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Gegenwartsautor Boualem Sansal zu Gast am Exzellenzcluster „Religion und Politik“

Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal hält die erste Annette von Droste-Hülshoff-Lesung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ am 30. Januar
Boualem Sansal
© Francesca Mantovani, Éditions Gallimard

Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal hält am 30. Januar die erste Annette von Droste-Hülshoff-Lesung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster. „Der vielfach ausgezeichnete Autor und engagierte Intellektuelle setzt sich in seinen Romanen kritisch mit politisch-religiösen Verhältnissen auseinander, vor allem mit solchen, die von Islamismus und totalitären Regimes geprägt werden“, sagt die Romanistin Prof. Dr. Karin Westerwelle vom Exzellenzcluster. Boualem Sansal, der 2011 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt, liest auf ihre Einladung hin in Münster aus seinen Büchern, darunter der Roman 2084. Das Ende der Welt (2015) und das soeben in Frankreich erschienene Werk Vivre. Le compte à rebours (Leben. Der Countdown). Die Lesung in französischer und deutscher Sprache findet in Kooperation mit dem Institut français statt. Der Schauspieler Carsten Bender liest die deutschsprachigen Texte. Der Eintritt ist frei.

Zur Annette von Droste-Hülshoff-Lesung lädt der Exzellenzcluster ab 2024 jährlich internationale Schriftstellerinnen und Schriftsteller ein, die sich in künstlerisch anspruchsvoller Weise mit der Beziehung von Religion und Politik befassen. „Denn das Verhältnis von Religion und Politik ist nicht nur Gegenstand wissenschaftlicher Forschung“, erläutert der Sprecher des Exzellenzclusters Prof. Dr. Michael Seewald. „Es wird seit jeher auch in der Literatur verhandelt. Dabei werden Fragen und Nuancen, Dilemmata und Konflikte mit literarischen Mitteln anders zum Ausdruck gebracht, als die wissenschaftliche Beschäftigung mit Religion und Politik es zu tun vermag.“ Die Lesereihe ist nach der aus dem Münsterland stammenden Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), benannt, die zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen deutscher Sprache gehört. Michael Seewald: „Ihr kritischer Blick auf Religion und Gesellschaft macht ihr Werk in der heutigen Zeit auf vielfache Weise aktuell.“

„Sansal schreibt gegen Tabus, Verbote und Lethargie an“

Der Gegenwartsautor Boualem Sansal, der erste Autor der Lesereihe, schreibt nach den Worten von Karin Westerwelle in vielen seiner Texte „gegen Tabus und Verbote, gegen Lethargie und bequemes Nicht-zur-Kenntnis-Nehmen an – so auch in den Werken, aus denen er in Münster liest.“ Im Roman 2084. Das Ende der Welt geht es um die totalitäre Welt des fiktiven Abistan, das sich nach dem „Großen Heiligen Krieg“ konstituiert. „Darin sind Individualismus, freies Denken und genießendes Leben ausgeschaltet, die Sprache des Romans gleicht sich dem freudlosen, durch Angst, Gewalt und Macht beherrschten Leben an. Sansals Schreibstil versucht das Nichts und die Leere abzubilden“, erläutert die Romanistin. In seinem neuesten Roman spiele, so Westerwelle, bereits der Titel auf die globalen Gefahren an, die nicht allein den Menschen, sondern die Menschheit bedrohen: Vivre. Le compte à rebours (Leben. Der Countdown).

Die Lesung mit dem anschließenden Gespräch findet am Dienstag, 30.01.2024, im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters (Raum JO 1, Johannisstraße 4) in französischer und deutscher Sprache statt. Es beginnt um 18.15 Uhr, der Eintritt ist frei. Nach der Eröffnung mit Prof. Dr. Michael Seewald, Sprecher des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ folgt die Einführung durch Prof. Dr. Karin Westerwelle woraufhin Boualem Sansal aus seinem Werk liest: 2084. Das Ende der Welt (2015), Rue Darwin (2011), Harraga (2005), Abraham oder Der fünfte Bund (2020), Vivre. Le compte à rebours (2024). Der Schauspieler und Sprecher Carsten Bender liest dabei die deutschsprachigen Texte. Moderation und Übersetzung übernehmen PD Dr. Pia Claudia Doering und Prof. Dr. Karin Westerwelle.

 

Weitere Informationen / Links:

Exzellenzcluster Religion und Politik

Professor Dr. Karin Westerwelle

PD Dr. Pia Claudia Doering