Wissenschaft neu vertextet. 360° mit dem Land der Ideen-Preis ausgezeichnet
Am 08. Dezember ist 360° – Das studentische Journal für Politik und Gesellschaft, das von Studierenden des ifpol im Jahre 2005 ins Leben gerufen wurde, im Schloss der Uni Münster mit dem Land der Ideen-Preis ausgezeichnet worden.
„Deutschland – Land der Ideen“ ist eine Initiative der Bundesregierung unter Schirmherrschaft von Horst Köhler, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, Orte herausragender Kreativität, Innovation und Schaffenskraft aufzuspüren und auszuzeichnen. Die studentische Initiative 360°, die bereits im Jahre 2008 den Studierendenpreis der Uni Münster sowie den Studentenwerkspreis für außerordentliches studentisches Engagement gewonnen hat, darf sich nun offiziell „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“ nennen.
In ihrer Begrüßung bescheinigten Prorektorin Dr. Marianne Ravenstein dem studentischen Wissenschaftsjournal, eine Idee konsequent verfolgt, erfolgreich umgesetzt und damit Maßstäbe gesetzt zu haben: Eine Plattform zu schaffen, bei der sich ambitionierte Studierende aller Fachbereiche über ihre wissenschaftlichen Ergebnisse austauschen können. „Aus dieser einfachen wie bestechenden Idee ist ein anspruchsvolles Journal mit originellen, perspektivisch eigenen Beiträgen geworden, das in der Wissenschaft großen Anklang gefunden hat. Eigentlich wundere ich mich, dass nicht schon vorher jemand auf diese Idee gekommen ist“, so Ravenstein.
Bürgermeister Holger Wigger lobte besonders die Beharrlichkeit, mit der die Macher des Journals seit mittlerweile vier Jahren und bereits in der dritten Generation ihr Projekt vorantreiben. Dagegen betonte Andreas Hölter von der Deutschen Bank, der im Auftrag der Bundesregierung und der „Land der Ideen“-Jury den Preis offiziell verleihen durfte, in seiner Laudatio den gesellschaftlichen Auftrag des jungen Wissenschaftsmagazins: 360° sei es gelungen, einen Dialog zwischen Hochschule und Öffentlichkeit aufzubauen sowie das Potential und die Denkweise des akademischen Nachwuchses einem breiten Publikum nahe zu bringen. „Damit stellt es die Kreativität und Innovationskraft unseres Landes und insbesondere unserer Studierenden unter Beweis. Das macht mir Lust auf die Zukunft“, so Hölter.
In ihrer Gründerrede äußerten sich die beiden Gründer der Initiative, Dominic Schwickert und Stefan Collet, genügsamer: „Um es klar zu sagen: Wir freuen uns über den Innovationspreis, aber wissen auch: Die Idee eines studentischen Wissenschaftsjournals ist alles andere als neu. Neuartig ist allerhöchstens das Konzept, wie man wissenschaftliche Inhalte an den Mann und an die Frau bringt: Ein Schuss Journalismus, ein ansprechendes Layout und viel Leidenschaft. Vielleicht ist das die Rezeptur, die Wissenschaft nicht nur irgendwie erträglich, sondern auch lesbar und spannend macht.“
Ausgezeichnet! Die stolzen Preisträger von 360° (von links): Florian Held, Juliane Rutsch und Marius Köster (aktueller 360°-Vorstand), zusammen mit Andreas Hölter von der Deutschen Bank.
Im Anschluss an den Festakt diskutieren Prof. Ulrich von Suntum (Münster), Dr. Leonard Novy (Berlin), Birgit Gebhardt (Hamburg) und Christian Vonscheidt (Berlin) unter Moderation von Dominic Schwickert zum Thema „Die fetten Jahre sind vorbei. Leben im Zeichen der Krise“. Dabei sollte sich alles um die ganz großen Fragen drehen: Was macht das Krisenhafte unserer Zeit eigentlich aus und welche langfristigen und strukturelle Folgen der Wirtschaftskrise müssen wir befürchten? Was hält unsere Gesellschaft in Krisenzeiten zusammen und wie werden wir in Zukunft leben und kommunizieren? Im Vordergrund stand dabei die Frage, ob das von Ludwig Erhardt gegebene Wohlfahrtsversprechen angesichts der aktuellen Entwicklungen überhaupt noch zeitgemäß ist und welche Alternativen zum klassischen Wachstumsmantra denkbar sind.
Ein Ergebnis der Gesprächsrunde war die Feststellung, dass die aktuelle Wirtschaftskrise zwar vorbeigehe, das Nachhaltigkeitsproblem aber bleibe. Da unser Wirtschaftssystem nach Einschätzung der Podiumsteilnehmer vor tief greifenden strukturellen Veränderungen steht, müsse das Selbstverständnis der Gesellschaft neu geklärt werden. Dabei sei ein neues Leitbild von Nachhaltigkeit und sozialen Zusammenhalt gefragt, in dem die Bedeutung sozialer Netzwerke und die Potenziale des Internets stärker berücksichtigt werden sollten.