Menno Preuschaft
Religion, Nation und Identität
Eine Untersuchung des zeitgenössischen saudischen Diskurses zum Umgang mit religiöser Pluralität
(= Kultur, Recht und Politik in muslimischen Gesellschaften | 31)
Gesellschaft und Politik des Königreichs Saudi- Arabien basieren auf der engen Bindung der politi- schen Herrschaft an die als exklusivistisch geltende Schule des Wahhabismus. Bis in die späten 1990er Jahre hinein propagierte das Königshaus auf dieser Basis ein Nationalgefühl, das neben der „Schicksalsgemeinschaft“ von Königshaus und Untertanen vor allem die saudisch-wahhabitische Umma als zentrales Charakteristikum verbreitete, andere religiöse Schulen hingegen marginalisierte und sie zu „Falschgläubigen“ erklärte.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Diskurs zeitgenössischer saudischer Intellektueller und religiö- ser Gelehrter zu religiöser und weltanschaulicher Pluralität im Kontext des „Zentrums für Nationalen Dialog“. Ausgehend von den politischen Implikationen, die die wahhabitischen Reformen von Beginn an be- gleiteten, schlägt sie den Bogen über die Pluralisierung des Dialogs in den 1980er und 1990er Jahren bis hin zu 9/11 als wichtigstem Einzelauslöser für eine deutli- che Veränderung von Inhalt und Form des innersaudischen Diskurses. Sie zeigt, dass der Diskurs teils kritische und innovative Ansätze des Umgangs mit dem „Anderen“ hervorbringt und weist eine lebhafte Debatte über die Begriffe „Bürgerschaft“, „Dialog“ sowie über die Bestimmung des nationalen und religiösen Selbstbildes nach.
Ausgezeichnet mit dem Dissertationspreis der „Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient für gegenwartsbezogene Forschung und Dokumentation (DAVO)“
Würzburg, Ergon-Verlag, 1. Auflage 2014
427 S. | 23 x 15,5 cm. Broschur
€ 58,00 ISBN 978-3-95650-071-8