Gastdozenturen für literarische Übersetzerinnen
Im kommenden Wintersemester entsendet der Deutsche Übersetzerfonds 46 literarische Übersetzerinnen und Übersetzer im Rahmen von Gastdozenturen an deutsche Hochschulen. Gemeinsam mit Studierenden werden sie in Lehrveranstaltungen über die vielfältigen Fragen der Übersetzungskultur diskutieren, Texte aller Gattungen analysieren, die Übersetzungspraxis darstellen und diese auch gemeinsam erproben. Ermöglicht wird das durch die Förderung aus dem Rettungs- und Zukunftsprogramm NEUSTART KULTUR der Bundesregierung. An die WWU kommen zwei Übersetzerinnen: Bettina Bach an das Institut für Niederländische Philologie und Friederike von Criegern an das Romanische Seminar.
Bettina Bach übersetzt seit zwanzig Jahren Literatur aus dem Niederländischen und Französischen und wurde 2014 für ihre Übersetzung von Arjan Vissers Der blaue Vogel kehrt zurück mit dem Else-Otten-Preis ausgezeichnet, einem Preis für die beste deutsche Übersetzung aus dem Niederländischen. Bettina Bach bietet an der WWU ein fächerübergreifendes Masterseminar für Studierende im Studiengang "Interdisziplinäre Niederlandistik" an, das den Titel "Literarisches Übersetzen und Kulturtransfer" trägt. Das Seminar kann im Rahmen des Masterprogramms "Sprache - Literatur - Kultur" von allen Masterstudierenden am Fachbereich Philologie belegt werden. Es werden grundsätzliche Fragen des Literaturübersetzens wie Originaltreue, Wirkungsäquivalenz sowie der Umgang mit Realia praxisorientiert reflektiert. Die Studierenden fertigen Interlinearfassungen von selbst ausgewählten literarischen Textfragmenten aus verschiedenen Ausgangssprachen an, die einer übersetzungsorientierten Analyse unterzogen und kulturell sowie historisch situiert werden. Im Anschluss übersetzen die Studierenden Texte unter Berücksichtigung der durchgeführten Analyse und mithilfe der Interlinearfassungen ins Deutsche. Die Ergebnisse sollen am Ende im Rahmen einer Lesung präsentiert werden.
Friederike von Criegern studierte Romanistik und Germanistik in Tübingen und Göttingen. Sie übersetzte Lyrik von Floridor Pérez, José Luis Goméz Toré und Victor Jara und hält an der WWU ein Hauptseminar im Fach Spanisch ab, das allen Bachelorstudierenden des Romanischen Seminars offensteht. Unter dem Titel "Literarisches Übersetzen. Varietäten und kulturelle Identität: Wie kommt die Verortung eines Textes in die Übersetzung?" befasst sich die Übersetzerin gemeinsam mit den Studierenden mit der literarischen Übertragung des Spanischen ins Deutsche. Diskutiert wird dabei, inwiefern das Spanische als plurizentrische Sprache, deren Varietäten sich wie die jeweiligen Kulturräume deutlich voneinander unterscheiden, und Teil kultureller Identität entsprechend in literarischen Texten zum Ausdruck kommt. In der Übersetzungspraxis stellt sich nämlich immer wieder die eminent wichtige Frage, wie man mit kulturellen Verortungen von Texten sprachlich umgeht und wie man ästhetische und kulturelle Dimensionen angemessen ausdrücken kann. Ist es zum Beispiel möglich, einen mexikanischen Dialog anders ins Deutsche zu übersetzen als einen andalusischen? In dem Seminar werden Textbeispiele aus verschiedenen Regionen des spanischen Sprachraums analysiert und in der Übersetzungspraxis von den Studierenden ausprobiert und erarbeitet.
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Pressemitteilung des Deutschen Ãœbersetzerfonds