Thomas Birkner auf Spiegel Online zum Medienkanzler Helmut Schmidt
(19.11.2015) In persönlichen Gesprächen und umfangreichen Archivrecherchen hat sich Dr. Thomas Birkner vom Institut für Kommunikationswissenschaft der WWU Münster mit Helmut Schmidt auseinandergesetzt. Im Mai 2014 stellte Birkner „Den Mann des gedruckten Wortes“ noch im Beisein des Altkanzlers vor und gibt in seiner aktuellen Publikation „Medienkanzler“ einen Gesamtüberblick über den medialen Umgang der bundesdeutschen Kanzlerdemokratie bis heute. Anlässlich des Todes von Helmut Schmidt am 10. November 2015 fasst Birkner auf Spiegel Online zusammen, wodurch sich der fünfte Bundeskanzler in Bezug auf seine Medienstrategie auszeichnete, in welchem Verhältnis er und die Medien standen.
Schmidts mehr als achtjährige Kanzlerschaft (1974-1982) fällt in eine schwierige Zeit für Deutschland, als die Rote Armee Fraktion (RAF) ihren Terrorismus gegen die politische und wirtschaftliche Elite der Bundesrepublik richtet. Wegen seiner harten Linie gegenüber der RAF und seiner konservativen Rüstungspolitik galt Schmidt als ebenso konsequent wie umstritten. Auch in seiner Haltung gegenüber den Medien beschreibt Birkner ihn als unbeirrbar – zum Wohle der Pressefreiheit. Denn obwohl Schmidt durchaus nicht jeden journalistischen Output schätzte, war ihm die Unabhängigkeit der Medien ein unvergleichlich hohes Gut in einer Demokratie. Wie der prinzipientreue und als Kettenraucher berüchtigte Hanseat mit den Journalisten und ihrer Kritik umging, erörtert Birkner auf Spiegel Online. Nach dem verlorenen Misstrauensvotum, das Helmut Kohl zum Nachfolger machte, verlagerte Schmidt den Ausdruck seiner politischen Werte und Ansichten verstärkt auf die Wochenzeitung Die Zeit, deren Mitherausgeber er seit 1983 war. Schmidts publizistisches Vermächtnis umfasst mehr als 300 „Zeit“-Artikel, aber auch zahlreiche Sammelbandbeiträge. Bis zu dessen Tod war der Altkanzler in politischen Fragen ein geschätzter wie auch streitbarer Gesprächspartner, nicht zuletzt aufgrund seiner kritischen Position in der Ukraine-Krise, aber auch wegen seines beherzten Plädoyers für ein gemeinsames, friedliches, florierendes Europa, in das Deutschland sich bestmöglich einfügen solle. Schmidt starb am 10. November 2015 im hohen Alter von 96 Jahren in seinem Haus in Hamburg.
Inwiefern sich Helmut Schmidts Kanzlerschaft etwa von der seines SPD-Weggefährten Willy Brandt oder seines Gegenspielers Helmut Kohl im Umgang mit den Medien unterscheidet, hat Thomas Birkner zusammen mit Masterstudierenden der Kommunikationswissenschaft sowie der Strategischen Kommunikation am Münsteraner Institut für Kommunikationswissenschaft erarbeitet. Am 24. November 2015 erscheint das Buch „Medienkanzler“, das im Detail analysiert, welche Medienstrategie der jeweilige Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin pflegen und wie sich das Verhältnis von Politik und Medien über die Zeit wandelt. Im Zentrum steht eine Gegenüberstellung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Kanzlerschaften, wobei verschiedene Phasen der Medialisierung der Politik abgebildet werden.
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