Kürzlich veröffentlichte DİYÂR eine Sonderausgabe mit dem Titel „Multilingualism, Translation, Transfer: Persian in the Ottoman Empire“, herausgegeben von Philip Bockholt und Hülya Çelik.
Die Publikation enthält acht Beiträge, die sich auf die Akteure (oder Institutionen) konzentrieren, die solche mehrsprachigen Prozesse ermöglichten sowie auf die Prozesse selbst als Formen der Erhaltung, Anpassung usw. von Wissen oder auf die Produkte (d.h. die in Handschriften und Drucken enthaltenen Übersetzungen) und ihre Rezeption innerhalb des Osmanischen Reiches und darüber hinaus während der frühen Neuzeit.
Neben einem Artikel von Philip Bockholt enthält die Sonderausgabe auch einen Beitrag von TRANSLAPT-Mitglied Sacha Alsancakli.
Authorship and Textual Transmission in the Manuscript Age
Contextualising Ideological Variants in Persian Texts
Der neu erschienene Sammelband von Philip Bockholt und Sacha Alsancakli (Cahiers de Studia Iranica, Paris) befasst sich mit dynamischer und kollektiver Autorschaft und untersucht, wie Autoren und Kopisten im persophonen Teil der islamischen Welt während des Handschriftenzeitalters innerhalb spezifischer kultureller Kontexte, aus politischer Notwendigkeit oder als Ergebnis eigener Entscheidungen Texte verfassten, kopierten und interpretierten.
Die während dieser Prozesse vorgenommenen Änderungen umfassen sowohl kleinere Korrekturen und Ergänzungen als auch vollständige Überarbeitungen eines Textes und Modifikationen seiner zentralen ideologischen Komponenten.
Eduardo Manzano Moreno (Übersetzung: Dorothee Calvillo, Jens G. Fischer) |
Erstübersetzung "Der Hof des Kalifen"
Dorothee Calvillo und unser Institutsmitarbeiter Jens G. Fischer haben das Buch "Der Hof des Kalifen" von Eduardo Manzano Moreno (im spanischen Original erschienen 2019 unter dem Titel" La corte del califa") aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt.
Das umayyadische Kalifat von Córdoba gilt gemeinhin als ein, wenn nicht der Höhepunkt in der Geschichte des Islams auf der iberischen Halbinsel. Das Reich war zu jener Zeit – neben dem der Byzantiner – das mit Abstand mächtigste und komplexeste Staatswesen auf dem europäischen Kontinent und im westlichen Mittelmeerraum.
Der Historiker Manzano Moreno schildert auf Grundlage eines einzigartigen Quellenbestands prächtige Zeremonien und Palastintrigen, berichtet von Feldzügen, Naturkatastrophen und Hungersnöten und erlaubt faszinierende Einblicke in das damalige Alltagsleben in Córdoba.
Dr. Ines Weinrichs neues Buch ist in der Reihe Arabische Literatur und Rhetorik - Elfhundert bis Achtzehnhundert (ALEA) (Band 9) erschienen. Im Zentrum stehen Praktiken der Prophetenverehrung ab dem 13. Jahrhundert und ihr literarischer Niederschlag.
In erster Linie ist das bisher wenig erforschte Gebiet der Prophetenlobdichtung (al-madīḥ an-nabawī) zu nennen. Der Band zeigt ihre vielfältigen Ausdrucksformen als persönliche Frömmigkeitsform, literarischer Wettstreit oder musikalische Aufführung.
Neben Bearbeitungen des bekannten Burda-Gedichts aus dem 13. Jahrhundert finden sich umgangssprachliche strophische Gedichte, mawlid-Texte, Prophetenlob in Maqāmen und in der marokkanischen Musiktradition (nūba) sowie Gebetbücher und Briefe an das Grab des Propheten. Zahlreiche einflussreiche Werke und Personen werden zum ersten Mal in der europäisch-sprachigen Forschung vorgestellt.
Das Buch enthält Beiträge von Thomas Bauer, Carl Davila, Yehoshua Frenkel, Annabel K. Gering, Andreas Herdt, Th. Emil Homerin, Alev Masarwa, Hakan Özkan, Nefeli Papoutsakis, Suzanne Pinckney Stetkevych, Syrinx von Hees und Ines Weinrich.
Orientalismus in der deutschsprachigen Dichtung: Ein Lesebuch, 1836–1843
Dieser zweite Band der Reihe »Minima Orientalia«, herausgegeben von Marco Schöller, eröffnet eine Serie von mehreren Bänden, die der deutschsprachigen Orientdichtung des 19. Jahrhunderts gewidmet sind.
Der vorliegende Band versammelt dabei mehr als 260 deutschsprachige Dichtungen mit Orientbezug von über 150 Autorinnen und Autoren. Fast alle Texte sind zwischen 1836 bis 1843 zum ersten Mal veröffentlicht worden; nur bei den Übertragungen fremdsprachiger Gedichte wurden Texte aufgenommen, die einige Jahre danach gedruckt wurden.
Unter den fremdsprachigen Gedichten sind Texte von Béranger, Byron, Hugo, Lamartine, Mickiewicz, Motherwell, Puschkin, Quinet und anderen, die im Original und in zeitgenössischen deutschen Übersetzungen geboten werden. Der gewählte Zeitraum erklärt sich aus dem Umstand, dass 1836 Ferdinand Freiligraths bekanntes Gedicht »Wär’ ich im Bann von Mekkas Toren« erschien, worauf dann im Jahr 1843 eine parodistische Replik von Robert Prutz folgte.
Freiligrath, Rückert, Heine, Eichendorff und Chamisso sind unter den namhaften deutschsprachigen Dichtern, die in diesem Lesebuch vertreten sind, doch abgesehen von Freiligrath spielen sie nur eine Nebenrolle. Die Protagonisten auf den Seiten dieses Buchs sind andere, etwa Betty Paoli, Ludwig Kalisch oder Heinrich von Levitschnigg. Wir hören in den Texten von Saladin und Ferdousi, von Kalifen und Paschas, von Tscherkessinnen und Odalisken, von Renegaten und Palikaren. Viele Verse besingen einen Wüstenritt, die Silberwellen des Bosporus oder die Lauben der Alhambra. Aber auch Ereignisse der Zeit werden zum Thema, etwa die Kämpfe der Franzosen in Algerien oder die Orientkrise des Jahres 1840. Von besonderer Bedeutung ist, dass türkische Themen in der Orientdichtung jener Jahre einen zunehmend wichtigen Stellenplatz einnehmen.
Eustace C. Grenville Murray (Übersetzung: Marco Schöller) |
Fast wie im orientalischen Leben
Satirisch-poetisch-politische Berichte aus dem Osmanischen Reich (1853–1855)
Marco Schöller hat in einer neuen Veröffentlichtung die englischen Reiseberichte von Eustace C. Grenville Murray übersetzt und kommentiert, die in den Jahren 1853 bis 1856 erschienen sind und von Murrays Aufenthalt im Osmanischen Reich (1853–1855) handeln.
Der englische Journalist Eustace C.Grenville Murray war zu Beginn der 1850er Jahre in den diplomatischen Dienst Ihrer Majestät eingetreten und wurde zunächst in Wien, dann für kurze Zeit auch in Hannover eingesetzt. Schließlich beorderte man ihn jedoch nach Konstantinopel — dem heutigen Istanbul —, wo er im Frühjahr 1853 eintraf. Weil er es sich bald mit dem dortigen britischen Botschafter, Lord Stratford Canning, verdarb, schickte man ihn im Oktober 1853 auf die damals türkische Insel Lesbos, wo er für acht Monate als Vertreter des britischen Vizekonsuls tätig war. Nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel ergab sich für Murray keine weitere Verwendung, weshalb er im Winter 1854/55 nach England zurückkehrte. Er nahm den Weg über das Schwarze Meer, durch das nordöstliche Bulgarien und über die Donau und erreichte im Januar 1855 Bukarest.
Über seine Zeit in der Hauptstadt des Osmanischen Reichs und über seinen Aufenthalt auf Lesbos und im nahen Kleinasien, aber auch über seine Heimreise durch den Balkan berichtete Murray in über 40 Zeitschriftenartikeln und drei Büchern. Die meisten seiner Texte erschienen anonym oder unter dem Pseudonym The Roving Englishman, »der vagabundierende Engländer«. Es war übrigens Charles Dickens, der dafür sorgte, dass viele von Murrays Texten in der Zeitschrift Household Words erschienen. Eine umfassende Auswahl aus diesen Texten ist in diesem Buch zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt und mit Erläuterungen versehen worden.
Murray war ein genauer Beobachter seiner Umwelt, aber auch ein vorlauter Snob. Seine Texte sind manchmal schelmisch oder böse, oft scharfzüngig und immer mit pointiertem Witz; es sind beißende Satiren und sozialkritische Genrebilder, Porträts von Zeitgenossen und heitere Reiseerzählungen. Seine Berichte handeln vom Leben der Türken und Griechen in Istanbul und im östlichen Ägäisraum, insbesondere vom Alltagsleben, während andere Berichte auch die britische Diplomatie und ihre Vertreter im Osmanischen Reich aufs Korn nehmen.
In dem neu erschienenen 8. Band der Reihe Arabische Literatur und Rhetorik - Elfhundert bis Achtzehnhundert (ALEA) mit dem Titel "The Racecourse of Literature - An-Nawāǧī and His Contemporaries" werden auf 362 Seiten in englischer, deutscher und arabischer Sprache neue Aspekte des Lebens und der Schriften des herausragenden Dichters und Anthologie-Autors Šamsaddīn an-Nawāǧī (788-859 / 1386-1455) und seiner Zeitgenossen beleuchtet.
Der von Dr. Alev Masarwa und PD Dr. Hakan Özkan herausgegebene Band enthält Beiträge von Mašhūr al-Ḥabbāzī, Hakan Özkan, Andreas Herdt, Maurice A. Pomerantz, Nefeli Papoutsakis, ʿAhdī Ibrāhīm as-Sīsī, Thomas Bauer, Syrinx von Hees, Geert Jan van Gelder und Alev Masarwa.
How Geographers, Pharmacists, Novelists, Plant Hunters, War Correspondents, Engineers, Medical Men & Tourists Discovered and Experienced Nineteenth-Century Bulgaria
Mit der Frage, wie Bulgarien - bis zum Jahr 1878 "Europäische Türkei" bzw. ein Teil des Osmanischen Reichs - im 19. Jahrhundert von westlichen und mitteleuropäischen Geographen, Naturwissenschaftlern, Romanschriftstellern, Ingenieuren, Touristen und Kriegsberichterstattern entdeckt und erforscht wurde, beschäftigt sich ein neues Buch von Marco Schöller.
In "This Unknown Land. How Geographers, Pharmacists, Novelists, Plant Hunters, War Correspondents, Engineers, Medical Men & Tourists Discovered and Experienced Nineteenth-Century Bulgaria" zeigt der Autor auf mehr als 500 Seiten, wie Bulgarien im neunzehnten Jahrhundert in Berichten aus West- und Mitteleuropa geschildert wurde. Das Buch ist im Juni in Plovdiv (Bulgarien) erschienen.
Unter dem Titel „Blick auf den Nil“ ist der erste deutsche Roman von Dr. Abdelkrim Lardi erschienen. Es handelt sich um einen Roman über die ägyptische Revolution.
Laura Talbrück, eine angehende deutsche Archäologin, begibt sich nach Ägypten, um ein Forschungsjahr unter der Leitung des renommierten Archäologen und Orientalisten Professor Eric Sander zu absolvieren. Während ihres Aufenthalts erlebt sie den unvermeidlichen Zusammenbruch der Herrschaft „des letzten Pharao“ (so nannten manche Medien bezeichnenderweise den damals amtierenden ägyptischen Präsidenten). Die deutsche Protagonistin Laura kommt in einer Zeit allgemeiner Krisenhaftigkeit, die sich im Laufe des Romans sukzessive steigert, bis sie in der historischen ägyptischen Revolution vom 25. Januar kulminiert, in der die sich bis dahin ungekannte bzw. verachtete politische Kraft der Jugend schlagfertig und explosiv manifestiert.
Das Buch ist nicht nur ein bewegendes Stück Zeitgeschichte, sondern auch ein imagologischer Roman, der zu einem nachdenklich stimmenden Leseerlebnis über „den Anderen“ führen möchte.
Mit der Frage, ob der europäische Mittelalterbegriff sich auf die islamisch geprägte Welt anwenden lässt, beschäftigt sich ein neues Buch von Thomas Bauer.
In "Warum es kein islamisches Mittelalter gab - Das Erbe der Antike und der Orient" zeigt der Autor an zahlreichen Beispielen, wie in der islamischen Welt bis zum 11. Jahrhundert die Antike weiterlebte, und widerlegt damit überzeugend die eingespielten Epochengrenzen und das Bild von einem reformbedürftigen «mittelalterlichen» Islam.
Das Buch wurde im Juni 2019 mit dem "WISSEN! Sachbuchpreis der wbg für Geisteswissenschaften" ausgezeichnet. Die Jury begründete ihre Entscheidung unter anderem mit der didaktischen Originalität und Anschaulichkeit des Werkes. Nähere Informationen zur Preisverleihung finden Sie hier.
Der dritte Band der Reihe Arabische Literatur und Rhetorik - Elfhundert bis Achtzehnhundert (ALEA) handelt von Ibn Abī Ḥaǧalah (gest. 776/1375), seinem Werk und seiner Zeit.
Berühmt ist er für seine zwei Anthologien Sukkardān as-sulṭān (Die Zuckerbüchse des Sultans) und Dīwān aṣ-ṣabābah (Anthologie der leidenschaftlichen Liebe), die er beide dem mamlukischen Sultan Ḥasan während dessen zweiter Regentschaft (755-762/1354-1361) widmete. Als herausragender Schriftsteller verfasste Ibn Abī Haǧalah zahlreiche Prosawerke und Gedichte, die bislang zu einem großen Teil noch nicht ediert sind oder Gegenstand der Forschung waren.
Dieser Sammelband bietet daher unterschiedliche Studien über das facettenreiche Werk dieses wichtigen Literaten des 14. Jahrhunderts.
Das Wirtschafts- und Vertragsrecht nimmt im islamischen Normengefüge eine zentrale Stellung ein. Nicht nur, weil es seinem Gegenstand nach das ganz alltägliche Handeln berührt, sondern weil in ihm ein generelles Problem des Rechts eine besondere Zuspitzung erfährt: Die Spannung zwischen den ethischen Postulaten der Offenbarung und dem Gebot des Faktischen, hier in Gestalt der Gesetze des Marktes.
Auf der Basis eines breiten Bestands an Originalquellen führt das Buch "Islamisches Wirtschafts- und Vertragsrecht - Eine Einführung" von Prof. Dr. Norbert Oberauer, das dieses Jahr im Ergon-Verlag erschienen ist, in die Grundlagen des Wirtschafts- und Vertragsrechts ein. Der Focus liegt auf der klassischen Tradition der vier sunnitischen Schulen, doch werden auch rezentere Entwicklungen, z.B. im Rahmen des „Islamic Banking“, beleuchtet. Die Darstellung richtet sich an Islamwissenschaftler*innen ebenso wie an rechtsvergleichend interessierte Jurist*innen.
Im Jahr 2021 wurde eine 2., aktualisierte und erweiterte Auflage publiziert.
Die Wahrnehmung des Anderen in der arabischen Welt und in Deutschland
Beiträge des internationalen Symposiums Münster Juni 2007
Die Wahrnehmung des Anderen ist Quelle für Images und Feindbilder anderer Kulturen wie auch für Konstruktionen der eigenen kulturellen Identität.
Die zwölf Beiträge des von Prof. Dr. Abdo Abboud und Dr. Ulrike Stehli-Werbeck herausgegebenen Sammelbandes beleuchten das oft stereotypisierende, exotisierende, verzerrende Bild von Muslim*innen in deutschen Medien und Schulbüchern, das Bild des religiös Anderen in Islam, Christentum und Bahai-Glauben, aber auch den Blick arabischer Literatur auf die europäische Kultur und Gesellschaft sowie Entwürfe eines interkulturellen Dialogs bei Lessing, Montesquieu und Goethe im Sinne einer Heterotopie (Foucault).