Marie Curie in China
Die Geschichte einer globalen Ikone
Prof. Dr. Marc Matten

In der Geschichte der Naturwissenschaften wird die Chemikerin, Physikerin und zweifache Nobelpreisträgerin Marie Curie (1867-1934) gemeinhin als ihre bekannteste und herausragendste Vertreterin gesehen. Sie gilt weltweit als Ikone für Frauen in den Wissenschaften, dank ihrer Ikonisierung seit der Republikzeit auch in China. Der Vortrag zeichnet die Genese ihrer Heroisierung nach und fragt, wie die Polin als Wissenschaftlerin, Frau und gesundheitspolitisch engagierte Person in Europa, den USA und Ostasien wahrgenommen wurde. Im Fokus der Betrachtung stehen die Biografien ihres Doktoranden Shi Shiyuan 施士元 (1908-2007), der Assistenten an dem für Marie Curie geschaffenen Institut du Radium in Paris, Qian Sanqiang 錢三強 (1913-1992) und He Zehui 何澤慧 (1914-2011, genannt die „chinesische Marie Curie“), sowie Wu Chien-Shiung 吳健雄 (1912-1997), der „Marie Curie des Ostens.“ Zusammen mit Curies Schülern und Schülerinnen aus Europa und Südasien bildeten diese Nuklearphysiker und -physikerinnen zu Beginn des Atomzeitalters ein Netzwerk, das sich über den gesamten Globus spannte. Während in der chinesischen Wissenschaftsgeschichte die Rolle von chinesischen Forschern und Forscherinnen im Ausland bis vor kurzem vornehmlich einzelbiografisch untersucht wurde, widmet der Vortrag sich den Dimensionen und Institutionen des transnationalen Netzwerks. Er beleuchtet die Grenzen des biografischen Genres in der Globalgeschichte und erprobt das Potential eines strukturgeschichtlichen Zugangs.
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