Ibrāhīm al-Miʿmār (gest. 749/1348), Steinmetz und Architekt in Kairo, ist der bedeutendste volkstümliche Dichter aus der Handwerkerschicht der Mamlukenzeit (1250-1517). Sein in (mindestens) sieben Handschriften erhaltener Dīwān ist die umfangreichste Sammlung populärer Poesie des Orients vor der Osmanenzeit. Er enthält in der längeren Rezension rund 500 Epigramme, ein hochsprachliches Strophengedicht (muwaššaḥ), eine Maqame, 34 Vierzeiler im Dialekt (mawwāl) sowie ein Dutzend umgangssprachlicher Strophengedichte (zağal und bullayq). Der Dīwān ist nicht nur literaturgeschichtlich interessant, sondern auch eine erstrangige Quelle für die historische Dialektologie, vor allem aber für die Sozial- und die Mentalitätsgeschichte, erlaubt er doch einen authentischen Einblick in die Welt der urbanen Mittelschichten der Mamlukenzeit. Die bevorzugten Sujets al-Miʿmārs sind Liebe, Sexualität und Drogen (Wein, Haschisch, Bier). Daneben werden Kairo und der Nil sowie Feste und Spiele (Schach und Nard) thematisiert. Häufig finden sich auch Satiren und kritische Reflexionen der politischen, gesellschaftlichen und religiösen Zustände. Ihre Ansprechpartnerin ist Anke Osigus.
Der Dīwān des Ibrāhīm al-Miʿmār: Kritische Edition
Projekt im Rahmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft