Gewalt in digitalen Spielen – Kontroverse über 25 Jahre Medienwirkungsforschung

(18.12.2013) In der Fachzeitschrift European Psychologist ist ein Beitrag von Malte Elson (Institut für Kommunikationswissenschaft, Münster) und  Christopher J. Ferguson (Stetson University, Florida) mit Titel „Twenty-five years of research on violence in digital games and aggression: Empirical evidence, perspectives, and a debate gone astray” erschienen. Darin diskutieren die beiden Medienpsychologen den Forschungsstand um die Frage, ob Gewalt in digitalen Spielen ursächlich für Aggression beziehungsweise aggressive Handlungen ist.

Kommunikationswissenschaft, Psychologie und angrenzende Forschungsdisziplinen beschäftigen sich seit über zwei Jahrzehnten mit Mediengewalt und möglichen Auswirkungen auf das menschliche Handeln. Immer wieder angeheizt wird die Debatte nach Amokläufen, wie zum Beispiel dem Schulmassaker von Sandy Hook oder dem Anschlag auf Utøya. Dabei ziehen Medien, Öffentlichkeit und Politik oft schnelle Rückschlüsse aus der Medienrezeption der Täter, wenn diese etwa gewalthaltige Spiele nutzten.

Moralische Panikmache fände sich ebenfalls in vielen ideologisch geleiteten Wissenschaftsstudien, die einen empirisch nicht haltbaren Zusammenhang zwischen Mediengewalt und menschlicher Aggression herstellten, argumentieren Elson und Ferguson in ihrem Beitrag. Sie plädieren für einen stärkeren Einbezug von biologischen und entwicklungspsychologischen Faktoren über die sozial-kognitive Perspektive hinaus und bemängeln die methodologischen Unzulänglichkeiten in der aktuellen Forschung. Hierfür geben der IfK-Wissenschaftler und sein US-amerikanischer Kollege einen Überblick über den 25 Jahre alten Forschungsstand zu dem Thema – einerseits zu ausgewählten Theorien und Modellen, darunter das General Aggression Model und Catalyst Model, andererseits zu empirischen Untersuchungsdesigns, darunter Laborexperimente, Quer- und Längsschnittstudien sowie meta-analytische Forschung. Elsons und Fergusons Ansatz wird in der Fachzeitschrift European Psychologist von verschiedenen internationalen Experten aus dem Forschungsfeld kommentiert und kontrovers diskutiert.

Bushman, Brad J./Huesmann, L. Rowell (online first): Twenty-five years of research on violence in digital games and aggression: A reply to Elson & Ferguson (2013). In: European Psychologist. doi: 10.1027/1016-9040/a000164

Krahé, Barbara (online first): Restoring the spirit of fair play in the debate about violent video games: A comment on Elson and Ferguson (2013). In: European Psychologist. doi: 10.1027/1016-9040/a000165

Warburton, Wayne (online first): Apples, oranges and the burden of proof: Putting media violence findings in context. In: European Psychologist. doi: 10.1027/1016-9040/a000166


Abschließende Replik der Autoren:

Elson, Malte/Ferguson, Christopher  J. (online first): Does doing media violence research make one aggressive? The ideological rigidity of social cognitive theories of media violence and response to Bushman and Huesmann (2013), Krahé (2013), and Warburton (2013). In: European Psychologist. DOI: 10.1027/1016-9040/a000185