Moralische Sozialisation im Kulturvergleich
Projektverantwortliche: Sri Indah Pujiastuti, M. Pd., Melanie Schwarz, M. Sc.
Projektbeteiligte: Prof. Dr. Manfred Holodynski
Projektverantwortliche: Sri Indah Pujiastuti, M. Pd., Melanie Schwarz, M. Sc.
Projektbeteiligte: Prof. Dr. Manfred Holodynski
Der Erwerb von Wissen um Werte und Normen sowie deren Verinnerlichung ist eine der Hauptaufgaben in der psychosozialen Entwicklung eines Kindes. Dieser Prozess findet zum einen implizit statt, zum anderen wird die Sozialisierung explizit durch Erziehungspraktiken von Bezugspersonen initiiert (Baumrind, 1978). Primäre Bezugspersonen sind dabei die Eltern, aber auch Erzieher und Lehrer beeinflussen die Werteorientierung (Albert, Trommsdorff, & Wisnubrata, 2009). Zu den wichtigsten Komponenten universaler Erziehungspraktiken zählt die Erziehung und Aktivierung von moralischen Emotionen (Quinn, 2005). Angst machen, Beschämen oder Loben sind Praktiken, die an explizite Bewertungen gekoppelt sind und eine Bedrohung oder Sicherstellung elementarer Bedürfnisse signalisieren. Moralische Emotionen haben daher eine wichtige Funktion bei der Vermittlung sozial akzeptierter Normen (Röttger-Rössler, Scheidecker, Jung, & Holodynski, 2013). Betrachtet man besonders die Weitergabe moralischer Werte, kommen spezifische moralische Emotionen zum Tragen.
Obwohl die Weitergabe von Werten ein universelles Phänomen ist, gibt es kulturspezifische Unterschiede in der Intensität, im Inhalt und im Verlauf der Erziehungsstrategien. Dass nicht jede Erziehungsstrategie in jeder Kultur angewandt wird, hängt auch mit den kulturspezifischen Erziehungszielen zusammen (Trommsdorff, & Kornadt, 2003; Quinn, 2005). Kleis (2012) stellte fest, dass in Deutschland Glück, Selbstbewusstsein und Selbstverwirklichung zu den wichtigsten Erziehungszielen gehören. Im kollektivistisch geprägten Indonesien hingegen werden Erziehungsziele wie Gehorsam, Harmonie und Konformität besonders gefördert (Albert et al., 2009).
Um den kulturellen Einfluss auf Erziehungsziele und Erziehungspraktiken sowie die kindliche Entwicklung bzgl. moralischer Werte und Emotionen zu untersuchen, wurden als ökosoziale Kontexte Münster in Deutschland und Yogyakarta in Indonesien ausgewählt. Da sich bisherige Literatur der Untersuchung dieser und ähnlicher Fragestellungen meist im familiären Rahmen gewidmet hat, professionelle Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten jedoch eine immer größere Rolle als Sozialisationshelfer spielen, werden die Studien in Kindertagesstätten durchgeführt. Entsprechend bisheriger Kenntnisse zur moralischen Entwicklung (z.B. Rakoczy, & Schmidt, 2013) werden Kinder zwischen 2 und 6 Jahren untersucht. Da gezeigt wurde, dass die semantische Ebene bei der Untersuchung moralischer Emotionen eine wichtige Rolle spielt (Hutcherson, & Gross, 2011), wird zudem eine ethnolexikographische Analyse der Emotionsbegriffe durchgeführt.
Folgende übergeordnete Fragestellungen werden kulturspezifisch und -vergleichend untersucht:
Zur Analyse werden sowohl qualitative als auch quantitative Methoden herangezogen:
Befragung der Erzieherinnen und Erzieher:
Beobachtung der Erzieherinnen und Erzieher und Kinder:
Zwischen September 2016 und September 2017 wurden in Münster und Bielefeld, Deutschland sowie in zwei Feldforschungsaufenthalten in Yogyakara, Indonesien, Erhebungen in über 30 Kindertagesstätten durchgeführt, wobei ca. 200 Erzieherinnen und Erzieher an der Befragung teilnahmen und über 150 Stunden teils multiperspektivische Videobeobachtungen des KiTa-Alltags aufgezeichnet wurden