Abstracts zu den Vorträgen:
Sara Jablotschkin
Zur sozialen Bedeutung von Sprache am Beispiel von Spracheinstellungen über SprecherInnen mit migrationsbedingtem Akzent
Eine Sprachform, bei der sich ein Akzent erkennen lässt, offenbart Hinweise auf die regionale Herkunft des Sprechers bzw. der Sprecherin. Anhand soziolinguistischer Forschungsergebnisse soll dargestellt werden, dass vor allem das Sprechen mit einem migrationsbedingten Akzent häufig negativ bewertet wird. Daraus wird deutlich, dass Sprache auch eine soziale Funktion erfüllt und die Spracheinstellungsforschung wichtige Hinweise zu der Existenz von Stereotypen, Vorurteilen und Diskrimination in einer Gesellschaft liefern kann.
Philipp Cirkel
Spracheinstellungen zum Ruhrdeutschen in qualitativen Interviews
Als Ruhrdeutsch wird allgemein die Umgangssprache des Ruhrgebietes bezeichnet. Während diese Sprachform in der Öffentlichkeit über viele Jahrzehnte als Arbeitersprache stigmatisiert und vorwiegend niedrigen sozialen Schichten zugeordnet wurde, zeigen linguistische Studien ein differenzierteres Bild. Insbesondere die Forschung der letzten zwanzig Jahre hat nachgewiesen, dass Ruhrdeutsch seinen SprecherInnen ein hohes Potenzial zur regionalen Identifikation bietet und einen festen Platz in der alltäglichen Kommunikation, unabhängig von sozialem Status, einnimmt. Anhand von Interviewausschnitten wird beispielhaft untersucht, wie junge Bewohner des Ruhrgebietes heute das Ruhrdeutsche bewerten.
Timo Schürmann
Regionale Variation im Gespräch – Aktuelle Fragestellungen und methodische Zugänge
Die Untersuchung regionaler Variation mithilfe gesprächslinguistischer Methoden ist ein in der Forschung bisher wenig behandeltes Themenfeld (vgl. Lanwer 2015; Dittmar 2010). Der Vortrag skizziert die bisherigen Themen und Fragestellungen. In der Forschung wurden vor allem die Phänomene Code-Switching und Stilisierungen in Redewiedergaben aufgegriffen. Vereinzelt werden auch Sprachbewertungen in der Interaktion betrachtet. Da-rüber hinaus stellt der Vortrag innovative methodische Verknüpfungen zwischen gesprächslinguistischen Herangehensweisen und quantitativen Verfahren vor.
Jelena Weihermüller
Wahl und Bewertung von Ehenamen im Wandel
Mittlerweile gibt es in Deutschland verschiedene Möglichkeiten zur Gestaltung von Ehenamen, also den Nachnamen, die die Partner in der Ehe annehmen. In diesem Vortrag soll beleuchtet werden, aus welchen Gründen Ehepartner ihre Entscheidung treffen und wie sich verändernde Einstellungen zu Ehe sowie neue Vorstellungen von Gleichberechtigung diese Entscheidungen beeinflussen. Diese Fragen sollen sowohl aus onomastischer als auch genderlinguistischer Perspektive beleuchtet werden.
Katrin Liffers
Metakommunikation unter Linguistik-Studierenden — Potenzial zur
Identitätskonstruktion?
Betrachtet man eine Gruppe von Linguistik-Studierenden fällt schnell auf, dass sich ein großer Teil ihrer Gespräche sowohl in der Face-to-Face-
Kommunikation als auch in der WhatsApp-Interaktion um Sprache selbst dreht. Dabei stellt sich die Frage, ob Funktionen wie Dialogorganisation, Verstehenssicherung und Akzeptanzstützung ausreichen, um das Potenzial der Metakommunikation hinreichend zu beschreiben. Im Rahmen dieses Vortrags soll der Begriff der Metakommunikation erläutert und Funktionen, die sie in der Kommunikation unter den Studierenden einnimmt, dargelegt werden.
Katja Niewienda
Sprachliche Strukturen der Identitätsbildung auf YouTube
Aktuelle Studien zu den Online-Nutzungsgewohnheiten junger Erwachsener zeigen, dass Videoplattformen wie YouTube immer stärker und vielseitiger zur Darstellung der eigenen Persönlichkeit und zum Austausch mit Gleichaltrigen aufgesucht werden. Die Individuen nehmen dabei die Rolle des Produzenten, Zuschauers und Kommentators ein. In diesem (virtuellen) Interaktionsraum finden sich Mitglieder sozialer Gruppen zusammen, die gemeinsame Interessen und Ansichten teilen. In diesem Vortrag werden die vielfältigen Partizipationsmöglichkeiten von YouTube als user generated plattform dargestellt. Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive wird auf Interaktionspraktiken der Herausbildung einer personalen sowie einer sozialen Identität eingegangen.
Katy Karen C. dos Santos
Emotionales Codeswitching: Sprachwahl und Emotionen bei bilingualen Liebespaaren – Eine Fallstudie
Du bist eine bomba de fofura! Dass bilinguale Sprecher sich zugunsten der Affektivität häufig für eine bestimmte Sprache entscheiden, wurde bereits von Studien über Codeswitching festgestellt. Dabei entsteht jedoch die Frage, ob tatsächlich nur die L1 als Trägervarietät für die Intimität und Nähe fungiert oder ob die Notwendigkeit einer Sozialisation in L2 im erwachsenen Alter womöglich eine neue Verbindung zwischen Codeswitching und Emotionen ans Licht bringen kann. Ziel der Arbeit ist, anhand einer fünfstündigen Gesprächsaufnahme zu untersuchen, inwiefern Emotionen bei der Sprachwahl in der Kommunikation eines bilingualen Liebespaares Einfluss nehmen können.
Übersetzung: Niedlichkeitsbombe.
Silvia Vogelsang
Strategien der Verständnissicherung in Gesprächen zwischen MuttersprachlerInnen und Nicht-MuttersprachlerInnen
In Gesprächen jeglicher Art nutzen die Teilnehmenden verschiedene Strategien, um ihr Verstehen zu dokumentieren und überprüfen zu können, ob sie das von der anderen Person Gesagte richtig verstanden haben. Strategien dieser Art reichen von Hörersignalen (mhm, ja) über Reformulierungen bis hin zu expliziten Verständnisnachfragen. Wenn das Gespräch für eine der beteiligten Personen in einer Fremdsprache geführt wird, entstehen besondere Bedingungen. Im Vortrag soll betrachtet werden, wie die Teilnehmenden in solchen Gesprächskonstellationen verständnissichernde Strategien nutzen.