Schwellenzustände in der fantastischen Literatur
Am Donnerstag, 14. Januar, ist Dr. Clemens Ruthner vom Trinity College Dublin auf Einladung der Graduiertenschule "Practices of Literature" (GSPoL) des Fachbereichs Philologie zu Gast an der Universität Münster. Der Literaturwissenschaftler hält einen Abendvortrag zum Thema "Thresholds & Transitions. Liminalität als heuristisches Konzept in den Literatur- und Kulturwissenschaften". Der Vortrag beginnt um 18:15 Uhr im Senatssaal, Schlossplatz 2. Interessierte sind herzlich willkommen.
Liminalität - jener Zwischenzustand auf einer Schwelle, als Übergang zwischen zwei sonst klar von einander abgegrenzten Zuständen - ist ein Konzept des schottischen Anthropologen Victor Turner von 1964/69 in der Nachfolge von Arnold van Genneps "Rites de passage" (1909), das in den letzten Jahren verstärkt in den Geisteswissenschaften rezipiert worden ist. Als Denkfigur steht es Homi Bhabhas "Drittem Raum" nahe. Clemens Ruthner bereitet zur Zeit ein englischsprachiges Buch zum Thema vor, in dem er testen möchte, wie das Konzept auf verschiedene Anwendungsfälle in den Literatur- und Kulturwissenschaften appliziert werden kann, etwa auf das Konzept der Adoleszenz nach Freud in Sexualitätstexten der Wiener Jahrhundertwende und auf die Begegnung mit dem Gast und dem Fremden in der Antikenrezeption des 19. Jahrhunderts und im postkolonialen Kontext.
In seinem Abendvortrag in Münster widmet sich Clemens Ruthner der fantastischen Literatur. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit das Prinzip der Liminalität gleich mehrfach einen wichtigen Faktor in der Konstituierung des Genres darstellt und inwieweit Fantastik, etwa mit ihrer "untoten" Schlüsselfigur, dem Vampir, ein Medium zur Bewältigung von Liminalität ist.
Dr. Clemens Ruthner
Graduiertenschule "Practices of Literature"