Jüdisches Leben im Südmünsterland

Sehen lernen: Die Präsenz des Unbekannten, Verschwundenen und Fehlenden

Am Samstag, den 03. Mai, begab sich die Expedition Münsterland auf eine Tagesfahrt in das Südmünsterland. Die Expedition suchte Spuren des jüdischen Lebens und stoß dabei auf das Verschwundene und Vergessene, das Unsichtbare und Fehlende.

Was zeugt heute noch vom jüdischen Leben im Münsterland? Es sind in erster Linie die alten Friedhöfe, weit seltener die ehemaligen Synagogen. Der Nationalsozialismus hat nicht nur versucht, die jüdischen Bürger zu vertreiben und zu ermorden, sondern auch die Zeugnisse jüdischer Existenz zu vernichten und auf Dauer aus dem kollektiven Gedächtnis zu streichen.

Für den Erhalt des jüdischen Kulturerbes trägt die heutige Gesellschaft Verantwortung, wie sie auch Verantwortung trägt für die Erinnerung an die jüdischen Menschen, die Jahrhunderte hier gelebt haben, bevor sie in den Jahren 1933-1945 Opfer der Shoah wurden. Aber wie erinnert man an diese so wechselhafte Beziehungsgeschichte, wie gedenkt man dieser Menschen vor Ort, im öffentlichen Raum?

Die Expedition führte an weitgehend unbekannte Orte der deutsch-jüdischen Geschichte und Kultur im südlichen Münsterland. Acht ausgewählte Geschichtsorte in Herbern und Drensteinfurt wurden aufgesucht. Einer dieser authentischen Orte, ein Bauernhof, steht für den Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft; die Bauernfamilie versteckte zwei Jahre lang verfolgte Juden. An drei Stationen trifft die Expedition zudem auf lokale Experten, die sich mit den Erinnerungsorten auseinandergesetzt haben und von ihrer Arbeit berichten werden.

Friedhof Herbern



DVD-Tipp: „Unter Bauern. Retter in der Nacht“

Die Expedition wurde von Matthias M. Ester M.A. (Geschichts-Kontor Münster) geleitet und knüpft an die Erkundung des letzten Jahres „Jüdisches Leben im Westmünsterland“ an.