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Sechs Fragen an... Prof. Dr. Kristin Kleber

Seit September 2020 hat Prof. Dr. Kristin Kleber die Professur für Altorientalistik inne
Prof. Dr. Kristin Kleber
Prof. Dr. Kristin Kleber
© privat

Willkommen am Fachbereich Philologie der WWU Münster!

Danke! Ich fühle mich hier sehr wohl und wurde schnell integriert, obwohl bislang fast alles online stattfand.

Wie sind Ihre ersten Eindrücke von Stadt und Universität?

Münster hat eine gute Größe für eine Universitätsstadt, man kann hier sehr gut lernen und arbeiten. In einer schönen Umgebung zu leben, ist für das Wohlbefinden extrem wichtig. Zwar ist Münster im zweiten Weltkrieg leider nicht intakt geblieben, aber die Innenstadt wurde größtenteils in ästhetisch ansprechender Weise wieder aufgebaut. Ich mag die vielen Kirchen, insbesondere die Überwasserkirche gegenüber dem Institut und den kleinen Weg entlang der Aa. Die Universität hat eine starke Altertumswissenschaft, das verspricht Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Anregungen für meine eigene Forschung, worauf ich mich sehr freue.

Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte?

Ich bin Altorientalistin, das heißt, ich beschäftige mich mit den Sprachen und Kulturen des alten Vorderen Orients vor der islamischen Eroberung. Die beiden Hauptsprachen heißen Sumerisch und Akkadisch; sie wurden zwischen ca. 3400 und dem ersten nachchristlichen Jahrhundert in Keilschrift auf Ton geschrieben.
Im Sommer werde ich ein großes Projekt zu Babylon beginnen, das durch den Europäischen Forschungsrat gefördert wird. Wir wollen bislang unpublizierte Texte aus Babylon herausgeben und auswerten. Es geht um die Frage, wie sich Herrscher und Beherrschte in drei verschiedenen Imperien zueinander verhielten, welche Rolle pragmatische Anpassung an neue Verhältnisse oder das Festhalten an weniger förderlichen, aber identitätsbewahrenden Denkweisen bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen spielte.

Wann haben Sie begonnen, sich für Ihr Fach bzw. Ihre Forschungsrichtung zu interessieren?

Als ich etwa 17 war. Einerseits wollte ich den Ursprung der drei Buchreligionen verstehen, andererseits mehr über die Altertümer wissen, die mir während einer Reise in der Türkei begegneten. In meinem Gymnasium wurde dann ein freiwilliger Kurs Althebräisch angeboten, den ich belegte. Der Lehrer war selbst vom alten Orient begeistert und zeigte mir ein altes Lehrbuch für Keilschrift. Ich war sofort interessiert und habe dann Vorderasiatische Archäologie und Altorientalistik gewählt, als ich zu studieren begann.

Was verbinden Sie mit dem Begriff "Forschendes Lernen"?

Forschendes Lernen bedeutet, die eigene Neugierde zu befriedigen, weiter zu fragen, bis man ein wirklich tiefes Verständnis einer Sache gewonnen hat. Oft stößt man bei der Suche nach Antworten an die Grenze dessen, was bislang bekannt ist, ohne dass sich das tiefe Verstehen bereits eingestellt hat. An diesem Punkt geht es nur weiter, wenn man sich die Grundlagen anschaut, auf denen das bisherige Wissen beruht, und sie erweitert oder anders interpretiert.

Was sind Ihre Tipps für ein erfolgreiches Studium?

Studierende, folgt Euren Neigungen, eurem Interesse. Aber ohne harte Arbeit und Disziplin geht es auch nicht.

Und zu guter Letzt: Haben Sie schon ein Fahrrad?

Ich habe zwei, aber noch keins in Münster. Das wird aber die erste Anschaffung im Sommer sein.

Homepage Prof. Dr. Kristin Kleber

Die "Sechs Fragen an..." werden neuberufenen Professorinnen und Professoren des Fachbereichs Philologie gestellt. Dieses Mal hat Prof. Dr. Kristin Kleber die Fragen beantwortet. Sie lehrt und forscht am Institut für Altorientalistik und Vorderasiatische Archäologie.