Das Böse im System des Pop?
Der Schlager gilt als das Böse im System des Pop. Jedenfalls aus Sicht des Pop, der sich in Deutschland spätestens ab 1970 explizit in Opposition zur Schlagertradition entwickelte. Dabei ist diese Grenze rein formal (musikalisch, textlich) oft nur schwer zu begründen. Englischsprachige Pop-Musik wurde zunächst als Schlager rezipiert, die deutschen Coverversionen internationaler Hits waren lange Zeit Schlager. Und bis heute gerät Pop-Musik immer wieder in Schlagernähe, wenn sie deutschsprachig wird, zum Beispiel in der Neuen Deutschen Welle, der Hamburger Schule oder im Fun Punk - von Xavier Naidoo, Silbermond oder Andreas Bourani ganz zu schweigen. Als Ausdrucksmedien mit kultureller Speicherfunktion geben Schlager Aufschluss über Sehnsüchte, Träume und Ängste, über Werte und Normen und gesellschaftlich-kulturelle Kontexte.
Wie lässt sich also die definitorische Unschärfe des Schlagers diskursivieren, welche Funktionen übernehmen Distribution und Rezeption und welche Semantiken werden hier verhandelt? Diesen Fragen widmet sich vom 9. bis zum 11. Oktober eine Tagung am Germanistischen Institut der Universität Münster. Die Konferenz wird den Schlager, insbesondere von den 1950er Jahren bis heute, näher betrachten und seine Spielräume des Populären, seine Grenzen und Lizenzen aus interdisziplinärer Zusammensicht von literatur-, medien- und musikwissenschaftlicher, geschichtlicher und soziologischer Perspektive ausloten.
Eröffnet wird die Tagung am Montag, 9. November, ab 13 Uhr durch Grußworte der Organisatoren, Prof. Dr. Moritz Baßler und Prof. Dr. Andreas Blödorn, sowie des Dekans des Fachbereichs Philologie, Prof. Dr. Eric Achermann. Alle Interessierten sind herzlich zu der Konferenz willkommen, Veranstaltungsort ist die Aula im Vom-Stein-Haus, Schlossplatz 34. Der Eintritt ist frei.
Tagungsprogramm
Germanistisches Institut