Im Interview: Prof. Dr. Ursula Ludwig
Seit April 2022 ist Ursula Ludwig Professorin für Theoretische Mathematik am Mathematischen Institut der WWU Münster und Mitglied des Exzellenzclusters Mathematik Münster. Im Interview berichtet sie, woran sie forscht, was prägende Stationen ihrer Karriere waren und was für sie das Schönste daran ist, Mathematikerin zu sein.
Frau Ludwig, wie sind Ihre ersten Monate in Münster verlaufen?
Schon im Vorfeld habe ich durch viele Kolleginnen und Kollegen und auch durch die Sekretariate des Instituts sehr viel Unterstützung erfahren. Es gibt hier neben dem vielfältigen und hochkarätigen Programm in Forschung und Lehre eine tolle Aufbruchstimmung und eine von gegenseitiger Wertschätzung geprägte Atmosphäre. Auch die Arbeit mit den Münsteraner Studierenden macht richtig Spaß!
Was ist Ihr Forschungsschwerpunkt und woran forschen Sie aktuell?
Seit Beginn meiner mathematischen Laufbahn gilt mein Interesse singulären Räumen. Diese habe ich im Laufe der Jahre mithilfe unterschiedlicher Methoden untersucht. Aktuell studiere ich Fragestellungen der globalen Analysis auf singulären Räumen. In der globalen Analysis geht es darum, sogenannte topologische Invarianten – also Informationen, die man allein aus der Gestalt der Objekte herleiten kann – mit analytischen Invarianten – also Informationen, die man auf analytische Weise, beispielsweise durch Lösen von Differentialgleichungen, erhält – zu vergleichen.
Wo haben Sie studiert und gearbeitet, bevor Sie nach Münster gekommen sind?
Nach einem Studium der Mathematik und Physik in Köln und Paris habe ich an der Universität und am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig promoviert. Dann folgten Postdoc-Aufenthalte in Paris, Marseille, Oxford und Edinburgh, eine Assistenzstelle in Freiburg, Lehrstuhlvertretungen an der FU Berlin und in Bonn und ein zweijähriger Aufenthalt in Paris als Marie-Curie-IEF-Fellow. In den vergangenen Jahren habe ich an der Universität Duisburg-Essen gelehrt und geforscht.
Warum haben Sie sich entschieden, an die Uni Münster zu kommen?
Münster ist eines der führenden mathematischen Zentren in Deutschland. Beeindruckend finde ich, wie sich gerade in den letzten Jahren neben der Exzellenz der einzelnen mathematischen Fachgebiete auch eine immer stärkere Vernetzung der verschiedenen Bereiche entwickelt hat. Hiervon werden ich und meine Forschung sicher sehr profitieren, und ich hoffe, meinerseits hier auch beitragen zu können.
Wenn Sie zurückschauen: Was waren bisher die wichtigsten Momente Ihrer Karriere?
Jede Etappe und jede Station meiner Karriere haben mich als Mathematikerin und Person in unterschiedlicher Weise geprägt und mir neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. Längere Forschungsaufenthalte in Berlin, Paris und zuletzt am MPIM in Bonn waren immer Impulsgeber für neue Ideen und Paradigmenwechsel meiner Forschung. In Freiburg und Duisburg-Essen habe ich in Lehre und Selbstverwaltung Verantwortung getragen und zusammen mit Kolleginnen und Kollegen Drittmittelprojekte gestartet. In Münster freue ich mich auf den Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe.
Was ist für Sie das Schönste daran, Mathematikerin zu sein?
Die Klarheit, wenn sich die unterschiedlichen Puzzleteile und Gedankenfetzen zu einer Lösung zusammenfügen. Die Kreativität. Sehr bereichernd ist der Austausch mit anderen und die Internationalität.