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Lehre und Vielfalt

Round Table des deutsch-indonesischen Projekts "Teaching Diversity – Diversity in Teaching"

"Teaching Diversity - Diversity in Teaching" heißt ein deutsch-indonesisches didaktisches Projekt, das der DAAD im Rahmen seiner Förderlinie "Hochschuldialog mit der islamischen Welt" unterstützt. Beantragt wurde es am Germanistischen Institut der WWU Münster durch Prof. Dr. Juliane Stude und Kordula Schulze. Die Kooperation zwischen dem Germanistischen Institut und der Graduate School der Yogyakarta State University in Indonesien adressiert einen transkulturellen Hochschuldialog zu der Frage, wie diversitätsbewusste Lehr-Lern-Kulturen im Bereich Sprache in beiden Ländern vorangetrieben werden können.

Nach der digitalen Auftaktveranstaltung hat Ende Oktober ein Round Table stattgefunden. Juliane Stude, Kordula Schulze sowie Dr. Widyastuti Purbani von der Yogyakarta State University brachten verschiedene Professionen und Gäste zusammen, um den Stand der sogenannten "Diversity Education" in beiden Partnerländern zu diskutieren. Die nun jährlich stattfindende Veranstaltung ist ein integraler Bestandteil der "Begegnungsorte" des Projekts, die zum einen den Umgang mit Diversität in den heterogenen Gesellschaften thematisieren und zum anderen dem persönlichen und professionellen interkulturellen Austausch und der Netzwerkarbeit dienen.

Screenshot von dem digitalen Round Table
Screenshot des digitalen Round Tables
© TDDT

Indonesien ist sprachlich und kulturell divers, etwa 700 Sprachen und Dialekte werden von den mehr als 20 verschiedenen Ethnien im Land gesprochen. Auch in Deutschland ist sprachliche, herkunftsbezogene, religiöse und soziale Vielfalt im gesellschaftlichen Alltag Realität. Bei dem Round Table diskutierten rund 100 Dozierende, Lehrende, Studierende, Illustratorinnen und Illustratoren sowie Kinderbuchautorinnen und -autoren über Diversität und ihre Implikationen im Bildungswesen sowie ihre Verhandlung in der Kinderliteratur. Zwei renommierte Keynote-Sprecherinnen waren geladen: Prinzessin Gusti Kanjeng Ratu Hayu (Kraton Yogyakarta) und Dr. Murti Bunanta. Gusti Hayu hat Informatik sowie Design und IT-Projektmanagement in den USA und in Großbritannien studiert. Inzwischen leitet sie eine IT- und Dokumentations-Agentur und engagiert sich in der Sprachförderung. Gusti Hayu stellte bei dem Round Table ihr Open Access-Projekt "Tamanan" vor, das Familien die Möglichkeit bietet, Javanisch zu lernen. Damit wird ein Beitrag zur Förderung der Mehrsprachigkeit in einem generationsübergreifenden Kontext geschaffen.

Auch die Literaturwissenschaftlerin und Kinderbuchautorin Murti Bunanta konzentriert sich auf die Förderung von Mehrsprachigkeit sowie ethnischer und religiöser Pluralität. Sie zeigte zahlreiche Zugänge auf, die den gemeinsamen Erschließungsprozess von Kinderliteratur in Bildungsprozessen fördern. Bunantas Kinderbücher wurden in viele Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. In ihrer Stiftung KPBA (Society for the Advancement of Children's Literature) vermittelt sie durch Seminare und Workshops die Förderung von Diversität in und durch Kinderliteratur.

Juliane Stude zeichnete Entwicklungslinien in der Etablierung von Heterogenität als Gegenstand der Lehrerinnen- und Lehrerbildung nach. Hierbei verdeutlichte sie die notwendige Vorbereitung angehender Lehrender auf einen produktiven Umgang mit Heterogenität in der Schule und verwies auf die Bedeutung reflektierter Praxiserfahrungen. Exemplarisch stellte sie Ergebnisse ihrer Studie zum Feedbackverhalten von künftiger Lehrerinnen und Lehrern im Sprachförderunterricht für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler vor.

Der Round Table hat gezeigt, dass Kinderliteratur eine wichtige Ressource ist, mit der Minderheiten gestärkt werden können und mit der für sprachliche, ethnische, religiöse, soziale und kulturelle Diversität sensibilisiert werden kann. Damit wird der didaktisch fundierte Einsatz von Kinderliteratur in Bildungskontexten zum Werkzeug interkultureller Verständigung und Demokratieerziehung. Deutlich wurde, dass alle am Bildungsprozess beteiligten Professionen spezifische Kompetenzen für einen konstruktiven Umgang mit Lernenden in heterogenen Klassen benötigen. Was diversitätssensibel handelnde Akteurinnen und Akteure ausmacht und wie interkulturelle Lehrkompetenz von angehenden Lehrenden verbessert werden kann, wird in der Weiterarbeit eruiert. Hierzu werden ab Dezember in Tandems von indonesischen und deutschen Studierenden Projekte geplant und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Germanistisches Institut