Ressourcenschonung: Gegenstände mit zweitem Leben
© Archäologisches Museum
Archäolog:innen Dr. Sophia Nomicos und Dr. H.-Helge Nieswandt über antikes Recycling
© Archäologisches Museum

Schon in der Antike waren Produktionsmittel nicht immer im Übermaß verfügbar, so dass eine Weiterverwendung bereits genutzter Baumaterialien und Metallerzeugnisse gut bezeugt ist.

Das kleine marmorne Grabrelief aus Kleinasien verrät nur bei genauem Betrachten, dass es ein wiederverwendetes Stück Baudekoration ist, denn auf der rechten Schmalseite ist der obere Teil eines Pfeifenfrieses erhalten. Die eher nachlässig eingeritzte Inschrift verdeutlicht, dass wohl aus Zeit- oder Geldmangel ein ehemals in einem Gebäude verwendeter Marmorblock zersägt worden ist.

© TU Bergakademie Freiberg

 

 

Ähnliches lässt sich auch über die Wiederverwendung von Metallen berichten: Die Silberlagerstätten der südgriechischen Montanregion Laurion als wichtiger Grundpfeiler der athenischen Wirtschaft galten im ausgehenden 4. Jahrhundert v. Chr. als erschöpft. Wohl im 2. Jahrhundert v. Chr. ging man zu einer alternativen Form der Rohstoffgewinnung über: Man verhüttete die alten Prozessrückstände neu, um die Restgehalte des Silbers nutzbar zu machen. Der erneute hohe Silberbedarf der Athener erklärt sich mit dem Wiedereinsetzen der athenischen Münzprägung, insbesondere der zahlreich erhaltenen sogenannten Tetradrachmen des Neuen Stils.

© Archäologisches Museum

Bronze war zwar nicht so wertvoll wie Silber, aber dennoch teuer genug, dass dieses Metall gern wiederverwendet wurde. Dies ist insbesondere dann offensichtlich, wenn eine Legierung der verschiedenen Bronzebestandteile nicht mehr aussagekräftig ist, weil die spezifische Zusammensetzung uncharakteristisch ist. Hochspezialisierte Untersuchungen im Rathgen-Forschungslabor in Berlin ergaben bei einer kleinen Bronzefigur des Gottes Aesculap eine sehr ungewöhnliche Zusammensetzung des Metalls:

„Man erklärt sie im Allgemeinen als zufälliges Produkt aus der Verwendung eines in der Gießerei gerade zufälligen Vorrates an Bronzeresten unterschiedlicher Art.“ (briefliche Auskunft von Prof. J. Riederer)

 

Dieser Text ist im Begleitband zur Ausstellung „Weltweit.Unverzichtbar. Kleine Fächer für große Themen“ erschienen, welche vom 10. Januar bis 22. März 2020 im Archäologischen Museum der WWU Münster gezeigt wurde.