Lehrerfortbildung „Vielfalt der islamischen Religionspraxis als Thema im Islamischen Religionsunterricht“
Zahlreiche Lehrkräfte des islamischen Religionsunterrichts besuchten am 19. Februar 2015 die Lehrerfortbildung des Zentrums für Islamische Theologie in Münster. Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie, und Dr. Ahmet Ünalan, Vertreter des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, begrüßten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und leiteten in die Tagung ein.
Um die Grundlagen für den thematischen Schwerpunkt „Vielfalt der Islamischen Religionspraxis als Thema im islamischen Religionsunterricht“ zu legen, wurden am Vormittag Referate im Gesamtplenum gehalten.
Zunächst wurde das Thema aus theologischer Perspektive betrachtet. Dr. iur. Çefli Ademi, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Islamische Theologie, erklärte sehr anschaulich die Entstehung der verschiedenen Rechtsschulen im Islam. Er wies vor allem darauf hin, dass diese sich in der Geschichte stets gegenseitig anerkannten und keine den Wahrheitsanspruch für sich erhob. Alle Rechtsschulen waren sich darüber einig, dass die absolute Wahrheit allein bei Allah sein konnte. Die Menschen könnten mit ihren begrenzten Möglichkeiten nur Interpretationsversuche anstellen. Diese Erklärung unterstützte auch Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, der über das Thema „Vielfalt als Chance“ referierte. Er betonte, dass man nicht vom „Fremden“ sondern vom „Neuen“ sprechen solle, da dies Aufgeschlossenheit bedeute. Außerdem betonte er, dass nicht nur die Vielfalt in der Schöpfung und unter den Menschen von Allah gewollt sei, sondern auch die vielfältigen Auslegungsmöglichkeiten des Koran ihren Platz in der islamischen Tradition hätten.
Im Anschluss an die theologischen Hauptreferate gab Burcu Yilmaz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Islamische Theologie, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in ihrem Vortrag didaktische Hinweise, die ihnen als Hintergrundwissen in den Workshops dienen sollten. Dabei betrachtete sie das Fortbildungsthema in den Lehrplänen für den Islamischen Religionsunterricht in der Grundschule und der Sekundarstufe I in Nordrhein-Westfalen. Mit den vier Stichpunkten „Authentizität“, „Erfahrungsbezug“, „Religiöse Kommunikation“ und „Didaktische Reduktion“ schickte Burcu Yilmaz die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schließlich in die Workshops.
Die vier Workshops am Nachmittag wurden von erfahrenen Lehrkräften für den islamischen Religionsunterricht geleitet. In der ersten Phase leitete Dr. Ahmet Arslan den Workshop für die Primarstufe zum Thema „Innerislamische Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Ausübung der religiösen Rituale“. In Anlehnung an den Lehrplan für die Grundschule sensibilisierte er die Workshopteilnehmerinnen und –teilnehmer dafür, das Augenmerk im Primarbereich auf die Gemeinsamkeiten zu legen. Die Unterschiede zwischen den Rechtsschulen sollten im Sekundarbereich thematisiert werden, da dies nicht nur das detaillierte Wissen über religiösen Rituale in verschiedenen Rechtsschulen bei den Lehrkräften voraussetze, sondern auch die kognitive Urteilsfähigkeit bei den Schülerinnen und Schülern. Den Workshop für die Sekundarstufe I leitete in dieser Phase Markus Gerhold. Als schiitischer Religionslehrer konnte er zum Thema „Die Entstehung der Rechtsschulen und die Hauptunterschiede in der Ausübung der religiösen Rituale“ einen besonders authentischen Beitrag leisten.
In der zweiten Phase widmeten sich beide Workshops dem Thema „Vielfalt als Chance“. Betül Duru und Hüseyin Çetin legten im Primarbereich den Schwerpunkt auf interreligiöse Unterrichtsideen. Sie begründeten ihre Auswahl mit der Lebenswelt der Kinder im Grundschulalter in einer mehrheitlich nicht-muslimischen Gesellschaft. Neben der anschaulichen Präsentation der beiden Referenten kam es auch zu fruchtbaren Diskussionen unter den Workshopteilnehmerinnen und –teilnehmern. Den Workshop für die Sekundarstufe I leitete Bernd Ridwan Bauknecht. Er griff Punkte aus den Hauptreferaten auf und legte einen besonderen Schwerpunkt auf den Begriff der „Korandidaktik“.
Das Abschlussplenum rundete den Tag schließlich ab. Dort hatten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch einmal die Gelegenheit Fragen an die Workshopleiterinnen und -leiter zu stellen. Außerdem nahmen die Organisatoren Anregungen und Themenvorschläge für die nächsten Lehrerfortbildungen entgegen.
Die große Resonanz und die positiven Rückmeldungen bestärkten das Team der Religionspädagogik am Zentrum für Islamische Theologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster darin, schon jetzt die Planungen der nächsten Lehrerfortbildung für Lehrkräfte des islamischen Religionsunterrichts aufzunehmen. Am 28. Mai 2015 ist es bereits wieder soweit.