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1895

Die Königliche Akademie erhält zur Ausstattung ihrer Aula ein Staatsporträt Kaiser Wilhelms II.

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Die Kaisergalerie der WWU

Foto: Blick in die Aula des alten Hauptgebäudes der Königlichen Akademie/Universität Münster, Fotografie nach 1918

Beschreibung

Das Foto zeigt die Süd- und die Westwand der Aula des 1880 eingeweihten Hauptgebäudes der Königlichen Akademie Münster. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seinen Platz nimmt heute das Fürstenberghaus ein.

An der Aula-Südwand über dem Rednerpult hängen drei lebensgroße Bildnisse der drei Hohenzollernkaiser, links Wilhelm I., rechts Friedrich III., in der Mitte Wilhelm II. Die unter den Bildnissen von Wilhelm I. und Friedrich III. angebrachten Tafeln erinnern an im Krieg gefallene Hochschulmitglieder. Während auf der Tafel links die Jahreszahlen 1914-1918 deutlich zu erkennen sind, sind die Zahlen der rechten Tafel auf dem Foto nicht sicher zu entziffern.

An der Westwand sieht man drei Gemälde eines fünfteiligen Gemäldezyklus, den Fritz Röber zwischen 1895 und 1900 für die Aula schuf. Es handelt sich um Allegorien der Wissenschaften und der Universität: ganz links „Geschichte und Philologie“, weiter rechts „Die Naturwissenschaft“, über der Tür „Die Alma Mater“ –nicht im Foto zu sehen sind die Allegorien der Theologie und der Rechtswissenschaft.

Kommentar

In den Akten der Königlichen Akademie finden sich Belege dazu, wann die Bildnisse Wilhelms I. und Wilhelms II. nach Münster kamen. Während ersteres 1879/80, also vor Einweihung des Gebäudes geliefert wurde, wurde das Bildnis Wilhelms II. erst 1895 angefordert. Das Bildnis Friedrichs III. ist in den Akten nicht nachweisbar.

Die Bilder wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt, sicher aber nach 1895 mit massiven gleichartigen Schmuckrahmen versehen und auf diese Weise zu einer Serie zusammengefügt.

Die Komposition der Gemälde folgt den seit dem Barock üblichen Bildformeln für Herrscherporträts. Mit dieser Art von Bildnissen halten auch die Hohenzollern die Tradition wach, offizielle Staatsporträts von Hofmaler*innen erstellen zu lassen, die dann zum Beispiel in gemalten Kopien verbreitet wurden. Abweichungen von den Vorlagen waren dabei grundsätzlich nicht erlaubt, daher ist der Vergleich des Münsteraner Bildnisses Wilhelms II. mit seiner Vorlage, einem 1890 datierten Staatsporträt von Max Koner interessant.

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Max Koner (Kopie): Bildnis Wilhelm II., 1890 (Verbleib des Originals unbekannt)

Beschreibung

[überarbeitet 05.05.2021, für korrigierende Anmerkungen sei Carsten Roth gedankt]

Max Koner schuf sein Staatsporträt Wilhelms II. 1890 im Auftrag des Berliner Hofs für die deutsche Botschaft in Paris, wo es an herausgehobener Stelle im Festsaal präsentiert war. Der Entwurf wurde in den folgenden Jahrzehnten vielfach kopiert, 1904 überreichte Wilhelm II. z.B. dem Präsidenten von Mexiko eine Kopie als Geschenk. Das Pariser Original ist nicht erhalten und wohl nur in Schwarzweiß-Abbildungen überliefert. Das hier gezeigte und unter dem Namen Koner verbreitete Farbfoto zeigt möglicherweise eine Kopie des Künstlers Heinrich Hellhoff von 1906.

Für sein Gemälde bedient sich Koner aus dem seit dem Barock für Herrscherbildnisse üblichen Motivvorrat. Die Pose des Kaisers ist ebenso konventionell wie das Architekturmotiv im Hintergrund oder der Faltenwurf des Mantels. Die Herrschaftsinsignien Wilhelms II. sind wie üblich links auf einem Tisch arrangiert: hier sind es Reichsapfel, Zepter und Krone der preußischen Könige – für die Verleihung der Kaiserwürde wurden keine neuen Kronjuwelen geschaffen.

Seine rechte, weiß behandschuhte Hand stützt Wilhelm II. locker auf dem brandenburgischen Marschallstab, mit seiner linken greift er den Griff eines preußischen Offizierssäbels (?). Über der weißen Paradeuniform des Regiments der Garde du Corps trägt Wilhelm den dazugehörigen schwarzen Kürass. Unter den Orden, mit denen er hier gezeigt wird, sind die Ordenskette des Schwarzen Adlerordens sowie der Königlich Preußische St. Johanniterorden hervorzuheben. Von dem Mantel – es handelt sich um den Mantel der Ritter des schwarzen Adlerordens –, der locker über Wilhelms II. linker Schulter liegt, sieht man fast nur das blaue Futter. Welcher Ordensstern auf dem roten Samt des Mantels befestigt ist, ist auf Basis der vorliegenden Abbildungen nicht sicher zu sagen.

Kommentar

Als direktes Vorbild wird ein Bildnis des Kurprinzen Friedrich August von Sachen (heute Staatliche Kunstsammlungen, Dresden) genannt, das Hyacinthe Rigaud während eines Parisaufenthalt des Prinzen malte. Denkbar ist, dass Koners Gemälde als Gegenbild zu dem bekannten Staatsporträt des letzten französischen Königs Napoleon III. gemeint war, das Franz-Xaver Winterhalter 1855 schuf. Napoleons III. Herrschaft endete, als er sich 1870 nach der Schlacht bei Sedan preußischen Truppen ergeben musste. Winterhalter zeigt den französischen Monarchen mit allen Insignien seiner Macht, von ihm geht aber kein aktiver Impuls aus. Koner präsentiert Wilhelm II. dagegen als aktiven Visionär. Der Marschallstab, auf dem Wilhelms II. rechte Hand ruht, ist real deutlich kleiner als von Koner dargestellt. Ob der Maler sich diese künstlerische Freiheit nahm, um dem Vorbild Rigauds auftragsgemäß möglichst nahe zu kommen, oder sich hier eine Botschaft des Berliner Hofs an das Pariser Publikum verbirgt, ist zu diskutieren. Der Überlieferung zufolge soll allerdings ein französischer General beim Anblick des Gemäldes ausgerufen haben: „Ce tableau-là, c’est la guerre.“, wörtlich übersetzt: „Dieses Bild ist der Krieg.“

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Kopie nach Max Koner: Bildnis Wilhelm II., um 1895, WWU Münster (Kriegsverlust)

Beschreibung

Das für die Königliche Akademie um 1895 erstellte Gemälde beruht eindeutig auf der Komposition Max Koners, weicht aber bei einigen interessanten Motiven von dem Staatsporträt von 1890 ab:

Die Architektur im Hintergrund, der Mamorboden sowie die Krönungsinsignien am linken Bildrand folgen exakt der Vorlage. Variiert ist die Figur des Kaisers: erscheint er in dem 1890er Krönungsbild als aktiver Militärführer, tritt er hier deutlich passiver auf. Die Paradeuniform mit Kürass hat er gegen eine Generalsuniform mit goldenen Achselschnüren getauscht. Die Reitstiefel sind von den Hosenbeinen fast verdeckt, am linken Absatz sind aber Sporen erkennbar. Unter den Orden fällt wieder das Kleinod des Johanniterordens auf, außerdem sind der Königliche Hausorden von Hohenzollern, der Bruststern sowie weitere Ehrenzeichen des Schwarzen Adler-Ordens erkennbar – dieses Arrangement lässt sich bis nach 1900 auf Kaiserporträts nachweisen. Der Krönungsmantel – hier aus mit Kronen besticktem Samt und mit Hermelin gesäumt – ist locker auf dem Tisch abgelegt. Den rechten Arm hat der Kaiser in die Taille gestemmt, in der linken Hand hält er einen Pallasch, eine Stichwaffe, die bis Ende des 19. Jahrhunderts von den Kürassieren genutzt wurde. Während im 1890er-Bildnis der Blick des Kaisers leicht nach oben gerichtet ist, schaut er hier eher geradeaus.

Kommentar

Auch wenn Wilhelm II. hier als Militär gezeigt wird, fällt auf, dass anders als bei den beiden anderen Kaiserbildnissen in der Aula die Darstellung des Marschallstabs vermieden wird.