Poetisches und politisches Schweigen
Vom 24. bis 29. Juli findet an der Graduiertenschule "Practices of Literature" (GSPoL) der Universität Münster die internationale Summer School "Tacet ad Libitum. Towards a Poetics and Politics of Silence" statt. Organisiert wird sie von den Promovenden Héctor Feliciano und Michael A. Mason der GSPoL. Die Summer School befasst sich mit Poetik, Politik und Theorie von Stille und fragt etwa, welche Rolle Schweigen beim Machterhalt spielt und wie es als Akt des Trotzes genutzt werden kann.
Schweigen wurde etwa von Franz Rosenzweig als subversiver Akt oder Trotz eines tragischen Helden gegenüber Machtmechanismen angesehen. Es wurde aber auch in der postkolonialen Theoriebildung als Ergebnis von Marginalisierung und Unterdrückung diskutiert. Schweigen kann sowohl potentiell gewalttätiger Effekt von Ausgrenzungs- und Marginalisierungslogiken sein als auch ein Mittel, Machtmechanismen zu brechen. In der Summer School und den daran angebundenen Vorträgen sollen solche Funktionsweisen von Schweigen neu untersucht werden.
Begleitet wird die Summer School von fünf öffentlichen Vorträgen in Präsenz, zu denen alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Als Auftakt sind am Sonntag, 24. Juli, Urvashi Butalia, CEO von Zubaan Books, und Jennifer Kamau vom International Women's Space Berlin zu Gast. Thema ihrer Münster Lecture, mit der an der WWU Wissenschaft und Aktivismus zusammengebracht werden, ist "Breaking the Silence". Jennifer Kamau hält dabei den Vortrag "We Exist, We Are Here" und Urvashi Butalia spricht über "A Question of Silence". Beide Vortragenden widmen sich ethischen und politischen Dimensionen des Schweigens, wobei ein besonderes Augenmerk darauf liegt, wie Schweigen sowohl Mittel als auch Zweck in diskursiven Ordnungen ist. Die Münster Lecture am 24. Juli beginnt um 18 Uhr (Studiobühne, Domplatz 23).
Es folgen dann von Montag, 25. Juli, bis Donnerstag, 28. Juli, vier weitere öffentliche Vorträge. Prof. William Watkin (Brunel University) beschäftigt sich in seinem Vortrag "Multiplicities of Silences" (25.7, 18:30 Uhr, JO1, Johannisstr. 4) mit verschiedenen philosophischen, ästhetischen und politischen Konzepten des Schweigens. Prof. Alexander García Düttmann (Universität der Künste, Berlin) fragt "Wer kann schweigen?" und spricht über Heidegger, Wittgenstein und Bergman (26.7, 18:30 Uhr, JO1). Prof. Adam Kotsko (North Central College) hat seinen Vortrag an der WWU mit "Toward a Political Theology of Silence" betitelt (27.7, 18:30 Uhr, F4, Fürstenberghaus, Domplatz 20-22) und Peter De Graeve (Universität Leuven) spricht abschließend, am 28. Juli im 18:30 Uhr im JO1 über "On Being Silenced (Echoes of the Ineffable)". Hier können Sie sich über die Vortragenden informieren.
Weitere Informationen / Links zur Meldung:
Öffentliche Vorträge der Summer School