Mathematiker Gustav Holzegel erhält Humboldt-Professur
Ein großer Gewinn für die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) und ihren Fachbereich Mathematik und Informatik: Heute hat die Humboldt-Stiftung bekannt gegeben, dass Prof. Dr. Gustav Holzegel als einer von acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Alexander von Humboldt-Professur erhält. Mit dem renommierten Forschungspreis ist eine Förderung von 3,5 Millionen Euro für fünf Jahre verbunden. Gustav Holzegel ist einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Allgemeinen Relativitätstheorie. Anfang November wechselte er vom Imperial College London an die WWU. Für den Fachbereich Mathematik und Informatik ist es nach der Humboldt-Professur für Prof. Dr. Michael Weiss im Jahr 2012 bereits der zweite Erfolg dieser Art.
„Die Humboldt-Professur eröffnet noch einmal ganz andere Möglichkeiten, meine eigene Forschung voranzutreiben, Nachwuchstalente einzustellen und renommierte Forscherinnen und Forscher für längere Aufenthalte in Münster zu gewinnen“, freute sich Gustav Holzegel über die Nachricht der Humboldt-Stiftung. „Ich erwarte, dass dies eine starke Eigendynamik und internationale Strahlkraft entwickelt.“
Gustav Holzegel ist einer der führenden Forscher in der Theorie der Einstein-Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie, also der von Einstein 1916 formulierten Gravitationstheorie. Seine Forschung liegt am Schnittpunkt nichtlinearer partieller Differentialgleichungen und Differentialgeometrie, mit starkem Einfluss auf die Physik. In den vergangenen Jahren wurde der 40-Jährige mehrfach für seine wegweisenden Beiträge zum mathematischen Verständnis von Schwarzen Löchern ausgezeichnet. Insbesondere sein Beweis der linearen Stabilität der Schwarzschild-Lösung (Zusammenarbeit mit Dafermos und Rodnianski) hat die Tür zu einer vollständigen Lösung der berühmten Stabilitätsvermutung für Schwarze Löcher geöffnet. Seine Forschungsprogramme zur Stabilität Schwarzer Löcher und zur Dynamik von Anti-de-Sitter-Raumzeiten wird er in Münster fortführen, möchte aber auch neue Projekte anstoßen, zum Beispiel zur Formierung und Stabilität von Singularitäten der Einstein-Gleichungen. „Und ich erhoffe mir natürlich auch unerwartete Projekte durch die Interaktion mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort“, so Gustav Holzegel.
„Schwarze Löcher sind ein hochaktuelles Thema: In diesem Jahr wurden die Nobelpreise für Physik genau für die Forschung in diesem Bereich vergeben“, betonte Prof. Dr. Joachim Lohkamp vom Fachbereich Mathematik und Informatik. Er war federführend für die Nominierung von Gustav Holzegel für die Humboldt-Professur verantwortlich. „Mit der Berufung von Gustav Holzegel gehört die WWU jetzt zu den herausragenden Standorten für Relativitätstheorie insbesondere der Schwarzen Löcher. Unsere Studierenden erhalten Zugang zur vordersten Front der Forschung in diesem Gebiet. Zudem wird der Exzellenzcluster Mathematik Münster noch einmal weiter verstärkt.“
Prof. Dr. Angela Stevens, die maßgeblich zu den erfolgreichen Verhandlungen mit dem bislang in London tätigen Wissenschaftler beigetragen hat, freut sich auf die Zusammenarbeit: „Gustav Holzegel ist ein Mathematiker, der mit den starken Methoden der geometrischen Analysis und partiellen Differentialgleichungen tiefliegende Fragen der theoretischen Physik und Astrophysik zu beantworten sucht. Seine Berufung ist ein großer Gewinn für Münster.“
Gustav Holzegel hat Anfang November eine sogenannte „Bridging the Gaps“-Professur in Münster angetreten, die unterschiedliche Teildisziplinen zusammenbringen soll. „Mein Forschungsfeld, die Allgemeine Relativitätstheorie, ragt in viele verschiedene mathematische Gebiete hinein und passt damit sehr gut zu diesem verbindenden Konzept. Insbesondere die Geometrie, Grundlage der Relativitätstheorie, ist in Münster hervorragend und sehr breit aufgestellt. Ebenso freue ich mich auf die Interaktion mit den angewandten Mathematikerinnen und Mathematikern in der Theorie der nicht-linearen partiellen Differentialgleichungen“, sagte er.
An Mathematics Münster hat ihn vor allem die Aufbruchsstimmung beeindruckt: „Es gibt hier eine Vision, was in den nächsten Jahren entstehen kann und soll, und diese scheint von allen Kolleginnen und Kollegen, jung oder alt, ohne Vorbehalte mitgetragen und unterstützt zu werden. Ein Umfeld, in dem hoffentlich viele neue Ideen entstehen und ausgetauscht werden!“ Besonders bedanken möchte er sich bei Angela Stevens, Joachim Lohkamp und Mario Ohlberger: „Ohne deren Enthusiasmus und Akribie beim Erstellen der Humboldt-Bewerbung wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.“
Auch die Universitäts-Leitung zeigte sich sehr erfreut über die Neuigkeiten: „Mit Gustav Holzegel konnten wir nicht nur einen international führenden Mathematiker, sondern auch eine weitere Humboldt-Professur für die WWU und gleich eine zweite für die Mathematik gewinnen. Das stärkt erneut unseren Profilbereich Mathematik und ist auch für die Universität insgesamt ein herausragender Erfolg“, so Prof. Dr. Johannes Wessels, Rektor der Universität Münster.
Zur Person: Prof. Dr. Gustav Holzegel
Gustav Holzegel, geboren 1980, absolvierte ein Diplomstudium in Physik an der Universität Kaiserslautern. Er promovierte 2008 am Department of Applied Mathematics and Theoretical Physics (DAMTP) der University of Cambridge und forschte anschließend an der Princeton University in den USA. Seit 2012 war er am Imperial College London tätig, 2018 erhielt er dort eine Professur. Seit November 2020 hat er eine „Bridging the Gaps“-Professur an der Universität Münster inne. Für seine wegweisenden Beiträge zum mathematischen Verständnis der Schwarzen Löcher wurde Gustav Holzegel mit dem Whitehead-Preis der London Mathematical Society (2016), dem Adams-Preis der Universität Cambridge (2018) und dem Blavatnik Award (2019) ausgezeichnet.
Über die Alexander von Humboldt-Professur
Mit der Alexander von Humboldt-Professur werden weltweit führende und bislang im Ausland tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet. Es ist der höchstdotierte internationale Forschungspreis Deutschlands. Die Auszeichnung wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Sie eröffnet deutschen Hochschulen die Chance, Spitzenkräften international konkurrenzfähige Rahmenbedingungen zu bieten und ihr Profil im weltweiten Wettbewerb zu schärfen.
Links:
Pressemitteilung der Humboldt-Stiftung
Dossier der Humboldt-Stiftung zu Gustav Holzegel
Personenseite Prof. Dr. Gustav Holzegel