Abstract zum Gastvortrag
Dienstmädchen Alexa und Spionin Siri –
Korpuslinguistische Zugänge zur Anthropomorphisierung von Sprachassistenzsystemen
Dr. Miriam Lind, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Seit der Einführung des ersten massentauglichen Sprachassistenzsystems Siri für das IPhone 4s im Jahr 2011 sind „sprechende“ Maschinen ein prominentes Thema in der medialen Berichterstattung. Häufig sind diese Mediendiskurse geprägt von einer stark vermenschlichenden Metaphorik, die – gepaart mit der Nutzung von Personennamen wie Siri und Alexa zur Bezeichnung von Assistenzsystemen – zur Konzeptualisierung von KI-Systemen als Quasi-Menschen beitragen. Diese sprachliche Anthropomorphisierung betrifft nicht nur metaphorische Lexik, sondern nutzt auch grammatische Strukturen wie semantische Rollen und Genus, um den Eindruck von Menschenähnlichkeit zu erzeugen, indem sie besonders häufig Agenspositionen auftreten und mit movierten Rollenbezeichnungen belegt werden.
Der Vortrag bietet einen Einblick in die korpusbasierte Analyse von sprachlichen Anthropomorphisierungsstrategien am Beispiel von Sprachassistenzsystemen und diskutiert mögliche Effekte der diskursiven Vermenschlichung auf die Wahrnehmung von und Erwartung an diese Systeme. Dies wird anschließend als Basis genutzt, um einen allgemeineren Blick auf Formen und Funktionen sprachlicher Anthropomorphisierung und deren Gegenstück, der Dehumanisierung, zu werfen.
Am 23.01.2024 hält Frau Dr. Miriam Lind ihren Vortrag über die Anthropomorphisierung von Sprachassistenzsystemen im Rahmen der Linkon. Die Linkon ist eine von Studierenden des Masterstudienganges “Angewandte Sprachwissenschaft” (seit WiSe 2021/22 "Empirische und Angewandte Sprachwissenschaft") der Universität Münster selbst organisierte und durchgeführte Tagung.