Poster zu Linkon 1 im Jahr 2017
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Archiv Linkon 1:

Programm 31. Januar 2017

10:00 Uhr  Begrüßung

10:15 Uhr  Eva Paetow: Teaser-Texte in Zeitungen – Linguistische Mittel zur Erzeugung von Spannung

10:45 Uhr  Laura Ohrndorf: Die kommunikativen Funktionen von Lachen beim Berichten über problematische Situationen und heikle Themen

11:15 Uhr  Manuela Weichsel: Interaktion in WhatsApp-Sprachnachrichten

11:45 - 13:00 Uhr  MITTAGSPAUSE

13:00 Uhr  Laurenz Scheer: Schriftlichkeit in der Arzt-Patienten-Kommunikation – Eine Bestandsaufnahme

13:30 Uhr  Mona Wenningmann: Medizinische Fachsprache – Merkmale und Konfliktpotenzial in der Arzt-Patienten-Kommunikation

14:00 Uhr  Isabella Buck: Warum hat die Queer Linguistik im deutschsprachigen Raum einen so schwierigen Stand? Ein Erklärungsversuch

14:30 - 15:30 Uhr  KAFFEEPAUSE

15:30 Uhr  Raphaela Kaup: Lexikalischer Wandel in der Wahrnehmung der Sprecher – Anglizismen in der Verwendung und im metalinguistischen Diskurs

16:00 Uhr  Marieke Jochimsen: Zwei Sprachen – zwei Persönlichkeiten?

16:30 Uhr  David Wirthmüller: Kasus im Deutschen – Mehr Zweifel als Fall?

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18:00 Uhr  GASTVORTRAG: Dr. Alexa Mathias: Lexik und Legitimationsstrategien rechtspopulistischer Bewegungen

 

Programm 1. Februar 2017

Am Mittwoch, 1. Februar 2017, finden im Rahmen des 1. [linkon] ab 10 Uhr Posterpräsentationen von StudentInnen eines politolinguistischen Seminars statt. Die Posterpräsentationen werden ebenfalls im Senatssaal (Raum 102) des Schlosses durchgeführt.

Abstracts zu den Vorträgen

Eva Paetow
Teaser-Texte in Zeitungen: Linguistische Mittel zur Erzeugung von Spannung

Der sogenannte Teaser oder auch Anreißer dient in Print- wie in Online-Artikeln dazu, in den folgenden Artikel oder Text einzuführen, indem er mithilfe verschiedenster linguistischer Mittel im besten Fall Spannung erzeugt und Neugierde bei den LeserInnen weckt. Spannung kann auf verschiedenen Ebenen der Sprache erzeugt werden, wie zum Beispiel auf der Wortebene mithilfe von Metaphern. In diesem Vortrag werden die verschiedenen linguistischen Mittel, die zur Erzeugung von Spannung genutzt werden, untersucht.

 

Laura Ohrndorf
Die kommunikativen Funktionen von Lachen beim Berichten über problematische Situationen und heikle Themen

Lachen ist als elementarer Bestandteil fest in der menschlichen Kommunikation verankert und kann die verschiedensten kommunikativen Funktionen einnehmen. Dabei ist es keineswegs immer ein Indikator für etwas Humoristisches, sondern tritt häufig auch in Gesprächen über heikle Themen oder problematische Situationen auf. Im Rahmen des Vortrags soll genauer untersucht werden, was Menschen dazu veranlasst, beim Troubles-Talk (Jefferson 1984) zu lachen.

 

Manuela Weichsel
Zwischen Telefonat und Textnachricht: Sprachnachrichten bei WhatsApp. Eine qualitative Betrachtung der Nutzung, Erscheinungsformen und Möglichkeiten

WhatsApp ist mit rund einer Milliarde NutzerInnen eine wichtige Kommunikationsplattform unserer Zeit. Zu den vielfältigen Funktionen gehört auch die Möglichkeit, Sprachnachrichten zu verschicken. Wie und wozu diese Funktion genutzt wird und welche sprachlichen Besonderheiten sich dadurch ergeben, soll im Vortrag betrachtet werden.

 

Laurenz Scheer
Schriftlichkeit in der Arzt-Patienten-Kommunikation: Eine Bestandsaufnahme

Dem letzten MLP Gesundheitsreport zufolge gehen aktuell 65 % der Deutschen davon aus, dass ÄrztInnen in den kommenden zehn Jahren immer weniger Zeit für ihre PatientInnen haben werden. Unter den ÄrztInnen selbst rechnen sogar 85 % damit. Ein Ansatz, mit diesem prognostizierten Zeitproblem umzugehen, könnte der verstärkte und gezielte Einsatz schriftlicher Kommunikation im Arzt-Patienten-Verhältnis, digital wie durch Printmedien, sein. Die Angewandte Linguistik mit ihren Erkenntnissen zur Textverständlichkeit und zur Experten-Laien-Kommunikation kann hier einen essentiellen Beitrag leisten und etwa Leitfäden für ÄrztInnen erstellen, anhand derer sie ihre schriftlichen Kommunikate zielgruppenorientiert umsetzen können.

 

Mona Wenningmann
Medizinische Fachsprache und ihre Verwendung in Patienteninformationen

Pneumologie, Morbus Castleman, Ramus circumflexus (RCX) – für studierte MedizinerInnen sind diese Begriffe Alltag. Aber wie verständlich sind sie für PatientInnen? Die medizinische Fachsprache ist ein komplexes Gebilde aus Termini verschiedensprachlicher Herkunft, Abkürzungen und Synonymen. Ob und wie sie PatientInnen verständlich gemacht wird und welche Probleme damit einhergehen, soll eine Analyse zeigen.

 

Isabella Buck
Warum hat die Queer Linguistik im deutschsprachigen Raum einen so schwierigen Stand? Ein Erklärungsversuch

Während die Genderlinguistik in zahlreichen deutschsprachigen Publikationen behandelt wird, kommt der Queer Linguistik hierzulande ein nur marginaler Status zu. Selbst dann, wenn im Rahmen empirischer Analysen mit deutschsprachigen Daten gearbeitet wird, erfolgt die Publikation der Ergebnisse zumeist auf Englisch. Im Vortrag soll deshalb der Frage nachgegangen werden, woraus das Imageproblem der Queer Linguistik im deutschsprachigen Raum resultiert und mit welchen Herausforderungen sich diese soziolinguistische Forschungsrichtung konfrontiert sieht.

 

Marieke Jochimsen
MehrsprachICH – Wie beeinflusst die Fremdsprache unsere Persönlichkeit?

„Mit jeder neu gelernten Sprache erwerben wir eine neue Seele“ sagt ein tschechisches Sprichwort und beschreibt damit ein Phänomen, das seit einiger Zeit im Interesse der Mehrsprachigkeitsforschung steht. Beeinflusst das Sprechen einer Fremdsprache nicht nur unsere Stimmlage, Lautstärke und körperliche Expressivität, sondern auch unsere Eigen- und Fremdwahrnehmung? Wie wirkt die Grammatik einer Sprache auf den Ausdruck unserer Persönlichkeit? Ist unser Blick auf die Welt in einer anderen Sprache ein anderer?

 

Raphaela Kaup
Lexikalischer Wandel und dessen Wahrnehmung – Anglizismen in der Verwendung und im metalinguistischen Diskurs

Lebende und somit aktuell von Sprachgemeinschaften genutzte Sprachen werden von den SprecherInnen teils bewusst, teils unbewusst ihren sich wandelnden Bedürfnissen angepasst. Lexikalische Entlehnungen aus einer Kontaktsprache wie dem Englischen dienen beispielsweise dazu, das gewohnte Inventar einer Sprache aufzustocken um technische Neuerungen angemessen bezeichnen zu können. Obwohl Sprache selbst ein Prozess und schon seit hunderten von Jahren auf allen sprachlichen Ebenen einem ständigen Wandel unterworfen ist, beklagen ‚Sprachbewahrer‘ eine ‚Verlotterung‘ der deutschen Sprache.

 

David Wirthmüller
Kasus im Deutschen – Mehr Zweifel als Fall?

Spätestens seit dem (/des?) Bestseller(-s?) Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod ist scheinbar klar, dass bei den vier Fällen des Deutschen Verwirrung herrscht: Präpositionen wie Verben weisen ihren Argumenten wechselnde Kasus zu, Kasussuffixe verschwinden oder tauschen die Plätze. Im Vortrag werden ausgewählte Zweifelsfälle im deutschen Kasussystem vorgestellt und mögliche Erklärungsansätze diskutiert.

Gastvortrag / Keynote

Dr. Alexa Mathias, Leibniz Universität Hannover
Lexik und Legitimationsstrategien rechtspopulistischer Bewegungen

Der Slogan „Wir sind das Volk!“ fungierte in der unmittelbaren Vorwendezeit als Argument der Bürgerbewegung in der DDR zur Begründung ihrer Forderung nach mehr Freiheiten. Ein gutes Vierteljahrhundert später indes – insbesondere seit Oktober 2014 – manifestiert er sich allwöchentlich im Rahmen der sogenannten „Montagsspaziergänge“ der populistischen Bewegung PEGIDA und vergleichbarer Gruppierungen in anderen Städten. Entsprechende Belege finden sich auch in den Posts von Pegida-Anhängern in den Social Media.

Mittels der Prädikativstruktur des Slogans „Wir sind das Volk!“ wird von den Diskursteilnehmern nicht nur eine Existenzaussage über ihre Eigengruppe getroffen. Aus funktioneller Perspektive dient er vielmehr der Begründung von Geltungsansprüchen eigener politischer Auffassungen einerseits, zum anderen jedoch auch der Abgrenzung gegenüber als feindlich erachteten Outgroups. Auf diese wird seitens der rechtspopulistischen Sprechergemeinschaft zudem vielfach mit lexikalischen bzw. metaphorischen Mitteln referiert, die der Abwertung, der Dehumanisierung und nicht selten der verdeckten oder gar offenen Bedrohung dienen.

Die Darstellung und Begründung der hier skizzierten Sachverhalte im Rahmen des Vortrags vollzieht sich vor dem Hintergrund linguistisch-diskursanalytischer Untersuchungen zur Argumentation, Lexik und Metaphorik auf Basis korpuslinguistisch erhobener und ausgewerteter Sprachdaten. Praktische Hinweise zu Arbeitstechniken und Methoden der diskurslinguistischen Analyse werden einen weiteren Schwerpunkt der Ausführungen bilden.

Der Vortrag von Dr. Alexa Mathias beginnt am 31.01.2017 um 18 Uhr (c.t.).

Presse

Pressespiegel:

Beitrag in den Westfälischen Nachrichten (24.01.2017)

Linkon-Nachbericht:

[linkon] Wintersemester 2016/17

Erster Linguistischer Nachwuchs-Kongress am 31.01.2017

Der erste Linguistische Nachwuchs-Kongress war ein voller Erfolg: Nachdem alle Hinweisschilder aufgestellt, die Kaffeekannen gefüllt und die Programmhefte auf den Tischen verteilt waren, ging es pünktlich los mit den Kurzvorträgen der Studierenden.

Kurzweilig, spannend und abwechslungsreich präsentierten die ReferentInnen innerhalb von jeweils 15 Minuten ihre Forschungsergebnisse zu verschiedensten Themen. Die Zeit zwischen den Vorträgen verging nicht ohne interessierte Nachfragen und angeregte Diskussionen.

Vielfältige Einblicke in aktuelle Studienprojekte

Die von den Studierenden und  der verantwortlichen Dozentin Dr. Netaya Lotze organisierte Tagung wurde dem stilvollen Ambiente des Senatssaals im Münsteraner Schloss mehr als gerecht: Die neun Master-Studierenden präsentierten souverän und überaus professionell ihre Forschungsergebnisse, die sowohl für Linguisten als auch für Laien interessant und aufschlussreich waren.

Mit einer Themenvielfalt, die den Studiengang Angewandte Sprachwissenschaft in seinem Abwechslungsreichtum repräsentiert, glänzten die Studierenden und begeisterten das Publikum. Das Spektrum reichte von textlinguistischen über konversationsanalytische sowie kernlinguistische Themen. Auch die Bereiche Mehr- und Fremdsprachigkeit und auch medizinische Fachsprache wurden intensiv beleuchtet.

Wie Journalisten in Teaser-Texten Spannung erzeugen, warum Jenny Elvers lacht, obwohl sie eigentlich über ein Problem berichtet und ob der Blick auf die Welt in einer anderen Sprache ein anderer ist, sind nur ein paar der interessanten Fragen, die bei [linkon] anschaulich ausgeführt und beantwortet wurden.

Hochaktueller Gastvortrag

Mit einem hochaktuellen und politisch brisanten Thema erreichte die Veranstaltung am Abend ihren Höhepunkt. So waren zum Vortrag der diesjährigen Keynote-Speakerin Dr. Alexa Mathias alle Plätze mit interessierten Gästen besetzt. Fesselnd präsentierte Alexa Mathias ihre Forschungsergebnisse zu Lexik und Legitimationsstrategien rechtspopulistischer Bewegungen. Sie führte aus, wie rechtspopulistische Sprechergemeinschaften wie PEGIDA mit lexikalischen und metaphorischen Mitteln gegen die von ihnen als feindlich erachteten „Outgroups“ arbeitet, die der Abwertung, der Dehumanisierung und der verdeckten oder sogar offenen Bedrohung dienen. Dem Vortrag schloss sich eine angeregte Diskussion an.

Die Poster-Session am nächsten Vormittag schloss sich thematisch an die Abendveranstaltung an: Die Studierenden präsentierten auf Plakaten die neuesten relevanten Ergebnisse zum Thema Wahlkampfsprache.

Alles in allem war es also eine überaus gelungene Veranstaltung, mit der die Studierenden erfolgreich den Grundstein für eine Tagung gelegt haben, die schon bald am Germanistischen Institut Münster zur Tradition werden wird.