Ein gelingender Dialog über Fachgrenzen hinweg setzt neben der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit Konzepten, die das Forschungsfeld demarkieren, selbstverständlich auch einen intensiven Austausch über Theorien und Modelle voraus, die als Kern universeller Methoden oder sogenannter Bindestrichdisziplinen über den "reinen" Rechts- bzw. Literaturbegriff hinaus verweisen. Das Forum Theorie ist also ein Ort, an dem sich unabhängig von der Zuordnung der einzelnen Teilprojekte zu den jeweiligen Projektbereichen alle Beteiligten übergreifenden theoretischen Fragestellungen widmen und einschlägige, forschungsorientierte Modelle diskutieren können. Als Ausgangspunkt mag hierbei zunächst die Diskussion der wechselseitigen Relevanz disziplinärer Konzepte dienen: Welche Bedeutung hat die Rechtstheorie für die Literaturtheorie, und welche Bedeutung hat die Literaturtheorie für die Theorie des Rechts? Wer sich um Antworten auf solche Fragen bemüht, der legt durch disziplinäre Selbstreflexion die Basis für interdisziplinäre Zusammenarbeit. Das Forum Theorie dient zudem auch in besonderer Weise der Verzahnung der Teilprojekte mit dem integrierten Graduiertenkolleg MGK, weil es die Graduierten in die kritische Evaluation der Theorieangebote der beteiligten Disziplinen mit einbezieht. Auf diese Weise ist es zugleich ein wichtiges Element der SFB-Nachwuchsförderung.
Das Hauptanliegen des Forums Theorie liegt indes nicht in der unvermeidlichen Reflexion über Grundbegriffe, sondern in der gemeinsamen Erörterung theoretischer Modelle, mit deren Hilfe oder auf deren Grundlage die verschiedenen Teilprojekte ihre Analysen schärfen und ihre Beobachtung zueinander ins Verhältnis setzen. Dem Forum liegt dabei keinesfalls die Idee zugrunde, dass alle Teilprojekte auf dieselben Theorien verpflichtet werden sollen; vielmehr geht es darum, den Austausch über Theorien zu befördern, die als übergeordnete Erklärungsmodelle dienen könnten.
Im Hinblick auf die drei Projektbereiche wird nach dem Nutzen gefragt, den Theorien zur Erklärung hermeneutischer Probleme sowie der Herausbildung von Recht als einem oft thematisierten Gegenstand literarischer und rechtlicher Texte haben (Materialität); inwiefern Recht und Literatur sich ähnlicher Argumentationsfiguren zur theoretischen Legitimation richtiger Auslegung sowie der Geltung von Normen bedienen und wie diese zu analysieren sind (Komparativität); inwiefern und von welchen theoretischen Aspekten schließlich gesagt werden kann, dass sie Recht und Literatur begründen (Konstitutivität).