Erneut verwendet: Teurer Papyrus
© Papyrussammlung der Universität zu Köln
Althistoriker Prof. Dr. Patrick Sänger über das zweite Leben antiker Schreibmaterialien
Mumienetikett mit Steuerquittung auf der Vorderseite
© Archäologisches Museum

Im alten Ägypten schrieb man auf Papyrusblättern, die in aufwendigen Prozessen hergestellt wurden. Sie waren demensprechend teuer und nur wichtigen Texten vorbehalten. Als Alternative bot sich an, auf anderes Schreibmaterial auszuweichen. So konnte man Tonscherben und Steinsplitter oder andere Materialien für Notizen verwenden. Ein Exponat aus der Sammlung des Archäologischen Museums in Münster führt ein Mumienetikett vor Augen, dessen Vorderseite – wo man sich eigentlich Angaben zu der jeweils verstorbenen bzw. mumifizierten Person erwarten würde – zur Niederschrift einer Steuerquittung verwendet wurde.

Als Privatbrief wiederverwendeter, bereits beschriebener Papyrus
© Archäologisches Museum

Die Sparsamkeit, die man im Zusammenhang mit der Verwendung des Beschreibmaterials Papyrus walten ließ, ist in zahlreichen Fällen durch die Wiederverwendung bereits beschrifteter Papyri dokumentiert. Ein Beleg gehört ebenfalls zu den Beständen des Archäologischen Museums in Münster. Es ist ein Privatbrief, anhand dessen Rückseite man sehen kann, dass er aus einem bereits beschriebenen Papyrusblatt herausgeschnitten wurde: Die ersten fünf Zeilen, die erkennbar sind, gehören nämlich nicht zu dem Privatbrief, sondern sind Reste der früheren Beschriftung.

Auch ein Papyrus aus der Papyrussammlung der Universität zu Köln (siehe Titelbild) zeigt ein gutes Beispiel einer Wiederverwendung eines Schriftträgers: Es sind zwei Werke antiker christlicher Autoren, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten abgeschrieben und auf dem Papyrusblatt verewigt wurden. Reste des ersten Textes sind im linken unteren Teil des Blattes zu erkennen, rundherum wurde in größerer Schrift (und quer zur Schreibrichtung des Haupttextes) der zweite Text geschrieben.

 

Dieser Text ist im Begleitband zur Ausstellung „Weltweit.Unverzichtbar. Kleine Fächer für große Themen“ erschienen, welche vom 10. Januar bis 22. März 2020 im Archäologischen Museum der WWU Münster gezeigt wurde.