Stellungnahme der Fachschaft Politik zum Wiedereinstieg ins CHE-Ranking vom 17. Dezember 2014
Liebe Studierende,
jedes Jahr werden in der Wochenzeitung Die Zeit, dem Zeit-Studienführer und auf Zeit-Online die Ergebnisse des CHE-Hochschulrankings veröffentlicht. Das CHE-Hochschulranking ist in den letzten Jahren hinsichtlich gravierender methodischer Mängel von verschiedenen Fachrichtungen kritisiert worden. Im Zuge dieser Kritik ist auch das Institut für Politikwissenschaft der Uni Münster 2013 aus dem Ranking ausgestiegen. In der Sitzung des Institutsvorstandes vom 12. November 2014 wurde jedoch der Wiedereinstieg aufgrund der Empfehlungen der politikwissenschaftlichen Fachvereinigungen DVPW und DGfP beschlossen. Dem vorangegangen waren Gespräche der politikwissenschaftlichen Fachgesellschaften mit dem CHE bezüglich der methodischen Kritik am Ranking. Als Begründung für den Wiedereinstieg werden die Verbesserungen hinsichtlich der Methodik angegeben.
Die Fachschaft Politikwissenschaft der Universität Münster positioniert sich gegen diesen Wiedereinstieg des Instituts für Politikwissenschaft. Trotz methodischer Verbesserungen ist das CHE-Hochschulranking aus wissenschaftspolitischer Sicht in mehreren Punkten zu kritisieren.
Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) wird zum Großteil von der Bertelsmanns-Stiftung finanziert. Die Bertelsmann-Stiftung, wie auch das CHE, vertreten ein marktorientiertes Bildungsverständnis, welches Bildung als Ware messbar machen möchte.
Das offizielle Ziel des CHE-Hochschulrankings ist die Orientierungsfunktion für Studieninteressierte. Im Ranking werden die Studiengänge verschiedener Universitäten durch ein Ampelsystem hierarchisiert und in simplifizierender und nicht differenzierender Weise vergleichbar gemacht. Durch diese Hierarchisierung und Standardisierung wird eine Vergleichbarkeit suggeriert, die der Vielfalt politikwissenschaftlicher Forschung und Lehre mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung je nach Standort nicht gerecht werden kann.
Obwohl das CHE-Ranking unter der Prämisse einer Eingangsorientierung für Studieninteressierte steht, stehen wirtschaftliche Komponenten im Mittelpunkt. Auf universitärer Ebene wird ein Wettbewerb nach Regeln der freien Wirtschaft erzeugt.
Wer im Ranking „gut“ abschneidet, hat eine datenbasierte Argumentationsgrundlage hinsichtlich der monetären Verteilung. Dadurch werden die Fakultäten und Institute den Regeln und Zwängen einer wettbewerbsorientierten Bildungslandschaft unterworfen und die Ökonomisierung der Hochschulen vorangetrieben. Die Fakultäten stehen unter dem Druck, sich in ihrer Struktur nach den vom CHE Ranking aufstellten Kriterien zu richten, da Reputation, Projekt- und Mittelvergabe sich häufig an den Ranking-Ergebnissen orientieren. Die Fachschaft Politikwissenschaft sieht diese folgenreiche Einmischung marktmächtiger, privater Akteure in das öffentliche Bildungssystem als kritisch an.
Die Fachschaft Politikwissenschaft möchte sich von diesen Entwicklungen und damit auch von dem Wiedereinstieg in das CHE-Ranking des Instituts distanzieren.
Die Fachschaft begrüßt zwar den Versuch des CHE die Qualität der Lehre und der jeweiligen Institute abzubilden, möchte jedoch auch darauf verweisen, dass ein solches Rankingsystem keine objektive Eingangsorientierung mehr darstellen kann.
Als wichtig erachten wir Informationsmöglichkeiten, bei denen deskriptive anstatt wertende Kriterien im Vordergrund stehen, wie z.B. die Broschüre „Studien- und Berufswahl“ der Bundesagentur für Arbeit oder auch die dazugehörige Homepage, die Informationsangebote der Fachschaften und der Universität (Infotage, Studienberatung, Besuch von Vorlesungen, Lange Nacht der Studienberatung).
Die Fachschaft Politikwissenschaft der Uni Münster