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Die Unzuverlässigkeit des Erzählzeitpunkts im narrativen Spielfilm

Öffentlicher Abendvortrag am 28. April im Festsaal
Veranstaltungsplakat
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© GSPoL

Für Donnerstag, 28. April, lädt die Graduiertenschule "Practices of Literature" des Fachbereichs Philologie alle Interessierten herzlich zu einem Abendvortrag des Medienwissenschaftlers Prof. Dr. Markus Kuhn von der dänischen Universitet Syddansk ein. Sein Vortrag „Zwischen Unmittelbarkeit und Nachzeitigkeit: Zur Unzuverlässigkeit des Erzählzeitpunkts im narrativen Spielfilm“ beginnt um 18:15 Uhr im Festsaal der Universität, Schlossplatz 5. Die Kenntnis des Films "CIDADE DE DEUS", mit dem sich Markus Kuhn in seinem Vortrag beschäftigt, ist zwar hilfreich, aber nicht notwendig, um dem Vortrag folgen zu können.

Markus Kuhn untersucht in seinem Vortrag die Unzuverlässigkeit des Zeitpunkts des filmischen Erzählens anhand des Films "CIDADE DE DEUS" (Fernando Meirelles, BRA/F 2002, in Deutschland als "CITY OF GOD" vermarktet). "CIDADE DE DEUS" ist ein aufwändig erzählter post-klassischer brasilianischer Gangsterfilm, der die brutalen Zustände in einem Vorstadtghetto von Rio de Janeiro schildert. Im Vortrag wird die Erzählstruktur des Films herausgearbeitet, wobei ein besonderer Fokus auf Fragen der Zeitgestaltung liegt. Insbesondere die Verankerung des Erzählaktes und sein zeitliches Verhältnis zur dargestellten Geschichte werden diskutiert. Es mag auf den ersten Blick beinahe zynisch klingen, wenn man eine derartige Darstellung prekärer Zustände in Vorstadtghettos "nur" einer erzählstrukturellen Analyse unterzieht. Der Vortrag wird aber anhand einiger Interpretationshypothesen zeigen, dass Fragen nach der Temporalität einer Erzählung kein Selbstzweck sein müssen. Es wird analysiert, inwiefern der Vorgang des Erzählens in diesem Film mit Motiven der Ausweglosigkeit und der Hoffnung in Beziehung gesetzt werden kann. Markus Kuhn arbeitet heraus, wie faszinierend die Struktur des Films "CIDADE DE DEUS angelegt ist – komplex und doch leicht verständlich, episodenhaft und doch spannungsorientiert, verspielt und doch die sozialpolitische Kritik des Films unterstützend. Zugleich wird die Frage aufgeworfen: Darf ein so drastischer Ghettofilm mit einem ausgeprägten Authentizitätsanspruch derart kreativ, postmodern und vor allem derart "cool" erzählen?

Graduiertenschule "Practices of Literature"