Neues Forschungsprojekt am IfK zum Konsumentenvertrauen in einer Sharing Economy
(08.12.2015) Für die wachsenden Nutzergemeinschaften von virtuellen Tausch- und Angebotsplattformen, wie Airbnb.com für Unterkünfte, steht der gewünschten Vielfalt und Flexibilität etwa das Risiko des Betrugs gegenüber. Vertrauen ist hierbei ein handlungsleitender Faktor. Wie Kommunikations- und Vertrauensprozesse in einer digitalen Welt des Tauschens und Teilens funktionieren, untersucht Christian Wiencierz bis Oktober 2016 im Forschungsprojekt „Konsumentenvertrauen in einer Sharing Economy“ unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrike Röttger am Institut für Kommunikationswissenschaft der WWU Münster.
Als eines von fünf förderwürdigen Projekten mit wissenschaftlicher Exzellenz im Bereich Verbraucherforschung wurde das am IfK angesiedelte Vorhaben „Konsumentenvertrauen in einer Sharing Economy“ vom Beirat des Kompetenzzentrums Verbraucherforschung NRW (KVF NRW) im Jahr 2015 ausgewählt. Das KVF NRW ist eine gemeinsame Einrichtung des Landesministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung (MIWF) sowie desjenigen für Verbraucherschutz (MKULNV) und der Verbraucherzentrale NRW. Ergebnisse der Forschungsprojekte werden in Working Papers und kurzen Fact Sheets veröffentlicht.
Bei einer Sharing Economy handelt es sich um ein soziales und ökonomisches System basierend auf digitalen Netzwerktechnologien, die verschiedene Arten von Marktplätzen schaffen und so kollaborativen Konsum ermöglichen. Da immer auch ein Risiko besteht, getäuscht oder betrogen zu werden, ist Vertrauen als eine riskante Vorleistung der NutzerInnen zu betrachten. Zudem sammeln die Sharing-Economy-Anbieter umfangreiche Nutzerdaten mit der Absicht, diese anschließend zu kommerzialisieren. Aus Sicht der Verbraucherforschung ist es von besonderer Relevanz, welche Merkmale des Sharing-Economy-Anbieters oder der AustauschpartnerInnen vertrauenserweckend wirken und welches Bewusstsein die NutzerInnen für mögliche Risiken in der Sharing Economy haben. Durch die erstmalige systematische Untersuchung dessen, wie Vertrauensbildung zwischen NutzerInnen und Anbietern einerseits sowie den untereinander meist unbekannten NutzerInnen andererseits ablaufen, kann das IfK-Projekt Rückschlüsse auf Entscheidungs- und Handlungskompetenzen ziehen, die unter anderem für möglichen Datenmissbrauch und Täuschung sensibilisieren sollen.
Wiencierzs Grundlagen in der Vertrauensforschung
Für das neue IfK-Forschungsprojekt schöpft Christian Wiencierz aus den theoretischen und empirischen Grundlagen seiner Promotion zum Thema „Vertrauen in Parteien durch Gespräche über Wahlwerbung. Der Einfluss interpersonaler Kommunikation über Wahlwerbung auf das Vertrauen in politische Parteien“, die er im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs „Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt“ am 19. November 2015 erfolgreich mit der Gesamtnote magna cum laude abgeschlossen hat. In seiner Dissertation beschäftigt sich der Kommunikationswissenschaftler mit der Wahlentscheidung von BürgerInnen als einen Vertrauensprozess, der eine wichtige Ressource für politische Parteien darstellt. Ausgehend von soziologischen und psychologischen Vertrauensansätzen sowie dem sozialpsychologischen Modell des Wählerverhaltens zeigen seine Ergebnisse, dass Parteien mit ihrer Wahlwerbung interpersonale Gespräche über politische Sachverhalte erzeugen können. Dabei besteht ein Zusammenhang zwischen der Gesprächskonnotation und der Vertrauenswürdigkeit der Parteien, welche sich wiederum als signifikanter Prädiktor für die Wahlentscheidung der BürgerInnen erweist. Erstbetreuerin war Prof. Dr. Ulrike Röttger vom Institut für Kommunikationswissenschaft, Zweitbetreuerin Prof. Dr. Regina Jucks vom Institut für Psychologie in Bildung und Erziehung an der Westfälischen Wilhelms-Universität.
Auf Basis seiner Vorarbeiten leitet Wiencierz einen interdisziplinären Vertrauensansatz für den Kontext der Sharing Economy ab, um die Vertrauensprozesse in kollaborativen Beziehungen aufzuschlüsseln und Risikofaktoren zu identifizieren.
Ansprechpartnerin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Magdalena Bollmann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Telefon: +49 251 83-24653
Telefax: +49 251 83-21310 (Geschäftszimmer IfK)
Inhaltliche Rückfragen an:
Christian Wiencierz
Wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Projekten
„Konsumentenvertrauen in einer Sharing Economy“ sowie
„Veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und neue Megatrends
als Herausforderung für die Unternehmenskommunikation“
Telefon: +49 251 83-23014
Telefax: +49 251 83-21310 (Geschäftszimmer IfK)