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Sechs Fragen an… Jun.-Prof. Dr. Joana van de Löcht

Seit dem 1. Oktober hat Jun.-Prof. Dr. Joana van de Löcht die Juniorprofessur für Neuere deutsche Literatur inne
Joana van de Löcht
Jun.-Prof. Dr. Joana van de Löcht
© privat

Willkommen am Fachbereich Philologie der Universität Münster!

Wie sind Ihre ersten Eindrücke von Stadt und Universität?

Es handelt sich bei mir ja eher um die zweiten Eindrücke, da ich von 2021 bis 2023 bereits an der Universität Münster gearbeitet habe. Damals befanden sich die Stadt und die Uni jedoch noch zum Teil unter dem akuten Eindruck der Corona-Pandemie. Ich habe das Gefühl, dass inzwischen wieder mehr los ist – die Stimmung wirkt deutlich gelöster.

Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte?

In den kommenden sechs Jahren wird die Frage nach dem Verhältnis von Literatur und Klima- bzw. Umweltbedingungen in der frühen Neuzeit im Vordergrund meiner Forschung stehen. Seit mehreren Jahren beschäftigen mich literarische Naturdarstellungen, wobei mein Herz vor allem auch den literarischen Mooren gehört. Einen zweiten Schwerpunkt bildet die Editionswissenschaft, also die philologische Erschließung von Handschriften und alten Drucken, damit diese in zuverlässigen Ausgaben für die Forschung und das Studium bereitstehen.

Wann haben Sie begonnen, sich für Ihr Fach bzw. Ihre Forschungsrichtung zu interessieren?

Kulturelle Folgen klimatischer Entwicklungen sind mir das erste Mal im ersten Semester meines Assyriologiestudiums begegnet, in dem ich gelernt habe, dass die Entwicklung von Städten und von Schriftsystemen eng mit dem Ende eiszeitlicher Bedingungen verbunden waren. Dass dies einmal mein Forschungsschwerpunkt werden könnte, war damals aber noch nicht abzusehen. Was mich seither aber nicht losgelassen hat, ist die Idee, dass kulturelle Artefakte nicht im ‚luftleeren Raum‘ entstehen, sondern von einer Vielzahl von Bedingungen abhängen, unter denen das Klima eine sein kann.

Was verbinden Sie mit dem Begriff „Forschendes Lernen“?

Zunächst ist meine eigene Forschung für mich stets auch ein Lernen, also eher lernendes Forschen. Das versuche ich wiederum auch in meinen Seminaren zu ermöglichen, so sollen Studierende befähigt werden, sich Gegenstände, die sie vorher noch nicht kannten, selbständig zu erarbeiten.

Was sind Ihre Tipps für ein erfolgreiches Studium?

Fächer, Seminare und Hausarbeitsthemen zu wählen, weil sie einen interessieren, weil man mehr zu diesem Thema wissen möchte. Dabei darf man ruhig auch einmal Umwege nehmen! Ich habe nach der Schule gedacht, dass ein VWL-Studium das Richtige für mich wäre, habe mich jedoch zwei Semester lang vor allem gelangweilt. Ich habe das Studium deshalb abgebrochen und mich stattdessen für eher unkonventionelle Fächer entschieden: Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie im Bachelor und Editionswissenschaft und Textkritik im Master.

Und zu guter Letzt: Haben Sie schon ein Fahrrad?

Ja, jedoch ein Mountainbike, von dem ich befürchte, dass es bei einer Münsteraner Polizeikontrolle wohl eher durchfallen würde. Ich werde also wohl demnächst ein Zweitrad benötigen.

Weitere Informationen:

Homepage Jun.-Prof. Dr. Joana van de Löcht

Die "Sechs Fragen an..." werden neuberufenen Professorinnen und Professoren des Fachbereichs Philologie gestellt. Jun.-Prof. Dr. Joana van de Löcht lehrt und forscht seit dem 1. Oktober am Germanistischen Institut. Neben der Juniorprofessur wird sie in den nächsten sechs Jahren die von der DFG finanzierte Emmy Noether-Nachwuchsgruppe "Die Spuren der ‚Kleinen Eiszeit‘ in der Literatur der frühen Neuzeit (1570–1780)" (LitLIA) leiten.