Theorieplattform D Konflikt
Der Konflikt lässt sich als eine Form der Vergesellschaftung verstehen. Danach entfalten Konflikte eine sozial integrierende Funktion, indem in ihrem Verlauf soziale Normen, Werte und Strukturen neu ausgehandelt werden. Demgegenüber betonen spieltheoretische Entwürfe die in Konflikten liegende Tendenz zur Eskalation, die desintegrative Folgen haben kann. In jedem Fall werden Konflikte als ein wichtiger Motor gesellschaftlichen Wandels angesehen. Die Theorieplattform D untersucht, inwiefern Religion als genuiner Konfliktfaktor wirkt und die Struktur von Konflikten in spezifischer Weise beeinflusst.
Dabei erscheint die konflikttheoretische Unterscheidung von Wert- oder Anerkennungskonflikten und Interessenkonflikten hilfreich. Während widerstreitende materielle Interessen durch Teilung der umstrittenen Güter zum Ausgleich gebracht werden können, werden symbolische Güter wie Ehre und soziale Identität, die Anerkennung höchster Werte und Glaubenswahrheiten von den Beteiligten meist als unverhandelbar angesehen.
Die Überlagerung verschiedener Konfliktfaktoren verstärkt in der Regel die Konflikte und verschafft den beteiligten Konfliktparteien einen Hebel zur Einflussnahme auf Machtverteilungs-, Eigentums- und Anerkennungsverhältnisse. Für die hier verfolgte Frage nach der dynamischen Potenz von Religion sind solche konflikttheoretischen Überlegungen von zentralem Interesse.
Die Theorieplattform D Konflikt schließt an Forschungen der vergangenen Förderphasen (2007–2018) im damaligen Forschungsfeld D Gewalt an.