Am Montag, den 28. Oktober 2024, spricht Dr. Thomas Kater (Berlin) zum Thema „‚Kulturfrevel‘ oder kulturelle Teilhabe? Vereinfachter Zugang zu Literatur als kunstethisches Problem“:
Auf dem Buchmarkt gibt es mittlerweile ein breites Angebot an Produkten, die einen erleichterten Zugang zu Literatur versprechen. Ihr potentielles Publikum ist ebenso groß wie heterogen und umfasst neben Schüler:innen unter anderem Menschen mit Lernschwierigkeiten, funktionale Analphabet:innen oder Menschen mit geistiger Behinderung. Eine hitzige Debatte hat sich dabei im Hinblick auf die Vereinfachung von Literaturklassikern entwickelt: Die eine Seite sieht in vereinfachten Klassikern einen bedeutenden Schritt zur kulturellen Teilhabe. Teils wird sogar beabsichtigt, mit Hilfe von KI ein umfangreiches Korpus an Klassikern in Einfache Sprache zu übertragen und auf diese Weise für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen zugänglich zu machen. Die andere Seite sieht in derartigen Vereinfachungen geradezu einen „Kulturfrevel“, in dessen Rahmen die Werke nicht nur ihre wesentlichen Charakteristika, sondern gar ihre Literarizität einbüßen würden. In seinem Vortrag erörtert Dr. Thomas Kater die Frage, welche kunstethischen Probleme sich im Zusammenhang mit vereinfachter Literatur stellen, und diskutiert, wie mögliche Lösungen dieser Probleme aussehen könnten. Im Fokus steht dabei das Spannungsverhältnis zwischen kultureller Teilhabe auf der einen, Kanon, Werkidentität und Werkintegrität auf der anderen Seite.