Tarnname „Rebhuhn“ - der alte Eisenbahntunnel in Lengerich
Die Bahnstrecke Münster-Osnabrück durchquert bei Lengerich in einem Tunnel den Teutoburger Wald. Die wenigsten Reisenden wissen, dass parallel ein alter, heute ungenutzter Eisenbahntunnel verläuft.
1944 akquirierte der mit Rüstungsbelangen befasste sogenannte Jägerstab“ als „Vorhaben A1“ den ungenutzten Tunnel, da die Rüstungsproduktion in bombensichere Räumlichkeiten untertage verlagert werden sollte. Die unterirdische Fabrik mit dem Tarnnamen „Rebhuhn“ diente nun als Geheimlager der Kriegsproduktion und gewährleistete fortan die Fertigung von Profilen für Tragflächen von Jagdflugzeugen. Organisatorisch war die Produktionsstätte dem Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg zugeordnet. Der alte Tunnel wurde somit zum KZ-Außenlager Lengerich. Kurze Zeit später diente der Tunnel als Schutzraum für die Lengericher Bevölkerung, die hier vor Bomben und Artilleriefeuer Schutz suchte.
Die Expedition Münsterland wollte mit der Exkursion zum alten Eisenbahntunnel in Lengerich auf diese verschiedenen Ereignisse aufmerksam machen. Dabei ging es nicht um die Skandalisierung eines Ortes, sondern um die historische Erkundung des Tunnels als vielschichtigen Erinnerungs- und Denkort. Mit der Exkursion sollte der Tunnel mit seiner wechselhaften Geschichte, die ein Teil regionaler, deutscher und europäischer Geschichte ist, ins Licht der Wahrnehmung gerückt werden. Gefragt wurde, welches Wissen es heute über konkrete Ereignisse im KZ-Außenlager Lengerich gibt. Welche Bedeutung haben die Ereignisse im Geheimlager mit dem Tarnnamen „Rebhuhn“ für das kollektive Gedächtnis im Münsterland und für die heutige Generation? Welche Fragen müssen heute außerdem an diesen Erinnerungs- und Denkort gestellt werden?