollte ich Dolmetscherin werden. Aber mit vierzehn Jahren las ich ein Buch, in dem es unter anderem um die Sprachen der indogermanischen Sprachfamilie ging, ihren gemeinsamen Ursprung aus einer Ursprache (dem Indogermanischen) und deren Rekonstruktion. Da habe ich beschlossen, dass ich Sprachwissenschaftlerin werde.
Was verbinden Sie mit dem Begriff "Forschendes Lernen"?
Die Verzahnung von Forschung und Lehre ist vielfältig und je nach wissenschaftlicher Disziplin unterschiedlich. Aber der Begriff "Forschendes Lernen" bezeichnet ein Lehrformat, in dem Studierende forschend lernen, das heißt Studierende erschließen sich einen Wissensbereich, indem sie selbst forschen, zu Forschenden werden. Im Umkehrschluss heißt das, dass hier wenig Wissensvermittlung von der Lehrperson stattfindet. Stattdessen werden die erforderlichen Kenntnisse und Kompetenzen im Rahmen eines kleinen Forschungsprojekts von den Studierenden erworben; die Lehrperson steht unterstützend und organisierend zur Seite. Ich halte dieses Lehrformat für vielversprechend und habe bisher sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Studierende können sich aneignen, was sie besonders interessiert. Sie sind in der Regel sehr motiviert, sich auch die dafür notwendigen Grundlagen selbst zu erarbeiten oder zu wiederholen. Außerdem werden sie in eine der wesentlichsten Aufgaben der Universität, die Forschung, eingebunden statt nur indirekt von ihr zu erfahren. Dies erfordert jedoch einen hohen Einsatz sowohl von Studierenden als auch von Lehrenden, dessen man sich bewusst sein sollte. Zudem setzt das Format des Forschendes Lernens Anwesenheit in den Lehrveranstaltungen und die damit einhergehende Verantwortung aller Beteiligten für das Gelingen eines Forschungsprojekts voraus.
Was sind Ihre Tipps für ein erfolgreiches Studium?
Zunächst würde ich jedem empfehlen, sich auf Neues und auch Unerwartetes einzulassen und allem mit Neugier und Aufgeschlossenheit zu begegnen. Unser Gehirn lernt nicht, wenn man den Lerngegenstand nicht mit positiven Emotionen verknüpft! Man sollte sich auch am Anfang die nötige Zeit geben, um in das Studium hineinzufinden. Der Fokus sollte eindeutig beim Lernprozess liegen und nicht bei der Note. Der Weg ist bekanntlich das Ziel! In den Geisteswissenschaften ist es auch wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass Studierende auch Schreibende sind. Die Entwicklung der eigenen Schreibkompetenz sollte von Beginn an im Fokus stehen, weil sie für ein erfolgreiches Studium, in dem viele Hausarbeiten geschrieben werden, aber auch später im Lehrerberuf und anderen Berufen das Verfassen von Texten und das Beurteilen von Texten anderer eine zentrale Tätigkeit ist.
Natürlich ist es empfehlenswert, sich frühzeitig über Lernstrategien, Zeit- und Selbstmanagement Gedanken zu machen und sich hier rechtzeitig Tipps und Unterstützung zu holen, wenn es erforderlich ist. Für konkrete Tipps empfehle ich die Bücher und den Blog von Cal Newport, der sich zwar an amerikanische Studenten richtet, aber viele seiner Tipps sind auch hierzulande umsetzbar.
Und zu guter Letzt: Haben Sie schon ein Fahrrad?
Ja, ich habe mein Fahrrad natürlich mitgebracht. Es hat glücklicherweise ziemlich breite Reifen, so dass ich auch in der Stadt gut damit fahren kann.