Theorieplattform B Differenzierung
Der Wandel des Verhältnisses von Religion und Politik lässt sich anhand verschiedener Theorien zur Differenzierung autonomer gesellschaftlicher Funktionssysteme interdisziplinär untersuchen. Nicht zuletzt das Konzept der Säkularisierung lässt sich differenzierungstheoretisch fassen. Soziale Differenzierung bedeutet, dass sich im Laufe der Geschichte im ständigen Wechsel der Ereignisse und Umbrüche, der Innovationen und Rückschläge, der Wiederholungen und des Vergessens soziale Unterscheidungen herausbilden, die über längere Zeit recht stabil bleiben und nicht mehr ohne weiteres rückgängig gemacht oder vernachlässigt werden können. Dabei handelt es sich um institutionelle Arrangements, soziale Rollen, Diskurse und Praktiken, die sich ausdifferenzieren, indem sie sich gegeneinander abgrenzen. Diese Grenzen sind immer wieder Gegenstand von Konflikten und Aushandlungsprozessen, auch zwischen Religion und Politik.
Die Mitglieder des Exzellenzclusters diskutieren intensiv die Frage, inwiefern Differenzierungstheorien als interdisziplinäre Arbeitsgrundlage zwischen Sozial-, Rechts- und Geschichtswissenschaft taugen und welche dieser Theorien am hilfreichsten sind. Ein disziplinübergreifender Konsens darüber ist kaum herzustellen. Angesichts der großen Rolle, die Differenzierungstheorien für Konzepte der Säkularisierung bisher gespielt haben und noch spielen, ist es aber geboten, sich weiterhin mit ihnen auseinanderzusetzen und sie weiterzuentwickeln.
Die Theorieplattform B Differenzierung schließt an Forschungen der vergangenen Förderphase (2013–2018) in der damaligen Arbeitsplattform E Differenzierung und Entdifferenzierung an.