“Aspects of Qur’ānic Scholarship - Philology meets Theology”
Qur’ān-Konferenz vom 23. – 25. September 2016 in Berlin.
Ende September 2016 veranstaltete das Zentrum für Islamische Theologie Münster, das Exzellenzcluster „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, das Teilprojekt „Von Logos zu Kalām“ des SFB 980 der Freien Universität Berlin und das Corpus Coranicum Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eine gemeinsame internationale Qur’ān-Konferenz. Aus diesem Anlass reisten 30 renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen nach Berlin: Daniel Boyarin (Berkeley), Hosn Abboud (Beirut), Massimo Campanini (Trento), Morteza Karimi-Nia (Teheren), Devin Stewart (Atlanta), Mohammad Maraqten (Doha) sowie Vertreter der veranstaltenden Institutionen.
Ziel der Konferenz war es, verschiedene Forschungsperspektiven der Qur’ān-Studien miteinander in Verbindung zu setzen. Die Panels spiegelten ein weites Spektrum methodologischer Zugänge und interdisziplinärer Diskussionen wider. Sie umfassten thematisch die Überlieferung des Qur’ān-Texts, dessen lokale Verortung in der spätantiken Atmosphäre Arabiens, christliche und jüdische Reflektionen im Qur’ān, bis hin zu philologischen und theologischen Zugängen zum Qur’ān-Text.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Prof. Angelika Neuwirth (Berlin) und Prof. Mouhanad Khorchide (Münster). Anschließend referierte Franciois Deroche (Paris), der die Bedeutung der Erforschung früher Qur’ ān-Manuskripte darlegte, gefolgt von Morteza Karimi-Nia, der dies an einem Beispiel aus Mashad verdeutlichte. Michael Marx widmete sich feinen sprachlichen Unterschieden zwischen verschiedenen Handschriften und deren Bedeutung für die Textgeschichte.
Mohammad Maraqten (Doha), Christian Robin (Paris) und Gerald Hawting (London) sprachen über die spätantike Umwelt Arabiens, wobei epigraphische und archäologische Studien im Mittelpunkt ihrer Beiträge standen. Darauf folgte der Themenbereich zu christlich-jüdischen Reflektionen im Qur’ān. Unter anderen mit Cornelia Horns (Halle) Vortrag zu Maria und Jesus im Qur’ān oder Holger Zellentins (Nottingham) Beitrag zu heidnischen Reinheitsvorschriften in Christentum, Judentum und Islam. Im Panel über epistemische Vorstellungen in der Spätantike widmete sich unter anderem Nora Schmidt (Berlin) der Repräsentation des ‚Selbst’ und des ‚Anderen’ in medinensischen Suren, und Islam Dayeh (Berlin) beschäftigte sich mit der Frage, warum Muhammad kein Schreiber war.
Der letzte Tag der Konferenz war philologischen und theologischen Betrachtungen des Qur’ān-Texts vorbehalten. Philologisch widmeten sich unter anderem Devin Stewart (Atlanta) der Reimform und poetischen Freiheit in al-Tabaris Korankommentar oder Nora Katharina Schmid dem Zusammenhang von prophetischem Wissen und überzeugender Sprache in Sure 26. Es folgten weitere Vorträge unter anderem von Joseph Witztum (Jerusalem), Walid Saleh (Toronto) und Hannelies Koloska (Berlin). Mouhanad Khorchide (Münster) stellte theologisch den Qur’ān im Kontext der Barmherzigkeit vor und Dina El-Omari das Paar im Qur’ān als Zeichen göttlicher Schöpfung. Hosn Abboud (Beirut) widmete sich dem Diskurs um Maria und Sahiron Syamsuddin (Yogyakarta) dem Wahrheitsanspruch des Qur’ān.
In einer abschließenden Podiumsdiskussion fassten George Tamer (Erlangen), Devin Stewart, Walid Saleh und Gerald Hawting die reichhaltigen Erkenntnisse der drei Konferenztage zusammen und formulierten künftige Forschungsaufgaben und Möglichkeiten der interdisziplinären Zusammenarbeit im Feld der Qur’ān-Studien.
Es ist geplant, die Vorträge in einem Konferenzband zu publizieren.