Chinas alte Geschichte in neuem Licht
Am Donnerstag, 28. Januar, ist Dr. Maria Khayutina von der Ludwig-Maximilians-Universität München zu Gast im Institut für Sinologie und Ostasienkunde der Universität Münster. Die Münchner Sinologin hält einen öffentlichen Vortrag zum Thema "Kolonisierung und Kolonialismus im frühen China: Das politische System der Zhou-Dynastie im ca. 11.-8. Jh. v. u. Z.". Der Vortrag beginnt um 16:15 Uhr im Raum 23 des Instituts für Sinologie und Ostasienkunde, Schlaunstraße 2. Interessierte sind herzlich willkommen.
Die Zhou-Dynastie (1046-256 v. u. Z.) genießt in der chinesischen Erinnerungskultur einen besonderen Status. Seit der Zeit des Konfuzius wurden ihre ersten Jahrhunderte sowohl von traditionellen Gelehrten als auch von modernen Historikern als das goldene Zeitalter der zentralisierten Herrschaft über „alles unter dem Himmel“ idealisiert. Tatsächlich gelang es den Herrschern von Zhou, aus ihrem Stammgebiet in der heutigen Provinz Shaanxi heraus mehrere Ziele, teils in großer Entfernung, zu erobern. Sie gründeten ein Netzwerk von Kolonien, von welchen einige sich später zu mächtigen Reichen entwickelten. Traditionelle Historiographie und moderne Geschichtsschreibung bemühten sich, den Zweck der Kolonisierung und die in deren Folge entstandene politische Struktur zu erklären. Archäologische und epigraphische Funde der letzten Jahrzehnte werfen ein neues Licht auf die alte Geschichte Chinas und stellen neue Fragen. Neue Erkenntnisse machen es erforderlich, das historische Bild der sog. „Westlichen Zhou-Periode“ (1046-771 v. u. Z.) kritisch unter die Lupe zu nehmen und mehrere etablierte Annahmen zu revidieren.
In ihrem Vortrag in Münster wird Maria Khayutina den Fokus insbesondere auf neue archäologische Funde aus der heutigen Provinz Shanxi richten. An diesem Fallbeispiel werden Kolonisierungsgründe sowie Verhältnisse zwischen Zhou-Kolonisten und ihren Nachbarn in dieser Region diskutiert.